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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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DER ANFANG. 13. DEZEMBER 2505.
    Braungraue Wolkenberge jagten dahin. Regen lag in der Luft. Mauro Artega legte den Kopf in den Nacken und blickte dann wieder auf das weite Feld.
    »Es hat keinen Zweck mehr«, sagte er leise, und der Wind stahl ihm sofort die Silben von den Lippen, kaum hatte er sie ausgesprochen.
    Die Frau an seiner Seite – sie war mager, und Enttäuschungen hatten tiefe Furchen in ihr Gesicht gegraben – trat an Artegas Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er zitterte. »Vielleicht noch nicht. Vielleicht kommt doch noch ein Schiff.«
    Der Mann lachte kurz. Es wurde nun dunkler, und erste dicke Regentropfen fielen … eine schmutzige, ölige Flüssigkeit. »Sieben Monate warten wir schon.« Er schüttelte den Kopf und deutete dann auf die düsteren Schatten der automatischen Ernter. »Es wird niemand kommen. Wir sind erledigt. Ich weiß nicht, warum sich Original Food Incorporated nicht mehr um uns kümmert. Aber wir sind in jedem Falle erledigt. Selbst dann, wenn jetzt noch ein Schiff käme.«
    Im Westen waren glitzernde Punkte dicht unter den Wolkenbergen, Glimmerschwärme, die nun ihre Feuchtnester verließen. Funkelnde Lichter, rot und blau und gelb und grün.
    »Sie kommen wieder«, sagte die Frau leise. Der Wind blies heftiger. Das Getreidefeld rauschte und wirkte nun wie ein mattgelber Ozean, aufgewühlt und gischtend.
    »Und wir haben nicht mehr eine einzige Ampulle Antifäule«, fügte der Mann erbittert hinzu. Dann begann er, den ledernen Beutel mit den Luftspinnen zu öffnen. Von der Stadt her zog eine dunkle Karawane heran. Zwei Dutzend, drei vier, nicht mehr. Die Glimmerschwärme brachten nicht nur die Fäule, sondern auch andere, schlimmere Übel. Nur wenige hatten überlebt, nachdem die geringen Vorräte an Breitbandantibiotika und speziellen Antimitteln zur Neige gegangen waren. Artega berührte unbewußt seine Wangen. Er ertastete harten Schorf und wachsende Geschwüre. Wieviel Zeit blieb ihm noch? Einige Tage vielleicht. Wenn er Glück hatte … Wochen, nicht mehr.
    Drei Abschrecker liefen einige hundert Meter entfernt einen Hügel hinab. Kurz darauf erhoben sich drei Schatten in die Luft und schwebten fort, um sich im Norden wieder in die Wogen des Meeres aus Ähren zu versenken. Nachtparasiten. Sie wußten, die Menschen hatten keine Möglichkeit mehr, sie abzuwehren.
    »Laoth erobert sich das zurück, was wir genommen haben«, sagte Artega. »Ich habe nie verstanden, warum sich OFI für diese Welt als Produzent von Originalweizen entschied. Der Aufwand war zu groß. Schon immer. Und jetzt …«
    Die ersten Glimmerschwärme erreichten das Anbaugebiet: eine leuchtende Wolke aus Tausenden und aber Tausenden winzigen Übelbringern. »Ho!« ertönten die Rufe von allen Seiten, und die ledernen Beutel mit den Luftspinnen wurden emporgeworfen. Nebelfäden lösten sich aus ihrem Innern, orientierten sich kurz und schwebten dann den Glimmern entgegen.
    Die Ähren brachen.
    Der Wind wurde heftiger, und aus den Tropfen wurde ein Vorhang aus Kälte und stinkendem Naß. Mauro Artega hüllte sich enger in seinen Umhang. Der Stoff war an einigen Stellen bereits zerrissen, und die feuchtigkeitsabweisende Wirkung hatte längs nachgelassen.
    »Die Ähren brechen!« ertönte der Schrei, verzerrt von den Böen und ertränkt vom herabstürzenden Regen.
    Artega kämpfte gegen den Sturm an und trat näher an das Feld heran. Sie Ähren des Originalweizens waren mit kaum sichtbarem weißlichen Schimmel besetzt, Fäule.
    »Rettet, soviel ihr könnt!« rief er.
    Langwinter, dachte er. Und das ohne halbwegs ausreichenden Nahrungsmittelvorrat. Wir sind darauf angewiesen, den faulen Weizen zu essen. Wir haben keine andere Wahl. Vielleicht kommt doch noch ein Schiff. Irgendwann. Mit Antimitteln und medizinischen Geräten.
    Aber eigentlich glaubte Artega nicht mehr daran.
    Zusammen mit den anderen Laothern marschierte er ins Weizenfeld hinein, brach Ähren und verstaute sie in Beuteln. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht. Glimmer umschwärmten ihn: feuchte Leuchtkäfer, deren Licht niemals erlosch. Er wischte sie zur Seite, doch sie kehrten zurück. Ihm konnten sie nichts anhaben. Aber dem Weizen, den der Konzern vergessen hatte. Pestizide, Insektizide, speziell auf die Umwelt von Laoth abgestimmte Schädlingsbekämpfungsmittel … alles war zu Ende.
    Es ist Wahnsinn, dachte Artega. Reiner Wahnsinn.
    Keine Versorgungsschiffe aus dem Sternenreich. Keine Schiffe, die den geernteten Weizen abholten.

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