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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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den Worten des Black-Flag-Songs »TV Party«: »Das Fernsehen kennt sich aus, alles ist ein Graus!« Wie in George Orwells 1984 wird uns weisgemacht, wir befänden uns in einem dauernden Kriegszustand – nur dass sich der Feind manchmal ändere. Wir führen jetzt nicht mehr Krieg gegen die IRA, sondern gegen al-Qaida. Ein anderer Feind, die gleiche Angst und das gleiche Ergebnis: Ohnmacht der Massen.
    Aber wenn wir uns ein paar Minuten lang die Mühe machen, solche Mythen zu analysieren, merken wir bald, dass es sich lediglich um zweckmäßige Erfindungen handelt. Laut dem brillanten Angstanalytiker Brian Dean ist die Kriminalität in den letzten 150 Jahren recht konstant geblieben. Dean meint, unsere Furcht vorVerbrechen stehe in keinem Verhältnis zur Realität. Tatsache ist, dass die Wahrscheinlichkeit, Autounfälle und Herzkrankheiten zu erleiden, weit größer für uns ist als die Gefahr, Opfer eines Verbrechens zu werden. Im Vereinigten Königreich sterben täglich zehn Menschen durch einen Autounfall und Hunderte an einer Herzkrankheit – aber niemand fordert, die Autos zu verbieten oder den Stress, der das Herz belastet, zu kriminalisieren. Die Wurzel des Problems liegt, so Dean, in der Propaganda der Unsicherheit: »Unser Glaube bestimmt unsere Wirklichkeit. Wenn wir glauben, dass das Universum durch und durch unsicher ist, dann haben wir ständig Angst – keine gute Arbeitsvoraussetzung für unser Gehirn.«
    Unsere in Form des verflixten Stellensystems organisierte Arbeit bietet keinen Ausweg, da es so viele von uns zu sinnloser Schufterei verurteilt. E. F. Schumacher war der große Denker, der das Buch Die Rückkehr zum menschlichen Maß verfasste. Im Grunde seines Herzens Anarchist und Müßiggänger, erklärte er, die schiere Größe, das gigantische, unmögliche, schwindelerregende Ausmaß des heutigen Kapitalismus schwäche den Geist. Seiner Meinung nach hat diese Enormität die Arbeit zu etwas Sinnlosem, Langweiligem, Seelenzerstörendem gemacht, mit dem man sich abzufinden habe; kein Vergnügen mehr, sondern ein notwendiges Übel. In seinem Buch Das Ende unserer Epoche führt er aus, dass die Industriegesellschaft Angst hervorrufe, weil sie uns dadurch, dass sie primär auf Habgier setze – also auf etwas, das im Mittelalter zu den Sünden gezählt wurde –, keine Zeit lasse, unsere edleren Anlagen auszuleben:
    … der gegenwärtigen Industriegesellschaft haftet allenthalben dieser Makel an, dass in ihr unaufhörlich Unmäßigkeit, Neid und Geiz angestachelt werden. … Damit wird sie mechanisch, künstlich, entfernt sich von der Natur, nützt nur einen Bruchteil der Fähigkeiten, über die der Mensch verfügt, und verurteilt die Mehrzahl der arbeitenden Menschen dazu, ihr Arbeitsleben auf eine Weise zu verbringen, bei der es keine wichtigen Aufgaben, keinen Anreiz zur Selbstvervollkommnung, keine Gelegenheit zur Entwicklung und keinen Platz für das Schöne, Wahre oder Gute gibt.
    Daher sage ich, es ist ein großes Übel der modernen Industriegesellschaft – möglicherweise ihr größtes –, dass sie durch ihre Kompliziertheit den Menschen eine unmäßige psychische Belastung auferlegt und einen übermäßigen Anteil ihrer Aufmerksamkeit beansprucht.
    Unter den heutigen Gegebenheiten konsumieren wir, wenn wir nicht arbeiten. Sobald wir die Fabriktore hinter uns lassen, pumpen wir unseren Lohn durch unseren Einkauf im Supermarkt sofort wieder ins System zurück. Wir erleben eine seltsame Spaltung in unseren gesellschaftlichen Rollen als Arbeiter und Konsument oder als Unterdrückter und Umworbener. Im neunzehnten Jahrhundert wussten die Menschen wenigstens, dass sie lediglich ein Paar Hände zum Betreiben einer Maschine waren und dass sie für den Profit eines anderen ausgebeutet wurden. Deshalb war es möglicherweise leichter aufzubegehren. Der Kontrakt war eindeutig. Wir alle wissen, dass sich unter den Arbeitern des neunzehnten Jahrhunderts, der Zeit des Schuftens und der Sklaverei, eine starke Widerstandskultur entwickelte. Heute dagegen werden wir, sobald wir uns von der Fabrik auf den Heimweg begeben, von allen Seiten mit Werbung überflutet. Die Dienstleistungskultur macht uns zu kleinen Fürsten, umgeben von affektiert lächelnden Höflingen, die sich bei uns einschmeicheln, damit wir ihnen unser Bargeld überreichen oder zulassen, dass sie uns zu nahe treten. Sie vermitteln uns das Gefühl, wichtig zu sein. Die Welt der Werbung praktiziert ihre schwarze Magie der Verführung. In Die

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