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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wissen?«
    »Die Römische Inquisition. Ihr müsst uns begleiten. Kardinal Carafa wünscht Euch zu sprechen.«
    Ascanio runzelte die Stirn. Zu Glaubensfragen hatte er sich nie geäußert. Was wollte man also von ihm? »Bin ich verhaftet?«
    Der Bärtige lächelte breit. »Zu einem Gespräch eingeladen.«
    Gegenwehr hätte nur ein schlechtes Gewissen eingeräumt, und dazu hatte Ascanio keinen Grund. Außerdem gehörte der Kardinal zu den Freunden des Hauses. Wortlos marschierte er mit den Bewaffneten zum Borgo. Vor ihnen lag die Baustelle des Petersdomes. Links die Vierung, die in den Himmel ragte, dann ein leerer Zwischenraum, bevor sich die im Vergleich niedrige alte Basilika anschloss, seltsam verloren angesichts des vor ihr wachsenden Neubaus, der sich gefährlich zu ihr hinfraß, als Stütze hinter sich nur das Atrium, das die Canonica verdeckte, und schließlich der Glockenturm von Santa Maria in Turri und davor die Benediktionsloggia. Vor der Canonica hatte man einen wehrhaften Palast erbaut, der Selbstbewusstsein und Uneinnehmbarkeit ausstrahlte. Wie an diesem Tag bekannt wurde, hatte ihn Gian Pietro Carafa in weiser Voraussicht als Sitz der Römischen Inquisition errichten lassen.
    Die Bewaffneten führten Ascanio durch ein eisenbewehrtes, zweiflügeliges Tor in einen heiteren Innenhof. Vier Wege schnitten zentral durch die Rasenflächen und liefen in der Mitte des Hofes zusammen, wo ein zweischaliger Springbrunnen stand. Sie hielten sich rechts und betraten das Gebäude. Zu beiden Seiten verliefen helle Gänge mit hohen Fenstern. Wäre Ascanio dem Gang gefolgt und hätte sich weiter rechts gehalten, wäre er zu einem noch in der Fertigstellung befindlichen Vorbau gelangt, in dem kleine Fenster nur wenig Licht hereinließen und in dem die Zellen der Ketzer untergebracht werden sollten. Einstweilen wurden die Häretiker noch in der Engelsburg eingekerkert. Die Zellen im Erdgeschoss des Inquisitionspalastes waren ohnehin nur als Untersuchungsgefängnis gedacht und als Todeszellen, denn eine Verurteilung zum Feuertod zog die rasche Vollstreckung des Urteils nach sich.
    Der Bärtige führte Ascanio nun allein über die Freitreppe hinauf ins erste Obergeschoss, wo die Versammlungs- und Arbeitsräume der Inquisitoren lagen; darüber befanden sich Wohnräume. In einem mit roten Samttapeten eindrucksvoll ausgestatteten Audienzsaal ließ er sich von Ascanio die Waffen aushändigen und begab sich in den Vorraum. Dieser musste nicht lange warten. Durch eine kleine Tür an der gegenüberliegenden Seite trat Kardinal Carafa ein und ging auf Ascanio zu, der sich verbeugte. Der Kirchenfürst hielt ihm den goldenen Ring hin, in den ein Kreuz aus Ultramarin eingearbeitet war.
    »Erhebe dich, mein Sohn«, sagte der Kardinal und bot ihm einen Platz auf einem Lehnstuhl an. Er selbst ließ sich auf einer kleinen Chaiselongue mit rotem Samtpolster nieder. Ascanio schwieg abwartend und machte dabei ein gleichgültiges Gesicht.
    »Du fragst dich sicher, mein Sohn, was die Inquisition von dir will? Und es wird dir die eine oder andere Sünde einfallen«, begann der Kardinal.
    »Sünde schon, aber nur von der Art, dass sie nach einer Beichte und nicht nach einem Verhör ruft«, räumte Ascanio ein. Er spürte, dass es dem Großinquisitor um etwas anderes ging.
    »Du bist dir also keiner Schuld bewusst?«
    »Mein Gewissen ist rein, Eminenz.«
    Gian Pietro Carafa nickte mit undurchdringlicher Miene. Ascanio hatte zu viel in seinem Leben erlebt, um sich einschüchtern zu lassen. Wie hatte Bramante immer gesagt? Alles, was geschieht, steht schon im Himmel verzeichnet.
    »Dann tu alles dafür, dass es so bleibt, mein Sohn«, fuhr der Glaubenskämpfer fort. »Wir geben dir Gelegenheit dazu, denn wir brauchen deine Hilfe. Und wir bitten dich nicht darum, sondern wir befehlen dir im Namen Gottes, uns zu unterstützen in unserem aufopferungsvollen Kampf. Unsere Kirche ist bedroht. Schlimmer als die Ketzer von außen sind die Häretiker im Innern, die unter dem Deckmantel der Reform innerhalb der Kirche die Herrschaft des Satans errichten wollen, Christi und der Menschen Feinde. Gegen sie zu kämpfen, ist die heilige Pflicht jedes rechtgläubigen Menschen. Ein Mann hat nur einen Grund, sich zu weigern, nämlich den, dass er selbst ein Ketzer ist. Du verstehst, mein Sohn, was ich dir damit sagen will?«
    Ascanio wunderte sich, wie Antonio mit diesem Fanatiker, der nach Feuer und Folter roch, auf vertrautem Fuß stehen konnte.
    »Verstehst du

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