Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
entschlossen waren. Jeder von ihnen war der Anführer von Hunderten oder Tausenden von Kriegern.
    »Woher kommt ihr?« begehrte Corian zu wissen. Sein Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass er nicht nur überrascht, sondern auch betroffen oder wütend war.
    »Wir waren auf dem Weg zum Hochmoor«, sagte Gapolo.
    Corian warf ihm einen durchdringenden Blick zu. Es war, als sehe er ihn zum erstenmal in seinem Leben. Langsam und fassungslos schüttelte Graf Corian den Kopf. »Zum Hochmoor?«
    »So ist es«, sagte Mythor. »Wir versuchten, das Land und die Bedingungen zu erkunden, die uns erwarten, bevor uns deine Krieger anhielten und mitnahmen.«
    »Du... ihr .. . wolltet der Schlacht aus dem Wege gehen, wie?«
    Alle anderen Anwesenden, die auf Quadern saßen oder die Landkarten umstanden, warteten schweigend den Ausgang dieses Gesprächs ab.
    Gapolo trat vor. Corian kannte ihn als ehrlichen und stolzen Mann, der zu seinem Wort stand.
    Mit der Faust im eisernen Kettenhandschuh schlug ze Chianez gegen seinen Brustpanzer und sagte hart: »Nein, Graf Corian! Wir wollten einen Weg finden, der uns allen hilft. Wir wollten wie gute Späher die Möglichkeiten erkunden, die das Hochmoor den Kriegern der Lichtwelt bietet. Du weißt, dass ein Heer von salamitischen Kriegern, mehr als achttausend Männer, hierher unterwegs ist? Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass wir in keine Falle laufen und keine Überraschungen erleben.«
    Corians Gesichtsausdruck verlor etwas von seiner Schärfe. In versöhnlicherem Ton sagte er: »Ihr könnt nicht so handeln, als wärt ihr allein auf der Welt. Natürlich weiß ich, dass ihr auf unserer Seite kämpfen werdet. Aber ihr müsst euch wie alle meiner Befehlsgewalt unterordnen!«
    Mythor hob die Hand und bekräftigte in festem Ton: »Gut. Also denn: Wie können wir dir helfen?«
    Seine Enttäuschung, nicht mehr länger unabhängig zu sein, war nicht sonderlich groß. Während der letzten Stunden hatte er sich an diese Gedanken und Überlegungen gewöhnen können. Schweigend und voller Spannung wohnten die Heerführer und Späher, die Abgeordneten und Abgesandten der Auseinandersetzung bei.
    »Überschreitet die Yarl-Linie!« sagte Corian.
    Gapolo und Mythor blickten sich überrascht an.
    Corian fuhr scheinbar ungerührt fort: »Kundschaftet aus, wie die Lage bei den Caer am Vorabend der schweren Auseinandersetzung ist!«
    »Du weißt also im Grunde nichts über die Caer, ihre Kampfstärke und ihre Pläne. Ist es so?« fragte Gapolo.
    Corian nickte mehrmals. »Du hast recht, ze Chianez!«
    Ein schwarzhaariger Mann, breitschultrig und in rostiges Eisen gekleidet, stand schräg hinter Corian. Zum erstenmal öffnete er seinen Mund, um zu sagen: »Es gibt Gerüchte. Der Großteil des Caer-Heeres soll bei den Städten gebunden sein.«
    »Also bei Darain, Akinlay und Aspira?« schaltete sich Cesano ein.
    »Das sagt man. Aber nichts ist gewiss«, antwortete der Riese und zupfte an den Enden seines Schnurrbarts.
    »Das würde bedeuten«, sagte Mythor nach kurzem Überlegen, »dass wir beim Hochmoor von Dhuannin nur auf geringen Widerstand stoßen würden?«
    Corian lachte kurz und voller Sarkasmus. »Wenn es stimmt, Mythor. Allerdings gibt es Gerüchte, und auch diese sind nicht von der Hand zu weisen, dass es jenseits der Yarl-Linie von diesen verdammten Caer-Priestern nur so wimmelt. Auch wenn es nur die halbe Wahrheit ist, stimmt es mich mehr als nachdenklich. Deswegen sollst du mit einigen wenigen Mutigen dorthin aufbrechen und uns Gewissheit bringen.«
    Hinter dem breitschultrigen Heerführer stand ein dünner Mann in roter Kleidung. Er flüsterte: »Es wird sich Unheimliches dort tun!«
    Er war einer der vielen Magier, mit denen sich der abergläubische Graf umgab. Mythor zog die Schultern hoch und wartete darauf, dass Corian weitersprach.
    »Ich will genau wissen, was hinter der Linie, jenseits des Flusses und am Hochmoor vor sich geht!« sagte Corian entschlossen. »Wir müssen es wissen! Wie sollten wir uns vorbereiten, wenn wir kein klares Bild haben?«
    »Du hast keine Kundschafter ausgeschickt?« wollte Gapolo wissen.
    »Viele sind ausgeschickt worden!« sagte Corian wütend. »Bisher ist nicht einer zurückgekommen.«
    »Die Priester haben sie gefangen und dämonisiert!« rief der Magier beschwörend.
    Gapolo machte eine wegwerfende Handbewegung, aber er schwieg.
    »Finde du heraus, Mythor«, sagte Corian ernst, »was dort geschieht.«
    Mythor nickte. Ze Chianez kündigte spontan an:

Weitere Kostenlose Bücher