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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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diesen Umständen Sam so betrübt war, dass er es kaum erwarten konnte, von Sheffield wegzukommen. Was seinen beinahe überstürzten Wechsel an die MYU erklärt, mit all den traurigen Folgen. Komisch. Man könnte sagen, wenn Jake nicht gestorben wäre, würde auch Sam noch am Leben sein.«
    Das hat gesessen!, dachte Pascoe freudig, als er sah, wie über die Maske höflichen Interesses, die Roote aufgesetzt hatte, kurz ein schmerzlicher Ausdruck huschte.
    »Ich habe oft das Gleiche gedacht«, sagte der junge Mann leise.
    »Darauf will ich wetten«, sagte Pascoe. »Ich wette, Sie könnten einen netten kleinen Aufsatz über das Thema der tragischen Ironie schreiben, nicht wahr, Mr. Roote? Tragische Ironie und das ewige Gesetz, von F. X. Roote, MA . Ein neues Forschungsthema, wenn Sie mit der Rache durch sind.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich will es Ihnen erklären. Sam und Jake waren Liebhaber. Das hat Ihnen nicht gepasst. Sie wollten, dass Sam keinen anderen Lieblingsschüler neben Ihnen hat. Also freundeten Sie sich mit Jake an und warteten auf die Gelegenheit, deren Beziehung zu zerstören. Vielleicht haben Sie dem Jungen sogar eingeredet, dass seine Nähe zu Sam ihn von den normalen akademischen Anforderungen enthob. Wie auch immer, jedenfalls kam es dazu, dass die Universitätsleitung Sam zwang, die Peitsche zu schwingen und Jake zu sagen, dass er entweder seine Seminararbeit zum Abschluss brachte oder relegiert werden würde. Mission erfolgreich beendet, müssen Sie sich gedacht haben, außer dass es vielleicht doch möglich schien, dass Jake seine Arbeit fertig stellte – oder dass Sie es Sam doch zutrauten, dass er bei den Noten nachhalf. Und deshalb, unter dem Vorwand, Jake zu helfen, suchten Sie ihn in der Nacht vor dem Abgabetermin auf und füllten ihn mit Uppers zu, damit er geistig auf der Höhe blieb, schoben ihm aber noch weiß Gott was unter, bis der Junge schließlich zusammenbrach. Die Auswahl war ja groß genug, nachdem er im kleinen Umfang selbst gedealt hat. Dann schlichen Sie sich fort. Sie haben nur zwei Fehler gemacht, Franny. Der erste, Sie wurden von einem Zeugen gesehen, der Sie positiv identifizieren kann. Der zweite, Sie konnten nicht widerstehen, Jakes Stoff mitzunehmen und, noch verräterischer, seinen Liebesbeweis, bei dessen Anblick es Ihnen das Herz zerrissen haben musste, wenn Jake vor Ihnen damit herumfuchtelte.«
    Er hielt die Uhr hoch.
    Er erwartete nicht, dass Roote sich wie ein kleines schuldiges Ding über alle Maßen überrascht gab, aber dieser junge Mann war voller Überraschungen. Sein Gesicht zerknitterte, Tränen traten ihm in die Augen, als er die Uhr betrachtete. War das vielleicht doch der Zeitpunkt für eine Beichte?, fragte sich Pascoe.
     
    Das Funkgerät des Wachmanns knarrte. Er nahm es ans Ohr und drückte auf Senden: »Ja, kommen.«
    Dann lauschte er.
    Wield konnte die Worte nicht verstehen, das war auch nicht nötig.
    Der Wachmann trat einen Schritt von seinem Gegenüber in der Praesidium-Uniform zurück.
    Das Funkgerät spuckte ihm weiterhin dringliche Worte ins Ohr.
    Spiel jetzt nicht den Helden, schoss es Wield durch den Kopf, während er seine Maschine sanft anrollen ließ.
    Der größere der beiden Männer griff in die Fahrerkabine des Möbelwagens.
    Als er sich wieder aufrichtete, hielt er etwas in den Händen.
    Wield, der sich damit auskannte, konnte sie selbst aus der Entfernung als Mossberg 500 ATP 8C identifizieren.
    Er ließ die Thunderbird aufröhren.
    Der große Kerl schob sich zwischen die beiden in den Praesidium-Uniformen, richtete die Waffe auf den Wachmann und feuerte.
    Der Wachmann taumelte nach hinten, machte einige Schritte seitwärts, dann sackte er zusammen.
    Wield musste ausweichen, um ihn nicht zu überfahren, er spürte, wie die Maschine unter ihm ausbrach. Dass er die Kontrolle über sie verlor, rettete ihm wahrscheinlich das Leben. Denn der große Typ hatte die Waffe herumgerissen und feuerte erneut. Wield hörte die Querschläger vom Betonboden abprallen, spürte, wie sich Splitter in seine Ledermontur fraßen. Einer der Männer in der Praesidium-Uniform schrie voller Zorn, seine Worte aber gingen im Lärm einer sich schnell nähernden Sirene unter. Gleichzeitig kamen weitere Wachleute die Rampe herabgelaufen.
    Wield rollte sich ab und wurde erst durch den Vorderreifen des Sicherheitstransporters gestoppt, gegen den er schlug. In einer fließenden Bewegung kam er auf die Beine, warf sich durch die offene Tür und zog sie

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