Die Lebensprinzipien
kommen. Viele Menschen wissen selbstverständlich, dass wir die Technik brauchen, um die Zukunft zu retten. Sie erleben es aber auch, wie wenig sie bringt, wenn sie von gefühlskalten Technokraten beherrscht und verwaltet wird. Es könnte der richtige Zeitpunkt sein, um uranische Umwelt- und Klimatechnologie mit saturninem Verantwortungsbewusstsein zu versöhnen – entsprechend der Tatsache, dass Saturn der alte Herrscher von Uranus ist. Wenn wir die Wunder der Technik obendrein mit der Intuition verbinden, die jetzt so viele Menschen dazu bringt, am kalten Technikwahn der Atomkonzerne zu (ver-)zweifeln, wäre unsere Zukunft grün und voll Hoffnung auf eine bessere und gesündere Welt.
Uranische Narren
Ein weiteres Uranusthema rankt sich um den Heyoka, den Narren im Rat der Indianer, und um den Hofnarr des Mittelalters. Besonders der Heyoka verrät seine Verbundenheit mit dem Uranusprinzip in jedem Moment, bestand doch seine Aufgabe vor allem darin, die Gegenposition einzunehmen. Wenn alle einer Meinung waren, vertrat wenigstens der Heyoka die oft verrückte Gegenmeinung, und so war der Gegenpol immer besetzt und mit im Spiel. Natürlich folgten die Indianer diesen meist verrückten, doch stets außergewöhnlichen und originellen Ratschlägen nur ganz selten. Aber ein wenig Karneval war bei ihnen auf diesem Weg immer einbezogen.
Ähnlich uranisch, wenn auch anders ausgestaltet, war die Rolle des Hofnarren an den Fürsten- und Königshöfen des Mittelalters. Seine Aufgabe bestand darin, die Wahrheit auf spaßige Art auszudrücken. Geschah dies witzig genug, konnte er als Einziger auch
dem Herrscher widersprechen und sich sogar über ihn lustig machen – eine gefährliche Gratwanderung, die nur durch die Narrenkappe abgesichert war. Es bot der adeligen Gesellschaft aber die Chance, das Uranusprinzip ins Leben zu integrieren, statt sein Opfer zu werden. »Kinder und Narren sagen die Wahrheit«, weiß der Volksmund – und kaum jemand verkörpert dies besser als die verrückte Figur Pippi Langstrumpf.
Bild 12
Heute sind Reste dieses geradezu weisen Umgangs mit dem sonst völlig unberechenbaren Prinzip bei modernen Kabarettisten zu finden, die ebenfalls auf uranisch witzige Art Missstände anprangern und die Menschen zum Lachen bringen über all den Widersinn der Politik und des modernen Lebens. Noch direkter folgen die Faschingsrituale dem alten Narrenmuster, wenn die Herrschenden in Büttenreden in die Pfanne gehauen oder ihnen beim traditionellen »Derblecken« am Münchner Nockherberg die Leviten gelesen werden. Das Lachen hebt, dem uranischen Prinzip entsprechend, ein Stück über das Problem hinaus und verhilft damit zu Überblick. Lachen ist gesund und kann schwierige Situationen entschärfen; es hilft, alles »anders« zu sehen und damit einer Lösung näher zu bringen. Das zu Uranus gehörende »Heureka!« (»Ich hab’s gefunden !«) vermittelt die Blitzerkenntnis einer plötzlichen Veränderung der Perspektive und Realität.
Eine weitere wichtige Bühne des Uranusprinzips ist das närrische Alter, wobei diese Qualität bei uns bisher auf Ausnahmen wie den Kultfilm Harold und Maude beschränkt bleibt. Darin ist Maude eine alte, weise und witzige Frau, die das Leben gelebt und verstanden
hat und deshalb völlig befreit aufleben kann und manchen anderen sogenannten Erwachsenen manches Rätsel aufgibt. Lediglich der verrückte Junge Harold kann da noch mithalten.
In einer Zeit, in der alle alt werden wollen, aber niemand mehr alt sein will, liegt in diesem Archetyp des närrischen Alten eine große Chance für Einzelne und für alle. Denn wenn wir dieses Thema nicht mit Witz und Humor angehen, wird es uns einholen und zum Schatten werden. Wenn alle etwas werden wollen, was dann niemand sein will, werden alle unglücklich. Da aber alle glücklich werden wollen, müssen wir uns etwas einfallen lassen, und es käme den närrischen Alten dabei eine wundervoll witzige und aufrüttelnde Rolle zu, nämlich die Gegenposition zu all den alten Politikern einzunehmen, die sich krampfhaft und zum Schaden aller an die Hebel der Macht klammern. Würden stattdessen alte Damen wie Maude in den Mittelpunkt rücken, die Schweres und sogar Schreckliches erlebt, aber verarbeitet haben und die, mit ihrem Leben ausgesöhnt, noch auf inspirierende und witzige Art mitmischen, käme viel erlöste uranische Bewegung in die Welt, die wir in dieser uranischen Zeit so überaus gut brauchen könnten. Der schon erwähnte Psychologe
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