Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
den Mund, und mir wurde klar, was das zu bedeuten hatte. Und ich wusste, dass ich zu ihm musste.«
    »Um sicherzustellen, dass er es auch richtig gemacht hat?«, sagte Pascoe.
    Roote lächelte schwach, ging auf den Sarkasmus aber nicht weiter ein.
    »Ich ging zu ihm, seine Tür war nicht abgeschlossen, und er lag auf dem Boden. Er war tot.«
    »Na, wie praktisch.«
    »Es war schrecklich«, sagte Roote kühl. »Ich fand dieses Schreiben. Ich wusste, Jakes Selbstmord würde Sam vernichten. An der Uni wetzte man doch schon die Messer. Die Anspielung, dass Frobisher ihn mit Dope versorgt hatte, wäre beruflich sein Ende gewesen. Also musste ich aufräumen, soweit es möglich war. Ich setzte Jake an den Tisch, kramte seine unvollendete Arbeit hervor und breitete alles um ihn herum aus, damit es so aussah, als hätte er wirklich versucht, sie noch zum Abschluss zu bringen. Dann stellte ich den Krug und das Glas neben seine Hand, dazu einige Tablettenfläschchen, die bis auf ein paar Aufputschmittel leer waren. Überprüfte noch mal alles, ob es auch wirklich wie ein Unfall aussah, und ging. Aus verständlichen Gründen nahm ich das Schreiben mit. Und die Uhr, da ich nicht wollte, dass irgendein cleverer Polizist eine Verbindung zu Sam herstellte, sowie den gesamten Stoff, damit im Haus keine unangenehmen Fragen gestellt wurden. Den Rest kennen Sie.«
    Pascoe saß lange schweigend da. Wieder einmal fühlte er sich in der Rolle des Tantalus; je näher er dem Ziel kam, umso bitterer war es mitzuerleben, wie es ihm wieder entzogen wurde.
    Dann sagte er: »Und dieses Schreiben haben Sie behalten, weil …?«
    »Weil ich etwas brauchte, um meine Geschichte untermauern zu können, falls irgendwann ans Tageslicht käme, dass ich in jener Nacht dort gewesen war. Sie können es überprüfen, es ist Frobishers Handschrift, und natürlich sind darauf auch seine Fingerabdrücke. Sie werden mir sicherlich zustimmen, Mr. Pascoe, ohne dieses Schreiben dürfte ich ein Problem haben, manche Menschen davon zu überzeugen, dass ich wirklich nur einem Freund helfen wollte.«
    »Das stimmt«, sagte Pascoe und betrachtete nachdenklich das Blatt.
    Roote lächelte.
    »Ein anderer, Mr. Dalziel zum Beispiel, könnte versucht sein, dieses Schreiben zu verlieren. Oder zu verbrennen.«
    »Warum glauben Sie, dass ich so anders bin?«
    Roote antwortete nicht, nahm Pascoe nur das Schreiben aus den wehrlosen Händen und zog es aus dem Plastikumschlag. Dann kramte er durch den von Pascoe auf dem Teppich verteilten Inhalt einer Schublade, fand ein Feuerzeug und ließ es aufflammen.
    »Was tun Sie da?«, fragte Pascoe völlig unnötig. Er wusste, was geschehen würde, hatte aber nicht die Kraft, ihm Einhalt zu gebieten.
    »Aufräumen«, sagte Roote.
    Er hielt die Flamme unter das Papier, bis es verschrumpelte und zu Asche zerfiel.
    »So«, sagte Roote. »Nun, Mr. Pascoe, können Sie fortfahren, ohne Gefahr zu laufen, dass ich Ihnen widerspreche. Wenn Sie so von meiner Schuld überzeugt sind, ist der Weg für Sie jetzt frei. Sie können beweisen, dass ich da war. Ich gebe zu, dass ich mich am Tatort zu schaffen gemacht habe. Und was den Rest betrifft, da gilt nur das Wort eines Ex-Häftlings. Sieht aus, als hätten Sie einen ziemlich guten Fall. Sollen wir jetzt zur Dienststelle fahren?«
    Immer bin ich es, der geprüft und beurteilt wird, dachte Pascoe verzweifelt. Soll ich sagen, er blufft, wenn er denn blufft? Könnte es sein, dass er den Zettel in Wahrheit nur verbrannt hat, damit ihn keiner mehr auf Fingerabdrücke und die Handschrift untersuchen kann? Könnte es sein, dass er ihn für genau diesen Fall selbst geschrieben hat? Und nun bin ich der Einzige, der noch am Leben ist, der bezeugen kann, dass er jemals existierte!
    Sein Kopf fühlte sich schwer und benebelt an. Er sollte noch im Bett sein. Er war nicht in der Verfassung, um eine Entscheidung zu treffen. Was tun? Was sollte er tun?
    Irgendwo klingelte ein Telefon.
    »Wollen Sie nicht rangehen?«, forderte er Roote auf.
    »Ich glaube, es ist Ihres.«
    Pascoe fasste in seine Tasche und zog sein Handy heraus.
    Er wollte jetzt eigentlich mit niemandem sprechen, aber mit niemandem zu sprechen war vielleicht immer noch besser, als sich mit Roote zu unterhalten.
    »Ja«, krächzte er.
    »Pete, bist du das?«, erklang Wields Stimme.
    »Ja.«
    »Pete, ich bin im Estotiland. Wir haben hier eine ziemlich beschissene Situation.«
    Pascoe hörte zu. Nach einer Weile gaben die Beine unter ihm nach, er ließ

Weitere Kostenlose Bücher