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Die Lebensprinzipien

Die Lebensprinzipien

Titel: Die Lebensprinzipien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke , Margit Dahlke
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nicht teilen. Das Arbeitsmotto »Wer nichts hat, ist einfach nicht ausreichend untersucht« wird natürlich helfen, den eigenen Verdienst zu mehren, was bei Jungfrau-Merkur durchaus wichtig ist, aber nicht jedem Patienten gerecht wird. Mit der typischen diskriminierenden Art im Sinne von Unterscheidungsfähigkeit und dem scharfen Intellekt wäre eine Jungfrau-Merkurnatur gut in der Forschung untergebracht.
    In der praktischen, alltäglichen Welt mit ihrem Unverständnis und mangelndem Blick für Details fühlt sich ein Vertreter des Jungfrau-Merkurprinzips oft missverstanden und neigt dann nicht selten zu Zynismus und manchmal Sarkasmus. Das macht ihn einerseits unbeliebt; andererseits ist er so wichtig für gutes Funktionieren
und einwandfreie Arbeitsabläufe und kann so hilfsbereit und so häufig zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein, dass es anderen fast mystisch erscheint. Das ist es gewiss nicht, nur gut analysiert und vorausgedacht.
    Unter diesem Prinzip finden sich diejenigen, die rechtzeitig – ein wichtiges Wort für Jungfrau-Merkur – auf Risiken, Gefahren und Nebenwirkungen hinweisen, weshalb sie als Ärzte und Apotheker gut aufgehoben sind. Aber im Übertreiben der Warnungen kann die Spannbreite auch bis zum unerträglichen Pessimisten reichen. Unendlich viele – oft negative – Hintergedanken machen Menschen dieses Prinzips auch nicht gerade beliebter.
    Wer so viel kalkuliert, kann sich natürlich auch verrechnen wie jener »Kreuzfahrer«, den ich vor einigen Jahren auf einem luxuriösen Dampfer am ersten Reisetag traf. Er fotografierte die absonderlichsten Ecken des Schiffes, von kleinen Roststrukturen bis zu Unregelmäßigkeiten der Schweißnähte. Zuerst hielt ich ihn für einen Künstler, aber er sah mit seinen Cordhosen und dazu passenden Schuhen, seinem beigefarbenen Rollkragenpullover und Touristenhut doch mehr wie ein Spießer aus. Auch hatte er kein Makroobjektiv, sondern knipste eher im touristischen Sinn vor sich hin. Ganz vorsätzlich und berechnend – für mich mit Jungfrau-Aszendenten kein Problem – lernte ich ihn kennen, und er klärte mich bereitwillig über seine Taktik auf. Als erfahrener »Kreuzfahrer« legte er es mit dem ersten Reisetag darauf an, alle Schwachstellen des Schiffes und seiner Besatzung auszuloten, um anschließend über entsprechende Regressforderungen einen Großteil der Reisekosten wieder hereinzuholen. Über den Kulanzweg seien fünfundzwanzig Prozent immer drin, und er habe auch schon dreißig Prozent und einmal sogar die Hälfte zurückerhalten. Dabei seien sorgfältig erstellte Fotodokumentationen und akribisch recherchierte und festgehaltene Zeugenaussagen anderer »Betroffener« ausgesprochen hilfreich. Als ich ihm in einer Gegenrechnung eröffnete, dass er einen Denkfehler mache, denn selbst wenn er die Hälfte zurückerhalte, sei ihm doch immer die ganze Reise verdorben, war er entrüstet.
Er argumentierte entschieden dagegen und führte all die Vorteile an, die er heraushole, und sprach von den neuen Reisen, die seine ebenso clevere wie effiziente Strategie ermögliche. Dass er das Schiff und seine Ziele nur über Rostflecken und kleine Malheure erlebte, mit deren Dokumentation er die Zeit verbrachte, ging ihm – als im Zeichen Jungfrau Geborenen – gar nicht ein. So wurde es denn keine tiefere Reisebeziehung.
    Der (arche-)typische Spießer ist natürlich nur eine Entgleisung in unerlöste Bereiche dieses Merkurprinzips. Wäre der erwähnte Passagier im Dienst der Reederei tätig, ließe sich seine akribische Fehlersuche und die große Präzision seiner Analysen und Dokumentationen von der Ebene der Nörgelei leicht in nützliches Controlling umwandeln. Von pessimistischer Nörgelei ist es meist nicht weit zu sinnvollem Verbessern. Die Gefahr liegt beim Jungfrau-Merkurprinzip also darin, das Leben mit Planung, Ordnung, Sicherheitsdenken und (negativen) Hintergedanken zu verbringen und das ständig vorweggenommene, vorgestellte Bedrohungsszenario zu nutzen, um den Intellekt immer besser zu trainieren, so dass man alles durchschauen, erklären und über die Analyse wieder einordnen kann. Wenn schließlich auch alle Gefühle und Emotionen vom Verstand kontrolliert werden, fast schon bevor sie überhaupt richtig wahrgenommen sind, geht jedes Vertrauen in das Leben und seinen Fluss verloren.
    Vertrauen ist sowieso nicht die Stärke beim Jungfrau-Merkurprinzip, und wenn Gefühle und Emotionen vor lauter Kontrolle und Sicherheitsdenken auf der

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