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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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erkannte damit den Gegenstand, von dem Simon unbedingt gewollt hatte, dass er ihn stahl. Der Mann mit dem Pferdeschwanz hielt dem alten Mann die Schatulle vor die Nase und brüllte dabei etwas in einer Sprache, die Michael nicht verstand.
    Michael hatte das Gesicht des Anführers immer noch nicht gesehen. Er verhörte den alten Mann, und dabei sprachen sein Körper und seine Hände mit, unterstrichen auf subtile Weise seine Forderungen. Der Mann mit dem Pferdeschwanz hatte Selbstvertrauen; davon zeugte nicht nur seine Körpersprache, sondern überhaupt alles, was er tat; er strahlte Überlegenheit aus und peinliche Genauigkeit. Plötzlich ließ er die Schatulle auf den Boden fallen, trat mit voller Wucht darauf und brach sie damit auf. Er hob sie vom Boden auf und hielt sie dem alten Mann vor die Nase, damit er sehen konnte, dass sie leer war.
    Der Mann mit dem Pferdeschwanz zog sein Jackett aus, warf es auf einen Stuhl, dann knöpfte er sein weißes Hemd auf. Er zog ein Feuerzeug aus der Hosentasche und zündete die Flamme, sodass sie über dem silbernen Gehäuse tanzte. Und mit einem einzigen kraftvollen Griff packte er die linke Hand des alten Mannes, riss sie zu sich hin und hielt die Flamme an seine Handfläche.
    Das Gesicht des alten Mannes versteinerte, wurde hart wie Granit. Mit festem Blick starrte er seinem Folterer in die Augen, lieferte ihm einen Wettstreit, wer von ihnen beiden den stärkeren Willen hatte, während seine Handfläche allmählich schwarz wurde und Rauch aufzusteigen begann. Und der Mann mit dem Pferdeschwanz grinste. Er zog das Feuerzeug weg und steckte es wieder in seine Hosentasche, holte dann eine schwarze Schatulle heraus, die so ähnlich aussah wie die rote. In den Deckel war ein Motiv geschnitzt, das einen Drachen im Kampf mit einem rasenden Tiger zeigte. Er hielt sie dem Mann hin und flüsterte ihm dabei etwas ins Ohr.
    Und Michael sah, wie Angst die Züge des alten Mannes verzerrte, eine Qual, die größer war als die Flamme auf seiner Haut … und schließlich schrie der alte Mann.
    Michael wandte den Blick ab und kletterte die Hintertreppe hinauf, hielt sich geduckt in der Dunkelheit. Rasch erreichte er das zweite Zwischendeck, das längst nicht so luxuriös ausgestattet war. Hier gab es eine große Bar aus Teakholz, ein paar schwere Polstersofas, und an der hinteren Rückwand hing ein Flachbildfernseher. Der hintere Teil dieses Bereichs war ein Außendeck mit Liegestühlen, und in der Ecke lagen Handtücher. Man hatte bei diesem Luxusschiffchen keine Kosten gescheut.
    Michael hielt sich weiterhin im Dunkeln und sah sich um, bis er plötzlich am anderen Ende des Raums eine seltsame Gestalt erblickte. Als Michaels Augen sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er, dass die Tür zum Ruderhaus offen stand, und das Licht der Navigationsinstrumente warf einen schimmernden Glanz auf die Brücke des Schiffes, und ihm wurde bewusst … wieder schaute er auf die Gestalt und erkannte in ihr die zusammengesackte Leiche des Schiffskapitäns.
    Auf einmal entdeckte Michael auf der Backbordseite etwa dreihundert Meter hinter dem Bug ein Licht. Es steuerte auf die Jacht zu. Er wusste nicht, ob das ein Zufall war oder etwas Schlimmeres, doch hatte er nicht vor, abzuwarten, bis sich das herausstellte.
    Michael rannte zur Bar und versteckte sich dahinter. Er ließ den Blick schweifen, sah auf die Schnapsflaschen, die in Lederhüllen steckten, auf die gesicherten Gläser, den vollen Weinkühler. Er wusste, dass es hier irgendwo sein musste. Schließlich schaute er auf die Eismaschine; er sah die breiten Fugen, die etwas schief waren und damit einfach nicht zu den anderen Dingen auf diesem Schiff passten, die alle so perfekt waren.
    Er zog die Eismaschine heraus, und dahinter verbarg sich ein weiterer Helix-09-Tresor. Der war auf dem Kostenvoranschlag vermerkt gewesen: Einer war für das Arbeitszimmer gewesen, der andere für die Gentlemen’s Den – der Name der Jacht, auf der Michael sich zurzeit befand.
    Er kannte den Bypass-Code, den Code, den man eingab, wenn man die Kombination vergessen hatte und an seine Wertgegenstände kommen wollte.
    Michael tippte die Nummern in die Tastatur ein und zog die Tür auf. Er griff in den Tresor und nahm eine dünne Aktenmappe heraus. Als er sie aufschlug, fand er eine dreiseitige Fotokopie, doch als er sich den Briefkopf genauer ansehen wollte, stellte er fest, dass er das Ganze nicht entziffern konnte. Es waren asiatische

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