Die Lebensprinzipien
entscheidungs- und initiativschwach wie auch strategisch denkend und abwägend, was auch als unehrlich wahrgenommen werden mag. Wer versucht, es allen recht zu machen, wird leicht als mogelnd empfunden
und bei gar nicht böse gemeinten Lügen ertappt, sich die Wahrheit zurechtzuschminken. Auf der ganz unerlösten Ebene kann die ideenreiche Art im Verein mit Konfliktscheu und dem Bedürfnis nach dem schönen, friedlichen Lebensraum zu einem schrecklichen, dann auch kompromisslosen Schreibtischtätertum führen.
Die entsprechende Zeit im Jahr ist der Oktober mit dem Herbstäquinoktium, der Tagundnachtgleiche, also jene Zeit, in der sich Licht und Dunkelheit die Waage halten. Der sprichwörtliche goldene Oktober entspricht dem Waage-Venusprinzip in unseren Breiten gut und wird ihm gerecht, denn er ist eine Phase der Beschaulichkeit und des Stillstandes zwischen Sommer und Winter. Die Ernte ist eingebracht; für den Winterschlaf ist es noch zu früh, und die Natur erstrahlt im bunten Herbstkleid.
Im Wochenlauf ist der Freitag Waage-Venus zugeordnet, benannt nach der germanischen Liebesgöttin Freyja, die der Venus-Aphrodite weitgehend entspricht. Da er die oft beschwerliche Arbeitswoche mit dem freien Wochenende verbindet, hat er etwas Anmachend-Angenehmes und Locker-Leichtes.
Unter dem luftigen Waage-Venusprinzip ist Denken die zentrale Funktion. Es ist schöngeistig, idealistisch und friedliebend, abwägend, ausgewogen und aussteuernd und sehr diplomatisch. Dabei wäre es gern liberal, tatsächlich ist es aber oft eher oberflächlich bis dekadent.
Das Fühlen ist sensibel und feinfühlig, nicht selten verliebt und meist treu und manchmal sogar (heute noch) keusch. Flirtend und vage, bleibt auch im Gefühlsbereich eine luftig-distanzierte Art bestimmend. Mit Charme und Geschick wird bei diesem venusischen Lebensprinzip alles getan, um anderen zu gefallen und sie zu bezirzen. Ziel ist, harmonische Interaktion zu gewährleisten.
Beim Handeln ist ein von Waage-Venus geprägter Mensch schwach, da chronisch unentschlossen und ausweichend, diplomatisch und relativ untätig bis faul. Er ist jedoch bestrebt, seine Handlungsschwäche höflich und charmant zu überspielen. Ein Handlungsmotiv
ist der Versuch, mit dem Du im Kontakt zu treten beziehungsweise etwas gemeinsam zu machen.
Anstelle eines Wappentiers fungiert das Symbol der Waage, die für Ausgewogenheit und Gleichgewicht, für Abwägen und Gerechtigkeit steht. Sie ist auch das Symbol der Justitia, die blind im übertragenen Sinn und gerecht in jedem Sinn sein sollte. Oft übersehen wird bei diesem Prinzip das Wesentliche an der Waage, das Zünglein, das eben nur dann nach oben in Richtung höhere Ordnung zeigt, wenn beide Waagschalen austariert sind. Es geht also nicht darum, nur das vermeintlich Gute in die Waagschale zu werfen. Vielmehr ist beim Leben in der Polarität das Gleichgewicht von Bedeutung, zum Beispiel von Kampf und Frieden, Ich und Du und so weiter. Die ägyptische Göttin Maat, eine Entsprechung der Venus, wiegt nach dem Tod des Menschen Herz gegen eine Feder auf. Dabei soll festgestellt werden, ob der Betroffene sein Maß an Gerechtigkeit und Balance, die für die Gesellschafts- und Weltenordnung grundlegend sind, beigetragen hat oder ob er als zu leicht befunden werden muss. Alles andere wäre nur Scheinharmonie und damit Ungleichgewicht.
Die sieben Entwicklungsstufen
1. Auf der untersten Entwicklungsstufe finden sich Falschheit und Feigheit, Unehrlichkeit und Missgunst, Entscheidungsunfähigkeit und daraus folgend Handlungsunfähigkeit. Hier sind jene Täter zu finden, die sich selbst die Hände nicht schmutzig machen, aber schmutzige Aufträge »delegieren«, die Anstifter, die sich hinter Masken verschanzen, wie zum Beispiel der adrett gekleidete Zuhälter, der seine Schläger auf Leute hetzt, in denen er Konkurrenz und Gefahr wittert.
2. Die nächste Stufe konfrontiert uns mit Scheinharmonie, geschminkter Wahrheit und überzogener Eitelkeit. Hier präsentiert
sich nicht selten eine schöne, aber seelenlose Fassade. An andere werden Heile-Welt-Forderungen gestellt, wobei man selbst an geradezu krankhafter Unbeteiligtheit und extremer Konfliktvermeidung scheitert. Selbst zu bequem und blasiert, könnte man so in einer hohlen Schickeria landen, die sich intellektuell gibt, ohne diesem Anspruch gerecht zu werden, die sich stattdessen in pseudointellektuellen Phrasen ergeht und dabei nicht nur unehrlich und gekünstelt, sondern auch
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