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Die Landkarte des Himmels

Die Landkarte des Himmels

Titel: Die Landkarte des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Félix J. Palma
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Abenteuern, nach Entdeckungsfahrten in ferne Länder; ein Wunsch, der von meinem Hang zu den Annehmlichkeiten der Zivilisation glücklicherweise unterdrückt wurde. Lohnte es sich wirklich, eine ganze Theatersaison zu verpassen, um einen Gibbon von Ast zu Ast springen zu sehen? Warum in die Ferne streben, wenn es Menschen gab, die einem die Exotik der Welt buchstäblich ins Haus brachten und dafür Regengüsse, Schneestürme und die ausgefallensten Krankheiten in Kauf nahmen? Ich begnügte mich also damit, wie ein rechter Bildungstölpel die ganze Vielfalt der Ausstellungsstücke zu bewundern. Dabei befand sich das, was letztendlich meine Aufmerksamkeit erregte, gar nicht darunter.»
    Wells hörte respektvoll schweigend zu und war gespannt, wie die Geschichte enden würde. Als er das Museum zum ersten Mal besucht hatte, war es ihm ähnlich ergangen, deshalb wurde er über Serviss’ erinnerungsseligen Bericht auch nicht ungeduldig.
    «Am zweiten oder dritten Tag bekam ich mit, dass der Direktor des Museums ab und zu Besuchergruppen in die unteren Etagen des Gebäudes begleitete. Unter diesen Besuchern glaubte ich bedeutende Wissenschaftler und sogar den einen oder anderen Minister zu erkennen. Außer vom Direktor wurden diese Besucher stets von zwei Beamten des Scotland Yard begleitet. Sie können sich vorstellen, dass diese seltsamen, aber regelmäßigen Prozessionen in die unteren Gemächer meine Neugier weckten. Und so nahm ich eines Tages meinen Mut zusammen und folgte ihnen. Die Gruppe wanderte durch ein Gewirr von Gängen und gelangte schließlich an eine verschlossene Tür. Der ältere der beiden Scotland-Yard-Beamten, ein dicklicher Kerl mit einer auffälligen Augenklappe, gab dem anderen, einem halben Kind noch, einen Befehl, woraufhin dieser mit einem Schlüssel, den er um den Hals trug, die Tür aufschloss, die Besucher eintreten ließ und hinter ihnen wieder abschloss. Ich brauchte bloß ein paar Museumsdiener zu fragen, um mir darüber klar zu werden, dass niemand genau wusste, was sich in dem Keller befand, der ‹Die Wunderkammer› genannt wurde. Als ich schließlich den Direktor fragte, was es dort unten gebe, erhielt ich eine Antwort, die mich sprachlos machte. Dinge, von der die Welt nie glauben würde, dass sie existierten, sagte er mit einem arroganten Lächeln und empfahl mir, mich weiterhin von den ausgestellten Pflanzen und Insekten bezaubern zu lassen, denn es gebe Grenzen, die zu überschreiten nicht jeder vorbereitet sei. Sie werden verstehen, dass mich die Antwort ebenso ärgerte wie die Tatsache, dass er mir nie erlaubt hatte, mich einer der Gruppen anzuschließen, denen er Zugang zum großen Unbekannten gewährte. Anscheinend war ich nicht so wichtig wie die hohen Herren aus der Wissenschaft, die einer Führung würdig waren. Also schluckte ich meinen Stolz hinunter und gewöhnte mich an den Gedanken, nach Amerika zurückzukehren und von der Welt nur das gesehen zu haben, was eine Handvoll unsensibler Bonzen mir zu sehen zugestanden hatte. Im Gegensatz zum Museumsdirektor schien jedoch die Vorsehung der Meinung zu sein, dass ich den Inhalt der Wunderkammer zu sehen bekommen müsse. Denn wie anders wäre es mir so leicht gemacht worden, hineinzukommen!»
    «Wie ist es Ihnen gelungen?», fragte Wells erstaunt.
    «Das war so: Am letzten Tag meines Aufenthalts in London traf ich den jungen Scotland-Yard-Beamten im Fahrstuhl und versuchte, ihm ein paar Informationen über die geheimnisvolle Kammer zu entlocken. Aber vergebens, der junge Mann verriet kein Sterbenswörtchen. Er lehnte sogar meine Einladung zu einem Bier in einer nahe gelegenen Kneipe ab und gab vor, nur Stechwindentee zu trinken. Das muss man sich einmal vorstellen! Wer trinkt heutzutage noch Stechwindentee? Jedenfalls; als wir den Fahrstuhl verließen, verabschiedete er sich aufs höflichste von mir und marschierte Richtung Ausgang davon, den Blick tiefster Verärgerung, den ich ihm hinterherschickte, geflissentlich ignorierend. Zu meiner Überraschung sah ich ihn nach wenigen Schritten innehalten, als wüsste er plötzlich nicht mehr, wohin er gehen wollte, dann zusammenbrechen und zu Boden stürzen wie eine Marionette, der man die Schnüre durchgeschnitten hat. Ich erschrak, wie Sie sich vorstellen können, denn ich dachte, er sei vor meinen Augen gestorben, habe einen Herzschlag erlitten oder Ähnliches. Ich lief sofort zu ihm, knöpfte ihm den Hemdkragen auf, um festzustellen, ob sein Herz noch schlug und sein Puls noch

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