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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Haustür. »Das mußt du dir ansehen«, sagte er und führte Tom zum Boot zurück. Hai war bereits alt gewesen, als Tom Lasker noch zur Schule gegangen war; sein Haar, in jenen Tagen grau, war inzwischen weiß geworden. Er war ein großer, methodischer Mann, der nicht einmal ins Badezimmer ging, ohne zuvor darüber nachgedacht zu haben. »Das ist eine wirklich sehr merkwürdige Sache, Tom«, erklärte er.
    »Was meinst du?« erkundigte sich Lasker.
    »Sieh dir die Stelle an, wo der Mast im Deck verschwindet.«
    Lasker tat, wie ihm geheißen wurde. »Was ist damit?«
    »Alles aus einem Guß. Der Mast hätte aus einem anderen Material hergestellt sein müssen, sollte man jedenfalls meinen. Und dann im Boot verankert. Das hier sieht alles aus, als wäre es aus einem Guß.«
    Riordan hatte recht. Es gab keine Fassungen, keine Nähte, keine Schrauben oder Bolzen, nichts. Lasker grunzte. Er wußte nicht, was er dazu sagen sollte.
     
    Am nächsten Morgen mietete Lasker einen Trailer. Ein Bauunternehmer aus Grand Forks hob die Yacht mit einem Kran auf den Trailer und schleppte sie zur Scheune.
    Die Menschenmenge wuchs mit jedem Tag. »Du solltest Eintritt verlangen«, schlug Frank Moll vor, ehemaliger Bürgermeister und pensionierter Zollbeamter. »Die Leute kommen inzwischen sogar den ganzen Weg von Fargo bis hierher.« Moll war ein gelassener, bärtiger, kleiner und stark untersetzter Typ. Er war einer von Laskers ältesten Zechkumpanen.
    »Was hältst du von der Sache, Frank?« fragte Tom Lasker. Sie standen auf dem Feldweg und beobachteten Ginny und Franks Frau Peg dabei, wie sie versuchten, den Verkehr zu steuern.
    Moll blickte Lasker an, dann das Boot. »Und du hast wirklich keine Ahnung, wie es dorthin gekommen ist, Tom?« In seinem Tonfall lag ein leiser Vorwurf.
    »Nein.« Voller Verzweiflung. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Moll schüttelte den Kopf. »Bei jedem anderen, Tom«, sagte er, »würde ich denken, es ist ein Schwindel.«
    »Es ist kein Schwindel.«
    »In Ordnung. Ich weiß nicht, welche Rolle du bei der Sache spielst. Das Boot scheint sich in gutem Zustand zu befinden, also ist es erst vor kurzem vergraben worden. Wann könnte das gewesen sein?«
    »Ich weiß es nicht. Niemand hätte es vergraben können, ohne Spuren zu hinterlassen.« Lasker blinzelte zum Hügelkamm und beschattete die Augen. »Ich weiß nicht, wie sie es gemacht haben könnten.«
    »Was mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet«, sagte Moll, »das ist die Frage nach dem Warum. Warum sollte jemand ein Boot wie dieses vergraben? Das Ding muß eine halbe Million Dollar wert sein.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und ließ den Blick auf der Yacht ruhen. Sie stand nun dicht beim Haus, neben dem Feldweg, auf ihrem Trailer. »Sie ist übrigens ein Eigenbau.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Nichts einfacher als das.« Moll deutete auf das Heck. »Keine Seriennummer auf dem Schiffsrumpf. Sie müßte eingestanzt sein, genau wie die Fahrgestellnummer in deinem Wagen.« Er zuckte die Schultern. »Ich kann nichts entdecken.«
    »Vielleicht wurde das Schiff gebaut, bevor eingestanzte Seriennummern zur Pflicht wurden.«
    »Das ist schon eine ganze Weile her.«
     
    Sie spritzten die Segel direkt hinter der Scheunentür mit einem Wasserschlauch ab. Das Tuch war weiß, die Sorte Weiß, die in den Augen weh tat, wenn die Sonne darauf schien. Die Segel sahen nicht so aus, als wären sie jemals im Dreck vergraben gewesen.
    Lasker stand in der Scheune, die Hände in den Taschen, und betrachtete die Segel. Zum ersten Mal wurde ihm bewußt, daß er nun stolzer Besitzer einer schönen Yacht war. Er hatte die ganze Zeit über angenommen, daß sich irgend jemand melden und das Boot als sein Eigentum beanspruchen würde. Doch an jenem stillen, bleichen, kalten Sonntag, beinahe zwei Wochen, nachdem sie das Schiff ausgegraben hatten, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, als gehörte es ihm. Ob ihm das nun paßte oder nicht.
    Lasker war niemals selbst segeln gewesen, höchstens ein- oder zweimal mit jemand anderem am Ruder. Er kniff die Augen zusammen und stellte sich vor, wie er zusammen mit Ginny im Sommer an der Küste von Winnipeg entlangglitt, während die Sonne langsam im Meer versank.
    Doch als er zu dem Hügel ging und in das offene Loch am Westrand seiner Farm starrte, aus dem sie das Schiff geholt hatten, fuhr ein kalter Hauch durch seine Seele.
    Es hatte keinen Sinn, ein Geheimnis daraus zu machen.
    Die ganze Geschichte war ihm

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