Die Lebensprinzipien
der Zug in diese unangemessene und gefährliche Richtung längst abgefahren. Auf dieser Ebene verliert also der Zwillinge- klar gegen den Jungfrau-Merkur. Auch so mancher Etikettenschwindel wie die Umbenennung des praktischen Arztes in den Facharzt für Allgemeinmedizin konnte daran nichts ändern, wobei die anderen Tricks aus der entsprechenden Kiste von Zwillinge-Merkur oft vielversprechend sind.
So notwendig diejenigen, die von fast allem fast nichts wissen, in der Medizin sind – auch diejenigen, die von fast nichts fast alles wissen, sind wichtig. Ideal wäre, wenn beide gut zusammenspielen wie die beiden Seiten von Merkur. Leider ist das in der modernen
alltäglichen deutschen Medizin immer weniger der Fall. Der Universaldilettant müsste die Weichen stellen und zum Fachidioten überweisen, so das Ideal.
In Wirklichkeit tendieren immer mehr Patienten gleich zum Facharzt und entscheiden damit selbst, was mit ihnen geschieht. Wenn dieser wie ein Fachidiot agiert, wird er als Chirurg operieren, als Internist Pillen geben und als Psychotherapeut psychotherapieren – vor lauter Bäumen wird so fast regelmäßig und mit gravierenden Folgen der Wald übersehen.
Das heute so weit verbreitete Spezialistentum ist Ausdruck und unerlöster Auswuchs von Jungfrau-Merkur. Es wird zwar kaum irgendwo so gefährlich wie in der Medizin, kommt aber überall vor.
Selbst im Sport gibt es heute kaum noch Skifahrer, die alle Disziplinen beherrschen, sondern entweder Slalom- oder Abfahrtspezialisten. Sogar der Riesenslalomspezialist unterscheidet sich in seinen Trainingsprogrammen noch vom Slalomfahrer. Und natürlich machen die Hobbysportler so etwas nach, obwohl auch hier der Allrounder, der seinen Körper insgesamt mit Bewegung in Form hält, viel gesünder lebt.
Leistungsdruck
Das Prinzip der Arbeitseinsparung und damit der Rationalisierung ist ein besonderes Anliegen dieses Merkurprinzips, und hier kann es sich in unserer Zeit austoben vom Controlling bis zum Einsparen von Arbeitsplätzen und ganzen Sparten. Beim (Weg-)Rationalisieren und Outsourcen ist Jungfrau-Merkur immer dabei und natürlich auch bei deren Endergebnis, dem Burn-out. Spezielle Unternehmensberater haben sich dem jungfräulich-merkurialen Überarbeiten, Verbessern und Controlling von Firmen verschrieben, um dort wirtschaftlich noch mehr herauszuholen. Sie arbeiten ausschließlich im Hinblick auf finanziellen Gewinn und daher ganz im Interesse der Besitzer oder Aktionäre. Der Aktionärswert oder Shareholder Value steht an oberster Stelle, und es zählt nur, was unter dem Strich bleibt. Doch das, was die solcherart beratenen Manager
durch Rationalisieren und Entlassen, Erhöhen des Drucks und der Bedrohung mehr aus den Firmen herauspressen, holen sie letztlich aus den Menschen, die so etwas in der Regel nur bis zu einem gewissen Grad (v)ertragen. Das Ergebnis all dieser Bestrebungen in der Wirtschaft ist damit der Schatten des Jungfrau-Merkurprinzips.
Tatsächlich rechnen sich die Einsparungen und Effizienzsteigerungen nur für die Shareholder. Für die Angestellten und Arbeiter verschwindet die Sicherheit aus der Arbeitswelt, in der nur noch zählt, was jemand bringt und schafft. Genau dieser Leistungsdruck aber schafft die Menschen und bringt sie letztlich um , was nicht im Sinne von Jungfrau-Merkur ist, sondern wie gesagt in seinem Schatten liegt.
Fleischfabriken
Industrialisierung ist grundsätzlich ein Jungfrau-Merkurthema, geht es dabei doch darum, mit mehr Fleiß mehr zu leisten und mehr zu schaffen. Es soll bei der Arbeit mehr herauskommen oder herausspringen und auch mehr gearbeitet werden. Die blühenden Landschaften, von denen der deutsche Exkanzler Kohl schwärmte, meinte er im Sinne von Industrialisierung und damit auch von Zerstörung noch verschonter Lebens- und Landschaftsbereiche. Als es nicht so schnell wie angekündigt ging, waren viele enttäuscht und verärgert, was zeigt, wie sehr sie kollektiv auf diese Art von blühendem Wirtschaftsleben stehen.
Eine besonders herbe Variante dieses Merkurprinzips wird deutlich, wenn sich Industrialisierung und Rationalisierung der Tier-zucht annehmen. Dann wird es im doppelten Sinne jungfräulichmerkurial, und der Schritt vom Bauernhof zur Tierfabrik ist nicht weit. Massentierhaltung endet in Großschlachthöfen, wo am Fließband unter Bedingungen, die von ihrer Grausamkeit ins Plutonische gehen, getötet und zerlegt wird. Aber schon die angeblich streng rationale Massentierhaltung verkommt zu
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