Die Kundschafter
gehe ein Fieber um.«
»Ich verstehe euch«, fügte Mythor hinzu. Hark war nicht in ihrer Nähe, und auch die Krähenschwärme schienen zuviel für Horus zu sein. Er zog nicht wie gewöhnlich im ersten Morgengrauen seine Kreise. »Mir ist nicht anders zumute. He, Lamir, finden sich noch einige Brösel in deinen Satteltaschen?«
»Es wird gerade für uns vier reichen!« sagte der junge Mann und nickte eifrig. »Ich bringe es euch sofort.«
Er schwatzte einem Diener Graf Corians auch einen Krug Würzwein ab. Sie aßen und tranken in Eile. Als sich im Osten ein breiter, schwefliggelber Streifen Licht abzeichnete, saßen sie auf und ritten nach Südwest, dem Fluss Lorana entgegen.
Sie waren froh, den Eulenberg hinter sich zu wissen.
*
Das leichte und trügerische Gefühl der Trunkenheit - der heiße, starke Wein hatte sie zuversichtlich gestimmt - ließ nach. Buruna zügelte ihr Pferd und wartete darauf, dass Gapolo und Mythor aufholten.
»Irgendwo vor uns ist der Fluss. Dort. Hinter dem Wall«, sagte sie und zeigte auf einen langgezogenen Hügel, der mit schwärzlichen Nadelgewächsen bestanden war. »Du bist noch immer der Meinung, dass die Schlacht im Hochmoor nicht geschlagen werden sollte?«
Ferner Lärm war zu hören, es schienen menschliche Stimmen zu sein. Der Bitterwolf stand witternd da. Von Horus war jetzt nichts zu sehen.
Pandor kam neben Burunas Pferd zum Stehen und warf den Kopf mit dem langen Horn wiehernd in die Höhe.
»Noch immer!« bekräftigte Mythor. Auch er spürte noch ein wenig die Wirkung des Weines, des einzigen Getränks, das die Heerführer und Unterführer auf ihrem Befehlshügel zu sich zu nehmen schienen. »Vielleicht finden wir etwas heraus. Damit könnten wir Corian möglicherweise umstimmen. Sehen wir weiter. Ich rieche Flusswasser.«
»Ich höre Stimmen«, meinte Buruna. »Dort muss der Fluss sein.«
»Gleich werden wir ihn sehen«, bestätigte Gapolo. »Jedenfalls stimmt die Richtung. Die Lorana läuft von Ost nach West und führt an Elvinon vorbei. Weiter, Freunde.«
Dreimal hatten sie bisher mittelgroße Heeresteile getroffen, sich rasch mit den Anführern verständigt und ihnen aufgetragen, Graf Corian zu berichten. Aber keiner der Männer, die in ein undurchschaubares Abenteuer zogen, hatte etwas von den Caer-Priestern oder anderen Merkwürdigkeiten gesehen oder gehört.
Die vier Reiter galoppierten über ein Stück flaches Land, den Hang des Hügels zwischen dichter stehenden Bäumen hinauf und standen dann übergangslos auf dem Kamm des Ufers. Hier war die Lorana nicht breiter als einen knappen Bogenschuss. Mythor beugte sich überrascht nach vorn, als er die Wasseroberfläche in größerer Länge sehen konnte, dann lachte er kurz auf. »Betrunkene Ugalier auf Flößen. Sie singen Kampflieder.«
»Du hast recht«, rief Gapolo neben ihm aus. »Es tut wohl, fröhliche Kämpfer zu sehen und vor allem zu hören!«
Etwa hundert Schritt unter ihnen trieben hastig und grob zusammengefügte Flöße nach rechts. Die Strömung des Flusses war kräftig, aber nicht reißend schnell. Auf den Holzstämmen saßen, lagen und kauerten Männer in allen Stadien der Bewaffnung. Einige schienen zu schlafen, andere grölten Lieder, in denen die Worte »Kampf, Sieg, Schwerter, Blut und Rache« immer wieder, gereimt oder nicht, vorkamen. Andere Männer stachen mit Speeren ins Wasser und zogen tatsächlich den einen oder anderen Fisch heraus. Wieder andere versuchten, mit langen Paddeln die Flöße in einer bestimmten Richtung zu halten. Der Klang der Lieder aus rauen Kehlen schallte durch die Bäume und machte die Reittiere unruhig.
Schläuche voller Wein gingen auf den Flößen von Mund zu Mund. Die Stimmung war geradezu ausgelassen, obwohl vom Wasser leichter Nebel aufstieg. Es musste bitter kalt dicht über der Wasseroberfläche sein.
Buruna sagte, halb staunend und halb unsicher: »Ihr habt recht. Der Kleidung und den Rüstungen nach sind es Leute aus Ugalien. Sie ziehen tatsächlich in den Kampf und trinken sich Mut an.«
Langsam ritten die Kundschafter Graf Corians am rechten Ufer des Flusses neben den Flößen flussabwärts. Immer wieder schoben sich Baumstämme und die Büsche des Uferbewuchses zwischen sie und die Männer auf den dahinschaukelnden Flößen.
»Sie singen zu laut. Sie fürchten sich also«, bemerkte zutreffenderweise der Barde.
Der Schneefalke erschien plötzlich in der Luft, raste flügelschlagend zwischen den Baumwipfeln hindurch und jagte über den etwa
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