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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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herauszukommen? Er wusste es nicht und eigentlich war es ihm auch egal. Siegmar hatte sein Lachen verloren, seitdem Gott Gertrud zu sich geholt hatte. Er sorgte sich nicht mehr um sein Leben. Doch etwas gab es, das ihm Furcht einflößte: Die Unwissenheit, was aus seinen Kindern werden würde, die Furcht davor, sein Geschlecht könnte ausgelöscht werden.
    Irgendwann öffnete sich die Luke zu seinem Kerker und eine Leiter senkte sich nach unten. Hinab stieg der Ritter, der ihn auf der Eskeburg gefangengenommen hatte. Er trug eine Fackel in der Hand. Siegmar erinnerte sich daran, ihn einmal am Hofe des Kaisers gesehen zu haben, Wilfried von Breyde. Er hielt die Fackel in seine Richtung und Siegmar blinzelte in das Licht.
    »Ihr seht nicht gut aus, Siegmar von Esken«, sagte von Breyde und lächelte.
    »Was wollt ihr?«
    »Nun ja, sagen wir, ich kann Euch vielleicht helfen.«
    Siegmar stand auf und trat einen Schritt auf den elegant gekleideten Mann mit dem teuflischen Lächeln zu.
    »Ihr könnt mir helfen, hier herauszukommen?«
    Wilfried lachte schallend. »Nein, Euer Leben ist verwirkt, von Esken. Aber vielleicht kann ich etwas für Eure Welpen tun und Euch möglicherweise einen schnellen Tod verschaffen.«
    Siegmar schaute den Ritter an. Was wollte der Mann von ihm? Steckte er hinter der Anklage? Der Dorfpriester und der Medicus hätten sich niemals gegen ihn gewandt, dazu waren beide viel zu feige. Nein, da waren andere Mächte am Werk. Es musste mit dem Auftrag zusammenhängen, den er vom Kaiser erhalten hatte. Hermann von Gleiberg hatte ihn gewarnt, ihn sogar beschworen seine Suche aufzugeben. Er hatte etwas von einer geheimnisvollen Bruderschaft berichtet, um gleich darauf Siegmar das Versprechen abzunehmen, zu schweigen. Siegmar versuchte sich zu konzentrieren. Er erinnerte sich, Wilfried von Breyde zusammen mit Rudolf von
    Rheinfelden am kaiserlichen Hof gesehen zu haben, hatte diesem Umstand allerdings keinerlei Beachtung geschenkt. Aber die Vermutung lag nahe, dass Rudolf hinter dieser ganzen Sache steckte. Seine gemeinsame Geschichte mit dem Grafen von Rheinfelden war ein offenes Geheimnis am Hofe des Kaisers und jeder wusste, dass Rudolf nach mehr strebte, als nur einem Herzogtum.
    Von Breyde steckte seine Fackel in eine Wandhalterung und drehte sich zu Siegmar um. »Was wisst Ihr über die Heilige Lanze, Graf von Esken?«
    Siegmar schwieg einen Moment, dann antwortete er: »Nichts, außer das, was jeder gottesfürchtige Mann weiß. Sie beschützt die Könige seit jeher im Kampf um das Reich.«
    »Ihr lügt!« Wilfried machte unvermittelt einen Schritt auf ihn zu und schlug ihm die Faust in den Magen.
    Siegmar krümmte sich und fiel nach vorne aufs Stroh. Ein stechender Schmerz raubte ihm den Atem. »Was wollt Ihr eigentlich von mir?«, röchelte er und richtete sich mühsam wieder auf.
    »Ihr bleibt dabei, dass Ihr nichts über die Reliquie wisst?«
    »Ja.«
    »Warum trefft Ihr Euch regelmäßig mit einem Mönch im Kloster Werden?«
    Siegmar lächelte ihn an. »Sagt Ihr es mir.«
    Wilfried lief zornesrot an und zog sein Messer, packte Siegmar bei den Haaren und hielt ihm die Klinge an die Kehle. »Haltet mich nicht für dumm, Graf von Esken«, zischte er. »Ich weiß genau, dass dieser Mönch und Ihr einem Geheimnis auf der Spur seid, etwas, was Ihr gar nicht wissen dürftet. Glaubt mir, zu gerne würde ich es aus Euch herausholen. Ich habe meine Methoden dafür, aber leider kann ich sie nicht anwenden. Dieser Werler Graf würde dumme Fragen stellen. Also, da Ihr meiner Art der Befragung entgeht, wie würde es Euch gefallen, wenn ich sie an Eurem Sohn
    vollziehe?« Dann ließ er sein Messer sinken und trat wieder einen Schritt zurück.
    Siegmar musterte Wilfried und wusste im gleichen Moment, dass der alles tun würde, um herauszufinden, was er wissen wollte. Er dachte an Janus und Konstanze und Zorn kroch in ihm hoch. »Ich werde Euch töten, wenn Ihr meinen Kindern etwas zuleide tut!«, knurrte er und spürte gleichzeitig, dass sich die Furcht wie eine kalte Hand um seine Kehle legte. Verzweifelt zerrte er an seinen Ketten, wohl wissend, dass er nichts tun konnte. Nur sein Verstand würde ihm in dieser Situation helfen, nicht seine Kraft.
    »Was wollt Ihr dagegen tun?« Wilfried lächelte sein teuflisches Lächeln. »Ich frage Euch zum letzten Mal: Was habt Ihr mit diesem Mönch zu schaffen?«
    Siegmar senkte den Kopf. Er sah ein, dass er verloren hatte. Er saß im Kerker und würde die Rüdenburg

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