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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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einmal gelungen, dem Kampf eine Wendung zu geben. Janus dachte abermals, dass es besser gewesen wäre, Otto von Northeim kämpfte auf ihrer Seite und verfluchte innerlich den Tag, als er bei den Verhandlungen mit ihm nicht die Wahrheit über die Heilige Lanze gesagt hatte.
    Das Heer war sehr geschwächt, daher befahl der König am nächsten Tag den Rückzug. Es fehlte so ziemlich an allem. Der harte, kalte Winter setzte ihnen zu und die Dörfer, die unterwegs nicht geplündert oder verwüstet worden waren, so sie auch nur den Anschein erweckten, Rheinfelden gegenüber loyal zu sein, besaßen
    ebenfalls nichts mehr, womit die Truppen versorgt werden konnten. König Heinrich beschloss, das Frühjahr abzuwarten und sein Heer neu zu ordnen.

LV
    Es war der dritte Sonntag nach dem Fest der Dreifaltigkeit, als ein Ritter mit einigen Waffenknechten vor dem Klostertor Cluny in Burgund stand. Abt Hugo konnte sie aus seinem Fenster heraus beobachten. Der Mönch, der den Bewaffneten das Tor öffnete, bat sie, ihre Waffen abzulegen, doch ihr Anführer wollte sich nicht darauf einlassen. Stattdessen hörte Hugo ihn sagen: »Wenn der Abt mich empfangen möchte, um die Reliquie zu sehen, so wird er verstehen, dass ich mit meinem Leben geschworen habe, sie zu beschützen. Ich werde meine Waffen nicht ablegen.«
    Der Mönch ließ die Männer stehen. Wenige Augenblicke später klopfte es an Hugos Tür und er öffnete. »Es ist gut, Bruder Jerome. Ich habe gesehen und gehört, was gesprochen wurde. Lasst sie ihre Waffen behalten.«
    Kurz darauf standen fünf gerüstete Männer in der Halle. Hugo musterte deren Anführer. »Willkommen in Cluny, edle Herren!«
    Der Ritter verbeugte sich leicht. »Ihr seid die Gesandtschaft des Herzogs von Schwaben, die ich seit Tagen erwarte?«
    Der Ritter nickte. »Mein Name ist Wilfried von Breyde.«
    »So seid mir willkommen, Graf von Breyde.«
    Wilfried setzte sich ohne Aufforderung an den großen Tisch, zog seine Handschuhe aus und legte sie vor sich ab.
    Hugo musterte ihn. Die Dreistigkeit, mit der der Ritter sich ohne Einladung setzte, machte ihn misstrauisch. Dieser Mann schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
    Dann winkte Wilfried von Breyde seinen Begleitern zu, die eine längliche Kiste trugen und sie vor Hugo auf den Tisch stellten. »Nun überzeugt Euch von der Wahrheit, ehrwürdiger Abt, und berichtet das Gesehene dem Papst.«
    Hugo spürte, wie er anfing zu schwitzen. Wenn vor ihm wirklich die Heilige Lanze lag, würde dies viel verändern. Er versuchte ruhig zu bleiben. »Der Heilige Vater vertraut mir und ich werde mich bemühen, ihn nicht zu enttäuschen. Rudolf von Rheinfelden verlangt einen hohen Preis für die Reliquie und noch ist er vom Heiligen Vater als König nicht anerkannt worden«, bemerkte er und schaute missmutig auf Wilfried.
    Der erwiderte kühl: »Das ist für mich ohne Belang, mein König ist Rudolf von Rheinfelden.«
    Der Abt seufzte. »Also zeigt sie mir!«
    Von Breyde öffnete die Truhe. Er hob die in Leinen gewickelte Heilige Lanze in die Höhe und legte sie vor dem Abt auf den Tisch, dabei grinste er ihn an. »So überzeugt Euch.«
    Hugos Herz klopfte heftig, als er die Reliquie erblickte. Mit zitternden Händen wickelte er sie aus dem Tuch. Schon bei ihrem ersten Anblick erkannte er die Wahrheit, ohne zu wissen warum. Langsam fuhr er mit seinen Fingern über den Holzschaft hinauf zur Spitze. Ein merkwürdiges friedvolles Gefühl durchströmte ihn plötzlich. Für einen kurzen Augenblick nahm er die Männer in seiner Halle gar nicht mehr wahr. In sich selbst versunken ergriff er die Heilige Lanze mit beiden Händen. Er versuchte sich zu konzentrieren, doch es schien, als würde er jeden klaren Gedankens beraubt. Er bekreuzigte sich und flüsterte: »Wahrlich, dies ist die Lanze aus dem Evangelium nach Johannes, und sie ist wahrhaft heilig!«
    Wilfrieds Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. »Sie kann Euch gehören, doch Ihr wisst, was man im Gegenzug dafür erwartet.«
    Hugo blickte ärgerlich auf die Männer in seiner Halle. Sie konnten niemals würdigen, was er da in seiner Hand hielt. Behutsam legte er die Lanze auf das Leinen und wickelte sie wieder ein. Er wandte sich an Wilfried. »Ich werde dem Papst berichten.«
    Wilfried lächelte überlegen. »Das hoffe ich sehr, ehrwürdiger Abt. Rom besitzt den Kodex und Papst Gregor könnte auch die Heilige Lanze besitzen. So überzeugt ihn endlich davon, dass dies, was Ihr hier gesehen habt, Gottes Werk ist, und

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