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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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wirkt auf ihn ein, Rudolf als unseren rechtmäßigen König anzuerkennen!«
    Der Abt sah mit einem Seitenblick, wie Wilfrieds Männer die Heilige Lanze zurück in die Truhe legten und diese nach draußen brachten. Er lehnte sich zurück und fragte misstrauisch: »Warum sollte Rudolf von Rheinfelden sein Wort halten und der Kirche tatsächlich die Reliquie übergeben?«
    Wilfried zuckte mit den Schultern. »Nun, weil er ein gottesfürchtiger König ist.«
    Der Abt von Cluny streifte sein Gegenüber mit einem verächtlichen Blick. »Wie steht es mit Eurer Gottesfürchtigkeit, Wilfried von Breyde?«
    »Sorgt Euch nicht um mein Seelenheil. Ich habe die Mission, den rechtmäßigen König zu seiner Krone zu führen, das ist alles, was ich begehre.«
    Der Abt kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Es sieht aus, als habe Gott wirklich ein Zeichen gesetzt.« Dann fiel sein Blick wieder auf Wilfried. Dieser große, blonde Ritter war ihm unheimlich. Er strahlte etwas aus, das er nicht in Worte fassen konnte.
    »Was werdet Ihr dem Papst sagen?«, fragte ihn Wilfried.
    »Die Wahrheit. Es geht eine Kraft von dieser Lanze aus. Ich habe sie für einen Augenblick gespürt«, antwortete Hugo. »Habt ihr diese Kraft denn nicht auch wahrgenommen, als ihr sie zum ersten Mal berührtet?«
    An Wilfrieds Blick konnte er sehen, dass dieser gar nicht verstand, wovon er sprach.
    »Meine Aufgabe hier ist erledigt. Lebt wohl, ehrwürdiger Abt von Cluny!« Von Breyde verbeugte sich und verließ Hugos Audienzhalle.
    Nachdenklich trat Hugo wieder ans Fenster und sah, wie die Gesandtschaft das Kloster verließ. Die Anerkennung der Krone Rudolfs durch den Papst - das erschien nun wie eine kleine Gegenleistung, zumal Papst Gregor ohnehin lieber Rudolf von Rheinfelden auf dem Thron gesehen hätte. Für einen kurzen Moment kam Hugo der Gedanke, dass seine Heiligkeit möglicherweise einen Pakt mit dem Teufel schloss, um seine Ziele zu erreichen, doch er verwarf ihn sogleich wieder. War es eine Prüfung Gottes, die ihm hier auferlegt wurde? Zweifel nagten an Hugo. War es wirklich Gottes Wille? War er Gottes Werkzeug? Wollte der Herr, dass die Lanze zurück in den Schoß der Mutter Kirche fiel? Oder war es Satan, der ihn versuchte? Er dachte an diesen Grafen von Breyde. Beim Blick in seine leicht schief stehenden Augen hatte er gedacht, der Leibhaftige
    persönlich würde ihm gegenübersitzen. Hugo war froh, nicht anstelle des Papstes zu sein, nicht diese Entscheidung treffen zu müssen. Dann sah er in den Himmel und beschloss, Gregor von der
    Echtheit der Heiligen Lanze zu berichten, auch wenn er an der Richtigkeit von Rudolfs Königtum zweifelte. Er würde dem Heiligen Vater seinen Glauben an die Lanze, ebenso aber die Zweifel an deren derzeitigem Träger kundtun.

LVI
    Einen Tag nach dem zweiten Fastensonntag befanden sich Janus und Hermann beim König, als ein Bote um Einlass bat. Atemlos betrat der junge Mann den Saal und fiel vor Heinrich auf die Knie. Der König schaute auf ihn herab. »Erhebe dich und berichte!«
    Er brachte keine gute Nachricht. Zwei Tage zuvor habe der Papst auf einer Fastensynode Rudolf von Rheinfelden endgültig als König anerkannt.
    Der Bote überreichte Heinrich ein versiegeltes Pergament. Der nahm es, zerbrach das Siegel und las die Botschaft des Papstes. Wortlos überreichte er es Hermann, der die erschreckenden Zeilen laut vorlas: »Der Papst hat Heinrich erneut exkommuniziert.«
    Janus beobachtete den König, der durch die Halle schritt. Er erwartete erneut einen der zornigen Gefühlsausbrüche des Königs. Doch der lächelte nur, blieb stehen und wandte sich den Bischöfen zu. »Ich habe allmählich genug davon, von diesem Mönchlein Hildebrand herumkommandiert zu werden. Ich werde dafür sorgen, dass er den Thron Petri verlässt. Ich bin König Heinrich! Der Papst sollte mich zum Kaiser krönen, stattdessen rennt er diesem kleinen schwäbischen Verräter nach. Der Machtbereich Rheinfeldens beschränkt sich lediglich auf Sachsen. Was glaubt dieser Papst eigentlich, wer er ist? Es reicht jetzt!«
    »Was werdet Ihr tun, mein König?«, fragte Hermann vorsichtig.
    »Man schicke sofort Boten an alle mir treu ergebenen Bischöfe. Sie sollen von dieser Freveltat des Mannes, der sich Papst nennt, Kunde erhalten. Und sobald es uns möglich ist, werden wir den Herzog von Schwaben töten und all dem ein Ende bereiten.«
    Im darauf folgenden Sommer hielt sich Janus in Gleiberg auf, um die bevorstehende Ernte zu überwachen. Hermann

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