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Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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zehn Flößen hin und her. Der Wolf lief einige Schritte vor Mythors Reittier. Einen Augenblick lang dachte Mythor daran, dass sie sich als vier Silhouetten scharf gegen den hellen Himmel abheben mussten, als auch schon einer der halb trunkenen Männer schrie: »Dort oben sind Caer! Zeigt es ihnen, Brüder!«
    »Wo sind die unfehlbaren Bogenschützen?« grölte ein anderer. Die Echos hallten schaurig zwischen den Ufern. Der Gesang riss bis auf wenige Fetzen ab.
    »Hier!«
    Einige Männer, wohl noch einigermaßen nüchtern, zogen Pfeile aus den Köchern und legten sie auf die Sehnen ihrer Bogen. Sie visierten die vier Kundschafter an, konnten sie aber nur undeutlich wahrnehmen, weil sich immer wieder Stämme zwischen die Reiter und den Fluss schoben. Dann pfiffen die ersten Pfeile von den Flößen herauf. Anfeuernde Rufe und Schreie begleiteten jeden Schuss. Die Pfeile heulten durch die Luft und bohrten sich mit trockenem Krachen in Baumstämme, jaulten zwischen den Ästen hindurch und verloren sich irgendwo.
    Mythor, der angesichts der Betrunkenen keine sonderlich große Angst empfand, wandte sich an Gapolo. »Natürlich ist Pandor bekannt. Ich bin der Einhornreiter. Wir hätten die Tiere bei Corian lassen sollen!«
    »Wo sie sehr schnell«, bemerkte Gapolo in berechtigtem Spott, »den Besitzer gewechselt hätten, Mythor. Bist du von Sinnen?«
    »Noch nicht«, scherzte der Krieger und duckte sich unwillkürlich, als ein Pfeil bedrohlich nahe an ihm vorbeiheulte. »Du hast recht. Noch sind wir hier sicherer als an sonst einer Stelle.«
    Etwa zwei Dutzend Pfeile waren auf die Reiter abgefeuert worden. Inzwischen hatte die Geschwindigkeit der Reiter zugenommen. Sie bewegten sich gleichmäßig schnell und parallel zu den Männern auf den Flößen. Ab und zu schoben sich mächtige Felsbrocken zwischen die Bogenschützen und die Reiter. Aber wenn sich der Wald wieder lichtete, bildeten erneut Mythor und sein pechschwarzes Einhorn die Zielscheibe für die übermütigen Schützen.
    »Kampflieder singen sie!« entsetzte sich Lamir. »Ist es vorstellbar, dass die Floßfahrt zum Kampfplatz sie fröhlich macht?«
    »Es wird der reichlich getrunkene Wein gewesen sein«, schwächte Mythor ab.
    Der Fluss machte jetzt eine weite Schleife. Die Ufer wurden flacher, und die vier Reiter folgten dem Bitterwolf. Er trabte geradeaus auf einen langen, gewundenen Waldstreifen zu. Die Gewächse schienen das Ufer eines Baches zu kennzeichnen. Ein letzter Pfeil flog in hohem Bogen zwischen den Baumwipfeln hindurch und bohrte sich matt in eine Ackerfurche.
    Buruna setzte sich im Sattel zurecht und rief: »Es wird leichter sein, den Bach zu durchqueren als die Lorana.«
    Hinter den dürren Zweigen der Bäume sahen die Reiter Wasser aufblinken und undeutlich die Umrisse und Wände eines Hauses. Sie galoppierten bis an den erhöhten Rand des Zuflusses, wichen nach rechts aus und erblickten auf der rechten Uferseite der Lorana, aber jenseits des seichten Baches, tatsächlich ein Haus.
    »Es scheint eine Mühle zu sein!« stellte Mythor fest. »Vielleicht bekommen wir eine warme Mahlzeit.«
    In der Lorana drehten sich zwei mächtige Mühlräder. Das Wasser des Baches, der durch ein hölzernes Wehr aufgestaut war, trieb ein drittes unterschlächtiges Wasserrad an. Auf ein Zeichen Gapolos trieben die Freunde ihre Pferde durch den Bach. Das Wasser reichte den Tieren an dieser Stelle nicht einmal bis an den Bauch. Auf dem gegenüberliegenden Ufer brachte sie ein Pfad bis knapp an das auffallend lang gebaute Holzhaus.
    »Das Haus wirkt auf mich wie ein gestrandetes Schiff«, murmelte Mythor.
    »Ich kann erkennen, dass auch die Planken und Bretter mit Harz oder Pech versiegelt sind wie bei einem Schiff oder Boot«, stimmte Buruna zu. »Sehen wir doch nach!«
    »Nur zu.«
    Gapolo sprang aus dem Sattel, packte sein Pferd am Zügel und führte es auf eine Art große Kanzel zu. Auch dieser Vorsprung war ungewöhnlich und wirkte nicht wie die Verzierung eines Gebäudes. Eine breite Planke führte schräg aufwärts.
    »Dort treiben sie vorbei, unsere singenden und bogenschießenden Freunde«, sagte Lamir und deutete an der Hausecke vorbei auf den schnell dahinströmenden Fluss. Die Flöße schossen vorbei, ohne ihre Richtung zu ändern. Diesmal beschossen die Ugalier die Mühlenräder mit den Pfeilen und freuten sich über jeden Treffer, als ob sie einen Caer-Priester gespickt hätten.
    Die Mühle entpuppte sich aus der Nähe als ein riesiges Langhaus. Es stand

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