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Die Lebensfreude

Die Lebensfreude

Titel: Die Lebensfreude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , Alfred Ruhemann
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Blutes flössen in eine Falte des Fleisches und fielen dann nacheinander auf die Linnen, die man über die Matratze gebreitet hatte.
    Luise fiel in eine neue Ohnmacht, sie schien tot, und die Arbeit der Muskel hörte beinahe vollkommen auf.
    »Mir ist das lieber«, sagte der Arzt, den Frau Bouland davon in Kenntnis setzte. »Sie zerquetschte mir fast die Hand, ich wäre zum Herausziehen genötigt gewesen, so unerträglich wurde der Schmerz... Ach! Ich bin nicht mehr jung! Es wäre sonst schon beendet.«
    Seit einem Augenblick hatte seine linke Hand die Füße erfaßt und leitete sie sanft, um die Wendungsbewegung auszuführen. Ein Halt trat ein, er mußte den Unterleib mit der rechten Hand pressen. Die andere kam ohne Erschütterung zum Vorschein, erst das Gelenk, dann die Finger. Alle fühlten eine Erleichterung. Cazenove stieß einen Seufzer aus, seine Stirn war in Schweiß gebadet, sein Atem keuchte wie nach einer heftigen Leibesübung.
    »So weit wären wir, ich glaube, es wird gut gehen, das kleine Herz schlägt noch. Aber wir haben das Bürschchen immer noch nicht.«
    Er war aufgestanden und heuchelte ein Lachen. Er verlangte lebhaft warme Leintücher von Veronika. Während er sich die Hand wusch, die beschmutzt und blutig war wie die eines Schlächters, wollte er dem in den Stuhl zusammengeknickten Gatten Mut einflößen.
    »Es ist gleich zu Ende, mein Lieber. Ein bißchen Hoffnung, zum Teufel!«
    Lazare rührte sich nicht. Frau Bouland, die Luise aus der Ohnmacht erweckte, indem sie ihr ein Fläschchen Äther unter die Nase hielt, beunruhigte sich besonders darüber, daß die Wehen aufgehört hatten. Sie sprach mit leiser Stimme zum Doktor davon, der laut antwortete:
    »Ich erwarte es. Ich muß ihr helfen.«
    Er wandte sich an die Wöchnerin.
    »Unterdrücken Sie nichts, lassen Sie Ihre Schmerzen zur Geltung kommen. Wenn Sie mir etwas beistehen, sollen Sie sehen, wie gut alles geht.«
    Aber sie machte eine Bewegung, als wollte sie sagen, daß sie keine Kräfte mehr habe. Man hörte sie kaum stammeln: »Ich fühle keinen Teil meines Körpers mehr.«
    »Armes Herz«, sagte Pauline, sie küssend. »Du bist am Ende deiner Qualen.«
    Der Doktor war von neuem niedergekniet. Die beiden Frauen hielten wieder die Beine, während Veronika ihm lauwarme Wäsche reichte. Er hatte die kleinen Füße eingewickelt und zog langsam, mit sanftem, beständigem Anziehen, und seine Finger drangen im Verhältnis herauf, wie das Kind herauskam, er faßte es bei den Knöcheln, den Waden, den Knien, und so an jedem Teil, der zum Vorschein kam. Als die Hüften da waren, vermied er jeden Druck auf den Leib, er umspannte die Seiten und drückte mit beiden Händen auf die Leisten. Der Kleine rückte immer mehr vorwärts und erweiterte die Wulst des rosigen Fleisches zu einer wachsenden Spannung. Aber die bis dahin fügsame Mutter widersetzte sich plötzlich bei den sie neu überkommenden Schmerzen. Das war nicht mehr ein Drängen, ihr ganzer Körper wurde erschüttert, ihr war, als spalte man sie mit einem schweren Schlachtmesser, wie sie die Ochsen im Fleischerladen hatte zerteilen gesehen. Sie empörte sich mit solcher Gewalt, daß sie ihrer Base entschlüpfte und das Kind den Händen des Arztes entglitt.
    »Achtung!« rief er. »Verhindert sie doch sich zu rühren... Wenn die Nabelschnur nicht zusammengepreßt worden ist, haben wir gute Aussichten.«
    Er hatte den kleinen Körper wieder erfaßt, er beeilte sich die Schultern frei zu machen und führte die Arme einen nach dem andern heraus, damit das Volumen des Kopfes nicht vermehrt würde. Aber das krampfhafte Aufspringen der Wöchnerin war ihm unbequem, er hielt aus Furcht vor einer Quetschung jedesmal inne. Die beiden Frauen strengten vergebens alle Kräfte an, sie auf dem Schmerzenslager festzuhalten; sie schüttelte und hob sich mit einer unwiderstehlichen Steifung des Genickes in die Höhe. Bei dem Umsichschlagen gelang es ihr das Holz der Bettstelle zu erfassen, von dem man sie nicht wieder loszureißen vermochte; sie stemmte sich dagegen und drängte heftig die Füße auseinander in dem beständigen Gedanken, sich von diesen sie quälenden Leuten zu befreien. Das war ein wirklicher Wutanfall, entsetzliches Schreien in dem Gefühl, daß man sie morde, indem man sie von den Hüften bis zum Leibe vierteile.
    »Es steckt nur noch der Kopf innen«, sagte der Arzt, dessen Stimme zitterte. »Ich wage ihn bei diesen fortwährenden Stößen nicht zu berühren. Da die Wehen wieder

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