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Die Lebensfreude

Die Lebensfreude

Titel: Die Lebensfreude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , Alfred Ruhemann
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jetzt mild stimmte, als sei er der Genosse, der das Werk der Versöhnung nunmehr vollenden solle.
    Unten begann Pauline zu singen, während sie das Ragout nochmals umwandte. Sie zündete ein Bündel Reisig an, machte den Spießdreher für die Ente bereit und überwachte den Braten mit kundigem Auge. Diese Mägdearbeit belustigte sie, sie hatte eine große, weiße Schürze vorgebunden und war entzückt, alle zu bedienen, ihnen die niedrigsten Dienstleistungen erweisen zu können, um sich zu sagen, daß sie ihre Heiterkeit und Gesundheit an jenem Tage ihr zu danken hätten. Da sie jetzt – Dank ihrer Vermittlung – lachten, war es ihr Traum, ihnen ein Festessen zu bereiten, sehr gute Sachen, von denen sie viel essen sollten, wenn sie in größtem Behagen um den Tisch herumsitzen würden.
    Es fielen ihr der Onkel und der Kleine ein; sie eilte schleunigst auf die Terrasse und war sehr erstaunt, ihren Vetter bei dem Kinde sitzen zu sehen.
    »Wie?« rief sie, »du bist schon unten?«
    Er antwortete mit einem bloßem Kopfnicken; er war wieder in seine lässige Gleichgültigkeit zurückgesunken und saß mit gebeugten Schultern und müßigen Händen da. Sie fragte daher beunruhigt:
    »Ich hoffe, ihr habt hinter meinem Rücken nicht wieder von vorn angefangen?«
    »Nein, nein«, entschloß er sich endlich zu sagen. »Sie kommt hinunter, sobald sie ihr Kleid angezogen hat ... Wir haben uns verziehen! Aber wie lange wird es dauern? Morgen wird es etwas anderes sein und so alle Tage, alle Stunden! Ändert man sich? Kann man etwas verhindern?«
    Pauline war ernst geworden, ihre betrübten Augen senkten sich. Er hatte recht, sie sah ähnliche Tage sich ohne Aufhören entrollen mit den nämlichen Zwistigkeiten der beiden, die sie schlichten müsse. Sie selbst war nicht gewiß, ob sie besser geheilt sei, nicht doch noch heftigen Regungen der Eifersucht nachgeben werde. Ach, welch ewiges Wiederbeginnen in diesem Alltagselend! Aber ihre Augen erhoben sich bereits; sie hatte sich schon so oft besiegt! Und dann werde man bald sehen, ob sie nicht eher müde würden sich zu streiten, als sie, sie zu versöhnen. Der Gedanke erheiterte sie, und sie erzählte ihn lachend Lazare. Was würde ihr denn zu tun übrig bleiben, wenn das Haus zu glücklich sei? Sie würde sich langweilen, man mußte ihr schon einige Wehwehs zum Heilen geben.
    »Wo sind der Abbé und der Doktor hingegangen?« fragte sie erstaunt, als sie die beiden nicht mehr sah.
    »Sie müssen in den Gemüsegarten gegangen sein«, erwiderte Chanteau. »Der Abbé hat den Doktor unsere Birnbäume zeigen wollen.«
    Pauline wollte einen Blick von der Ecke der Terrasse dorthin tun, blieb aber plötzlich vor dem kleinen Paul stehen.
    »Er ist aufgewacht!« rief sie. »Siehst du, wie er schon umherläuft.«
    In der Tat hatte sich Paul inmitten der roten Decke auf seine kleinen Knie gesetzt; er zog sich in die Höhe und rutschte jetzt hastig auf allen Vieren davon. Aber ehe er auf den Sand gelangte, war er wohl über eine Falte der Decke gestolpert, denn er schwankte und fiel mit zurückgeschlagenem Kleide auf den Rücken, die nackten Arme und Beine in der Luft. Er strampelte und zeigte seine rosige Nacktheit von der Röte einer aufgeblühten Klatschrose.
    »Da zeigt er uns alles, was er hat«, fuhr sie lustig fort. »Wartet, ihr sollt sehen, wie er seit gestern läuft.«
    Sie war neben ihm niedergekniet und versuchte ihn aufzurichten. Er war so langsam gewachsen, daß er für sein Alter noch sehr zurück war; man hatte sogar einen Augenblick lang geglaubt, daß er schwach auf den Beinen bleiben werde. Es war daher ein Entzücken für die Familie, als man ihn die ersten Schritte machen sah, mit den Händen in das Leere tastend und bei dem geringsten Hindernis auf den Hintern fallend.
    »Willst du wohl nicht spielen«, wiederholte Pauline. »Nein, es ist ernst; zeige, daß du ein Mann bist... Hier, halte dich fest, geh und gib Papa einen Kuß, und dann geh und küsse auch den Großpapa!«
    Chanteau, dessen Gesicht durch ein schmerzliches Zucken verzerrt wurde, wandte langsam den Kopf, um dem Auftritte zuzusehen. Lazare wollte trotz seiner Niedergeschlagenheit gern bei dem Spiele sein.
    »Komm«, sagte er zu dem Kinde.
    »Du mußt ihm die Arme entgegenstrecken«, erklärte das junge Mädchen. »So wagt er es noch nicht; er will wissen, wo er hinfällt... Vorwärts, Schätzchen, ein wenig Mut.«
    Er hatte nur drei Schritte zu machen. Als Paul sich entschloß, mit dem Schwanken eines seiner

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