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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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KAPITEL 1

    »Sind wir sicher, dass es Selbstmord war?«
    Lieutenant Ro Laren wandte sich an Sergeant Shul, neben dem sie den Gang entlangschritt. Dr. Simon Tarses folgte ihnen. »Noch ist gar nichts sicher«, antwortete sie. »Momentan wissen wir nur, dass Ratsmitglied zh’Thane behauptet, Thriss habe sich in Shars Quartier das Leben genommen.«
    Tarses runzelte die Stirn. »Während ihrer letzten Schicht auf der Krankenstation machte Thriss den Eindruck, als hätte sie ihre Depressionen weitestgehend überwunden. Auch Counselor Matthias zeigte sich bezüglich ihrer Fortschritte optimistisch. Ich kann kaum glauben, dass sie sich umgebracht haben soll.«
    »Falls nicht, haben wir es mit einem Mord zu tun, Doktor«, sagte Shul. »Ich will nicht zynisch klingen, aber angesichts dessen, was derzeit auf dieser Station los ist, wäre das das Letzte, was wir noch bräuchten.«
    Ro schnaubte zustimmend, senkte ihre Stimme jedoch, bevor sie weitersprach. Andorianische Antennen waren sehr feinfühlig, und sie wusste nicht, ob sie wirklich allein im Korridor waren. »So oder so bedenken Sie bitte eines: Andorianische Sitten und Gebräuche unterscheiden sich von den unseren. Ich kam bisher nicht dazu, Sie über gewisse … Aspekte des andorianischen Zusammenlebens zu informieren, auch wenn Sie sicherlich bereits den einen oder anderen Hinweis aufgeschnappt haben. Diese Untersuchung wird äußerst schwierig werden, insbesondere dank Ratsmitglied zh’Thanes Involvierung.«
    Beide Männer nickten. Als sie Shars Unterkunft erreichten, erwartete sie niemand vor der Tür, daher berührte Ro die Konsole an der Wand, die die Klingel aktivierte. »Ratsmitglied, hier sind Lieutenant Ro und Dr. Tarses.«
    Die Tür glitt auf. Es dauerte einen Moment, bis sich Ros Augen ans Dämmerlicht jenseits der Schwelle gewöhnt hatten und sie zh’Thane ausmachen konnte. Die sonst so makellos auftretende Andorianerin war ein Schatten ihrer selbst. Ihre Frisur war zerzaust, und ihrer Kleidung nach zu urteilen, musste sie die Kunde der Tragödie aus dem Schlaf gerissen haben.
    Ro hatte die Schwelle noch nicht überschritten, als zh’Thane warnend die Hand hob. »Wer ist der andere Mann?«
    »Sergeant Shul Torem«, antwortete Ro und deutete auf ihren Deputy. »Er ist Forensikexperte und mit den Methoden der Sternenflotte vertraut. Außerdem kann er schweigen.«
    Tarses ergriff das Wort. »Ratsmitglied, vielleicht ist es noch nicht zu spät. Wenn Sie mir gestatten, näher zu treten, werde ich versuchen, Thriss zu retten.«
    Zh’Thane vollführte eine einladende Geste und wies damit indirekt auf zwei in der Raummitte kauernde Gestalten. Sie hatten die Köpfe geneigt und umklammerten einander. Auf einem Bett lag derweil Thriss, ein regloser Körper. »Sie scheint mir über jede Hilfe hinaus zu sein, Doktor«, sagte zh’Thane. »Sollten Sie etwas bewirken können, nur zu. Aber wahren Sie die Einheit des Körpers! Thriss’ Haut darf nicht verletzt werden.«
    Tarses nickte und trat näher, den Trikorder in der Hand und das Medikit über die Schulter geschwungen. Ro und Shul blieben derweil auf der Schwelle stehen.
    »Können Sie mir berichten, was vorgefallen ist?«, fragte Ro das Ratsmitglied.
    »Dizhei kam in Shars Quartier. Sie fürchtete, Thriss’ Depression könne stärker sein, als sie uns glauben ließ. Als sie Thriss fand, war sie bereits tot. Daraufhin rief sie Anichent und mich, und ich kontaktierte Sie.«
    »Gab es Anzeichen eines Kampfes?«, fragte Shul ruhig und sachlich.
    »Nein, Deputy. Dizhei hat Thriss geschüttelt, um eine Reaktion von ihr zu bekommen, aber Kampfspuren fanden sich nirgends. Auch keine gefährlichen Objekte oder Ähnliches – abgesehen hiervon.« Zh’Thane zog ein kleines Hypospray aus den Falten ihres Gewandes. »Thriss hielt es umklammert.«
    Mit der behandschuhten Rechten nahm Shul den Gegenstand an sich und ließ ihn in einen kleinen Plastikbeutel fallen, den er aus seiner Gürteltasche gezogen hatte. »Hat sonst noch jemand das Gerät berührt?«, fragte er und reichte den Beutel an Dr. Tarses weiter, der bereits mit geöffnetem Trikorder bereitstand.
    »Nicht dass ich wüsste. Ich nahm es persönlich aus Thriss’ Hand.«
    Ro schaute dem Ratsmitglied tief in die Augen. Zh’Thane hatte von Natur aus etwas Einschüchterndes an sich, und diese Situation war das reinste diplomatische Minenfeld. »Ratsmitglied, wie Sie mir unmissverständlich klarmachten, sind andorianische Sitten und Gebräuche nichts, was mit

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