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Die Lebensfreude

Die Lebensfreude

Titel: Die Lebensfreude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , Alfred Ruhemann
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eingetreten sind, wird sie sich zweifellos selbst befreien. Warten wir ein wenig.«
    Er mußte sich setzen. Frau Bouland wachte, ohne die Mutter frei zu geben, über das Kind, das zwischen den blutenden Schenkeln ruhte, noch am Halse und wie erstickt zurückgehalten. Die kleinen Glieder rührten sich schwach, dann hörten auch diese Bewegungen auf. Man wurde von neuem von Furcht ergriffen, der Arzt suchte die Zusammenziehungen hervorzurufen, um die Geschichte zu beschleunigen. Er stand auf und vollführte einige Pressungen auf den Leib der Gebärenden. Es traten einige entsetzliche Augenblicke ein, die Unglückliche schrie immer heftiger, je weiter der Kopf zum Vorschein kam und das Fleisch, das sich zu einem breiten, weißlichen Ringe rundete, fortstieß. Unten, zwischen den beiden gewaltsam ausgedehnten und klaffenden Höhlungen, wölbte und spannte sich die zarte Haut so entsetzlich, daß man einen Riß befürchtete. Unrat spritzte heraus, das Kind fiel nach einer letzten Anstrengung inmitten eines Regens von Blut und unsauberem Wasser heraus.
    »Endlich!« sagte Cazenove. »Das Kind kann sich rühmen können, nicht gerade angenehm zur Welt gekommen zu sein.«
    Die Erregung war so groß, daß sich niemand um das Geschlecht bekümmert hatte.
    »Es ist ein Knabe, Herr«, verkündete Frau Bouland dem Gatten.
    Lazare brach, den Kopf gegen die Mauer gewandt, in Schluchzen aus. Er war von einer ungeheuren Verzweiflung erfaßt, von dem Gedanken, daß es besser sei, alle stürben, als daß sie noch weiter nach solchen Leiden lebten. Dieses neugeborene Wesen betrübte ihn zu Tode.
    Pauline hatte sich über Luise gebeugt, um ihr einen Kuß auf die Stirn zu drücken.
    »Komm, umarme sie«, sagte sie zu ihrem Vetter.
    Er kam näher und beugte sich über sie. Es packte ihn jedoch ein neuer Schauer bei der Berührung dieses von kaltem Schweiße bedeckten Gesichtes. Seine Frau lag ohne einen Atemzug da, ihre Augen waren geschlossen. Er brach zu Füßen des Bettes wieder in Schluchzen aus, den Kopf abermals an die Mauer gelehnt.
    »Ich glaube, es ist tot«, murmelte der Doktor. »Binden Sie schnell die Schnur ab.«
    Das Kind hatte bei seiner Geburt nicht jenes schrille Gewinsel ausgestoßen, das von einem dumpfen Gegurgel begleitet, den Eintritt der Luft in die Lungen verkündet. Es war von einer bläulichen, an manchen Stellen blassen Schwärze, klein für seine acht Monate, mit einem Kopf von außerordentlicher Größe.
    Frau Bouland schnitt und band mit flinken Händen die Schnur ab, nachdem sie vorher noch eine kleine Menge Blut hatte ausfließen lassen. Das Kind atmete noch immer nicht, die Schläge des Herzens blieben unmerklich.
    »Es ist aus«, erklärte Cazenove. »Vielleicht könnte man noch Reibungen und Einatmungen versuchen; aber ich glaube, es ist verlorene Zeit... Und dann ist die Mutter da, der es sehr nottut, daß ich an sie denke.«
    Pauline hörte zu.
    »Geben Sie es mir«, sagte sie. »Ich will sehen. Wenn es nicht atmen sollte, wird es nur deshalb nicht sein, weil mir mein Atem ausgeht.«
    Sie trug es in das Nebenzimmer, zugleich mit der Flasche Branntwein und einigen Leinen.
    Neue, jedoch viel schwächere Schmerzen rissen Luise aus ihrer Erschlaffung. Das waren die letzten der Nachgeburt. Als der Doktor beim Ausstoßen der Nachgeburt durch Ziehen an der Schnur behilflich gewesen war, hob die Hebamme sie in die Höhe, um die Tücher hervorzuziehen, die eine Flut dicken Blutes gerötet hatte. Dann streckten beide sie aus, trennten die gesäuberten Schenkel durch ein leinenes Tuch, umwickelten den Leib mit einer leinenen Binde. Die Furcht vor einer Blutung quälte den Arzt noch immer, obgleich er sich vergewissert hatte, daß kein Blut mehr im Innern zurückgeblieben und die verlorene Menge ungefähr normal gewesen war. Andererseits schien ihm die Nachgeburt vollständig, aber die Schwäche der Wöchnerin und besonders der sie bedeckende kalte Schweiß war höchst beunruhigend. Sie rührte sich nicht mehr; bleich wie Wachs lag sie bis an das Kinn in die Decken gehüllt, die sie nicht erwärmten.
    »Bleiben Sie«, sagte der Arzt zur Hebamme, ohne Luisens Puls frei zu geben. »Ich selbst gehe nicht eher fort, als bis ich vollkommen beruhigt bin.«
    Auf der andern Seite des Flurs kämpfte Pauline in der früheren Stube der Frau Chanteau gegen die wachsende, todesähnliche Ohnmacht des kleinen, armseligen Wesens, das sie dorthin getragen hatte. Sie hatte es eilig auf einen Stuhl vor das Feuer gelegt und rieb es

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