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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ihrem Leben. Denn jetzt stand sie in ganz anderer Weise im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie war nicht sicher, ob sie einen weiteren bewundernden Blick aushalten oder auf eine weitere Bemerkung eingehen könnte.
      In den vergangenen Stunden musste man ihr wohl hundertmal gesagt haben, wie gut sie aussah. Einige besonders Kühne hatten es sogar gewagt, ihr zu erklären, sie sei eine Schönheit. Da sie sich im Vergleich zu anderen heiratsfähigen Frauen für beinahe uralt hielt, war sie es leid, so zu tun, als glaubte sie diese Schmeicheleien. Und wie viele Galane hatten sie um eine Ausfahrt im Park gebeten? Zum Glück hatte Bess ihr zugeflüstert, dass sie sich um all diese Einladungen kümmern wollte. Ihre liebe Freundin stand an ihrer Seite, und Blanche war sicher, dass ihr Terminkalender nun für wenigstens ein Jahr voll war.
      Es war so stickig hier drinnen. Während sie Ralph Witte, dem schneidigen Sohn eines Barons, höflich zulächelte, fächelte sie sich mit der Hand Luft zu. Entnervt fragte sie sich, wann der Nachmittag enden würde oder ob sie es wagen könnte zu fliehen.
      Doch es kamen immer mehr Gäste an. Blanche sah ihre liebe Freundin, die Countess of Adare, die den Salon mit ihrer Schwiegertochter Lizzie de Warenne betrat. Dann entdeckte sie den großen, dunklen Mann hinter den Frauen. Einen Moment lang war Blanche wie erstarrt vor Überraschung.
      Rex de Warenne zeigte sich nur selten in Gesellschaft, und sie hatte sich Gedanken über ihn gemacht. Wer tat das nicht? Aber es war Tyrell de Warenne, nicht sein Bruder, der ihren Salon betrat. Natürlich würde der zukünftige Earl of Adare seine Gemahlin begleiten.
      „Blanche?“, fragte Bess. „Was ist denn?“ Blanche drehte sich um und fühlte sich seltsamerweise ein wenig enttäuscht. Es war Unsinn, sich im Stich gelassen zu fühlen, weil Sir Rex von Land’s End nicht zusammen mit seiner Familie vorgesprochen hatte, denn sie kannte ihn kaum. Sie war nur kurz mit seinem Bruder Tyrell verlobt gewesen, und daher war sie mit seiner Mutter und Tyrells Ehefrau befreundet. Dennoch glaubte sie nicht, mehr als ein halbes Dutzend Mal mit Sir Rex gesprochen zu haben in den acht Jahren seit ihrer Verlobung. In der Gesellschaft wusste man, dass er ein Einsiedler war – er zog sein Anwesen in Cornwall dem ton vor und war selten öffentlich zu sehen. Dennoch begegneten sie einander von Zeit zu Zeit auf einem Ball oder bei einem Tee. Er war immer ruhig und höflich, genau wie sie.
      Und sie entschied, dass es am besten war, dass er ihr nicht kondoliert und auch nicht vorgesprochen hatte, denn sein eindringlicher Blick verursachte ihr stets ein unbehagliches Gefühl.
      „Ich werde Lady Adare und Lady de Warenne begrüßen“, sagte sie rasch, erfreut über deren Gegenwart.
      „Ich werde andeuten, dass du erschöpft bist“, erwiderte Bess. „Es sollte nicht lange dauern, bis alle fort sind.“
      „Ich bin tatsächlich erschöpft“, gab Blanche zurück und bahnte sich den Weg durch die Menge. Dazu gehörte ein wenig Entschlossenheit, damit sie nicht aufgehalten wurde. Dann lächelte sie. „Mary, ich freue mich, dass du gekommen bist!“
      Mary de Warenne, Countess of Adare, war eine gut aussehende blonde Dame. Die Frauen umarmten einander. Als Blanche vor Jahren ihre Verlobung mit Tyrell gelöst hatte, damit er die Frau heiraten konnte, die er liebte, war es ihnen leichtgefallen, eine tiefe Freundschaft zu entwickeln. „Meine Liebe, wie geht es dir?“, fragte Mary besorgt.
      „Es geht mir gut, den Umständen entsprechend“, versicherte Blanche. „Lizzie, du siehst blendend aus!“ Tyrells rothaarige Gemahlin strahlte. Ihr Jüngstes – das vierte Kind – war inzwischen ein Jahr, und Blanche fragte sich, was ihr Geheimnis sein mochte.
      „Ty und ich haben den Nachmittag genossen“, sagte Lizzie und drückte ihr die Hände. „Ich habe ihn so selten für mich ganz allein! Ach, Blanche, es ist wirklich verblüffend, wie die Sache sich entwickelt hat.“
      Blanche brachte ein Lächeln zustande. „Und es sind alles Bewerber.“ Sie sah Tyrell an, den sie jetzt nicht mehr mit Rex verwechseln konnte. Rex war ein Kriegsheld und der besser aussehende von den beiden, auch wenn er nur selten lächelte. Außerdem waren Tyrells Augen sanft und dunkelblau – Rex’ Augen hingegen waren haselnussbraun, und sein Blick zuweilen beunruhigend. „Mylord, vielen Dank für diesen Besuch“, sagte sie und beachtete dabei

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