Die Lady auf den Klippen
höflich seinen Rang.
Er verneigte sich. „Es ist mir ein Vergnügen, Sie wieder hier zu wissen, Blanche. Geben Sie mir Bescheid, wenn ich irgendetwas tun kann.“
Sie wusste, dass er ihr gegenüber noch immer sehr dankbar war, weil sie ihn hatte gehen lassen, damit er Lizzie heiraten konnte. Dann wandte sie sich wieder den beiden Frauen zu. „Werdet ihr lange in der Stadt sein?“ Da der Familiensitz der Adares in Irland lag, wusste sie nie, ob die Familie gerade an- oder abreiste.
„Wir sind seit Neujahr in der Stadt“, antwortete Mary lächelnd. „Daher werden wir bald wieder fort sein.“
„Oh, wie schade!“ Ihr Bedauern war doch nur der Höflichkeit geschuldet, oder nicht? „Sind Captain de Warenne und Amanda auch mitgekommen? Wie geht es ihnen?“
„Nur wir drei sind hier“, sagte Lizzie. „Und natürlich meine vier Kinder. Cliff und Amanda sind auf den Inseln, aber später im Frühling werden sie auch kommen. Es geht ihnen sehr gut. Sie sind noch sehr verliebt.“
Blanche zögerte und dachte an Sir Rex. „Wie geht es den O’Neills?“
„Sean und Eleanor sind in Sinclair Hall, und Devlin und Virginia feiern ihren neunten Hochzeitstag in Paris. Ohne die Kinder.“
Sie lächelte und spürte ein wenig Anspannung. Jetzt wäre es unhöflich, sich nicht nach dem letzten de Warenne zu erkundigen. „Und Sir Rex? Geht es ihm gut?“
Lizzie lächelte weiterhin. „Er ist noch immer auf Land’s End.“
Mary warf ein: „In der letzten Zeit hat nur Cliff ihn gesehen, und das auch nur, weil er auf seinem Weg zurück auf die Inseln im letzten Herbst auf Land’s End Station gemacht hat. Rex behauptete, er würde sein Anwesen renovieren und könnte nicht fort. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit Cliff mit Amanda als seiner Braut nach London zurückgekehrt ist.“
Das war vor anderthalb Jahren gewesen. Blanche empfand eine leise Besorgnis. „Sie glauben doch sicher, was Sir Rex sagt? Sie meinen doch nicht, dass etwas nicht stimmt?“
Mary seufzte. „Natürlich glaube ich ihm. Du weißt, dass er die Gesellschaft um jeden Preis meidet. Aber wie soll er eine Ehefrau finden, wenn er sich im Süden Cornwalls versteckt? Dort gibt es kaum junge Damen, die infrage kämen.“
Blanches Herz schlug schneller. Das war an sich schon eine seltsame Empfindung, denn sie geriet niemals in Erregung. „Wünscht er jetzt zu heiraten?“ Er war zwei Jahre älter als sie und hätte längst verheiratet sein sollen, dennoch war dies eine unerwartete Neuigkeit.
Mary zögerte. „Das lässt sich schwer sagen.“
Lizzie nahm ihren Arm. „Sagen wir es so – die Frauen der Familie de Warenne haben beschlossen, dass er eine eigene Familie haben sollte, und dafür ist eine Ehefrau nötig.“
Die Frauen der Familie de Warenne würden also dafür sorgen, dass er heiratete. Blanche lächelte. Seine Tage als Junggeselle waren zweifellos gezählt. Sie hatten recht. Er sollte heiraten. Es war falsch, dass er so einsam lebte.
„Und es ist nötig, dass er Land’s End verlässt“, fügte Mary hinzu. „Wie auch immer. Im Mai werden Edward und ich hier in der Stadt unseren dreiundzwanzigsten Hochzeitstag feiern. Rex wird auch kommen – die ganze Familie wird da sein, um zu feiern.“
Blanche lächelte wieder. „Das klingt wundervoll. Herzlichen Glückwunsch, Mary.“
„Ich habe so viele Enkelkinder, dass ich aufgehört habe zu zählen“, sagte Mary leise, und ihre Augen schimmerten feucht. Dann nahm sie die Jüngere bei der Hand. „Blanche, seit deiner Verlobung mit Tyrell bist du für mich wie eine Tochter. Ich hoffe sehr, dass du eines Tages ebenso viel Glück und Freude findest wie ich.“
Die Countess war eine der freundlichsten und großzügigsten Frauen, die Blanche kannte. Auch ihr Gemahl, ihre Kinder und Enkel liebten sie sehr. Ihr war ernst mit dem, was sie sagte, doch aus irgendeinem Grund machte das Blanche traurig. Sie würde nie dieselbe Freude und das Glück finden wie Mary de Warenne. Besäße sie die Fähigkeit, sich zu verlieben, würde das gewiss inzwischen anders aussehen. Gentlemen waren schon immer um Harrington Hall herumgeschlichen. Sie konnte nur vermuten, wie das wohl sein müsste, so geliebt zu werden, so sehr zu lieben, und von solch einer wunderbaren Familie umgeben zu sein.
„Ich werde einer Heirat nicht länger aus dem Weg gehen“, sagte sie langsam. „Es hat keinen Sinn. Ich kann dieses Anwesen
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