Die Kunst, anders zu leben
die man folgendermaßen definieren kann:
Eine Person oder Gruppe, die ein eigennütziges Interesse daran hat, die Entscheidungsmöglichkeiten anderer Menschen einzuschränken. 2. Ein Hindernis, das man überwinden muss, um auf unkonventionellem Weg erfolgreich sein zu können.
Gatekeeper verstehen es sehr gut, Ihnen klarzumachen, welche Möglichkeiten Ihnen offenstehen, und vermitteln Ihnen damit die Illusion der Freiheit, während sie Ihnen gleichzeitig den Zugang zu den Dingen versperren, auf die es wirklich ankommt. Das ist so, wie wenn jemand Sie fragen würde: »Was ist dir lieber: a oder b ?« – ohne Ihnen zu verraten, dass auch c, d und e durchaus sinnvolle Alternativen sind.
Im Fall von Tim DeChristopher gab die Behörde für Landverwaltung vor, die Auktionen seien fair, weil die Teilnahme daran »jedermann« offenstand. Doch in Wirklichkeit stehen nur sehr wenige Möglichkeiten allen Menschen offen. Der Zugang zu den Auktionen war beispielsweise denjenigen Leuten vorbehalten, die mindestens 1,2 Millionen Euro übrig hatten – wodurch sich der Teilnehmerkreis de facto auf große Ölkonzerne beschränkte.
Sich klarzumachen, dass sich nur wenige Chancen in wirklich demokratischer Weise allen Menschen bieten, ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Anfechtung bestehender Autoritäten. Universitäten stehen allen Menschen offen, die in der Lage sind, einen standardisierten Test zu bestehen. Kirchen und andere religiöse Institutionen stehen allen Menschen offen, die bereit sind, eine bestimmte Lehre zu akzeptieren, in der genau festgelegt ist, welche Glaubensvorstellungen »erlaubt« sind und welche nicht. Und wenn ein Mitglied sich zu weit außerhalb dieser allgemein akzeptierten Grenzen bewegt, wird es als »Abweichler« bezeichnet und von den anderen ausgegrenzt.
Vielleicht werden Sie nicht gerade bei einer staatlichen Landauktion gegen Shell und ExxonMobil antreten müssen, doch auch Ihnen werden sich mit ziemlicher Sicherheit einige Gatekeeper in den Weg stellen. Wenn Sie sich zum Beispiel bei einer Universität oder Firma bewerben, werden Sie Gatekeepern begegnen, die über viele wichtige Aspekte Ihrer Beziehung zu anderen Menschen innerhalb dieser Institution bestimmen möchten. Unter anderem werden die Gatekeeper darüber entscheiden,
ob Sie überhaupt als Bewerber für die betreffende Universität oder Firma in Frage kommen,
ob die Institution Sie als Bedrohung betrachtet, vor der man sich in Acht nehmen muss,
wie Sie im Vergleich zu anderen Personen abschneiden, die ebenfalls ein Interesse an dieser Institution haben (Altersgenossen, Mitbewerber und die Leute, die Ihre Bewerbungsunterlagen prüfen),
welche Belohnung (Gehalt, Stipendium und so weiter) Sie für Ihren Beitrag zu der Institution erhalten sollen.
Gatekeeper sind Neinsager. Sie haben ein großes Talent dafür, Ideen abzuwürgen und alle möglichen Gründe zu finden, warum eine Bitte abgelehnt werden sollte oder warum eine bestimmte Strategie nicht funktionieren wird. Viele Unternehmen haben eine ganze Abteilung aus lauter Neinsagern, die normalerweise mit Bezeichnungen wie »Rechtsabteilung« oder »Personalabteilung« getarnt ist. 9
In der unten stehenden Tabelle finden Sie ein paar konventionelle Sichtweisen bestimmter Institutionen und zum Vergleich jeweils eine alternative Interpretation, die diese Institutionen als Gatekeeper entlarvt.
Konventionelle Sichtweisen – kritisch betrachtet
konventionelle Sichtweise
alternative Sichtweise
An einer Hochschule werden die Studenten auf einen Beruf vorbereitet.
Hochschulen untermauern sozialen Gehorsam und Konformität.
Verbände und Organisationen dienen dazu, Menschen vor Schaden zu bewahren.
Verbände und Organisationen sind dazu da, uns in unserer Entscheidungsfreiheit einzuschränken und Monopole durchzusetzen.
Religiöse Institutionen bieten ihren Mitgliedern Antworten und die Möglichkeit gemeinsamer Erfahrungen.
Religiöse Institutionen zwingen ihren Mitgliedern einen gemeinsamen Glauben auf, um ihre eigene Macht zu stärken.
Wohltätige Organisationen sind dazu da, anderen Menschen zu helfen.
Wohltätige Organisationen existieren nur, um sich selbst am Leben zu erhalten.
Verlage und Unternehmen der Unterhaltungsbranche sorgen dafür, dass in der Literatur, der Kunst und der Filmindustrie nur diejenigen Künstler und Produkte Erfolg haben, die auch wirklich etwas wert sind.
Verlage und Unternehmen der Unterhaltungsbranche schaffen ein Kartell, das alles Mittelmäßige
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