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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Boden und unter den Schrank, und er erstarrte. Das war Jeryds geheime Schwäche: Er fürchtete und hasste diese Tiere seit seiner Kindheit. Schon ihr Anblick lähmte ihn und ließ ihn in kalten Schweiß ausbrechen. Ihr knolliger Umriss und ihre rasend schnellen Bewegungen – widerliche Geschöpfe waren das!
    Fröstelnd, nun aber hellwach bückte er sich, sah durchs Schlüsselloch, konnte aber nur Schwärze erkennen …
    Dann tauchte ein beinahe rotes Auge auf und starrte ihm durch das Loch entgegen.
    Jeryd machte einen Satz rückwärts, sagte: »Moment«, und öffnete.
    Ein Albino stand auf der Schwelle, und seine Haut schimmerte selbst in diesem Licht weiß, sodass man ihn für einen Geist hätte halten mögen. Sein Jamur-Stern an der Brust stach von der schwarzen Uniform ab. »Sele von Jamur, Ermittler Jeryd! Ich bin Kommandeur Lathraea.«
    Jeryd erkannte den leise sprechenden Offizier, der ihm schon in Villjamur ein Begriff gewesen war, ohne ihm je begegnet zu sein. Lathraea war ein groß gewachsener Mann mit schmalen Wangen, dünner Nase und aristokratischer Anmutung. Doch Jeryd hatte auch gehört, dass er Mut und Wissen besaß; Eigenschaften, die man bewundern, Merkmale, auf die er zählen konnte. Und er hatte Geschichten aufgeschnappt, wie gut er focht, welch großartiger Stratege er auf dem Schlachtfeld war und wie ungewöhnlich mitfühlend er als Heerführer handelte.
    »Sele von Jamur, Kommandeur!«, erwiderte er murmelnd und rieb sich die Augen. »Was kann ich für Euch tun?«
    Der Offizier trat beiseite, als Jeryd auf den Flur kam und die Tür zuzog, um seine Frau nicht zu stören. Einen Moment lang musterte der Soldat fasziniert seine Kniehose. Warum hatte Marysa ihm auch nichts Schwarzes oder Braunes gekauft, das im Dunkeln nicht auffiel? Rot mit goldenen Sternen – gute Güte!
    »Ich suche einen Ermittler«, fuhr der Kommandeur fort, »und habe erfahren, dass Ihr jüngst aus Jokull eingetroffen seid. Ich möchte gern jemanden ins Vertrauen ziehen, der nicht von dieser Insel kommt.«
    Das gefiel Jeryd, denn es bestätigte zwei seiner Vermutungen: dass der Kommandeur auf der Basis von Loyalität operierte und dass er, Jeryd, nicht der Einzige war, der annahm, dass diese Stadt voller Mistkerle steckte.
    »Nun, ich bin so paranoid, wie man heutzutage leicht werden kann«, gab er zurück. »Eure Geheimnisse sind bei mir also gut aufgehoben, Kommandeur. Obwohl Ihr auch sagen könntet, dass ich dort nicht allzu wohlgelitten bin … «
    »Wie kommt es, dass Ihr hier gelandet seid?«
    Ich hab nur Korruption im Herzen des Reichs aufgedeckt und dadurch den Kanzler – und jetzigen Kaiser – verärgert. Dann bin ich vor denen geflohen, die mich womöglich herbeizitiert hätten, und in die einzige Stadt im Reich gegangen, die das Gesetz in ihre eigenen Hände genommen hat und deren Inquisition unabhängig von der in Villjamur arbeitet, obwohl das eigentlich nicht sein sollte. So habe ich einen Ort gefunden, an dem ich mein Amtsabzeichen und meine Verbindungen nutzen konnte, um Arbeit zu bekommen und in der Eiszeit nicht zu verhungern – und zwar, ohne dass mir irgendwelche Fragen gestellt wurden. All das hätte er sagen mögen, um es sich mal von der Seele geredet zu haben.
    Stattdessen brummte er: »Mir wurde stets verübelt, dass ich mit dem Papierkram hinterherhinke. Darum ist dieses unwissende Loch von einer Stadt für mich der beste Ort.«
    Der Kommandeur runzelte die Stirn und nickte taktvoll. »In Ordnung.«
    »Und Ihr, Kommandeur? Für Euch ist das auch nicht der schönste Standort.«
    »Nein, aber die Stadt muss behauptet werden. Sie sieht sich militärischen Drohungen ausgesetzt, und wir sind hier, um die Verteidigungsmaßnahmen zu beaufsichtigen.«
    »Dabei soll ich Euch doch wohl nicht helfen?«
    »Nein, aber ein Soldat wird vermisst, ein Nachtgardist namens Haust. Er ist groß, schlank, blond, blauäugig, wie die Bewohner der südwestlichen Inseln es eben sind. Seit einigen Monaten erst ist er in unserer Einheit und ungemein stolz, hier zu dienen. Es gibt keinen Grund, warum er seinen Posten hätte verlassen sollen, zumal er seine Pflichten noch nicht erfüllt hatte. Dafür wird man unehrenhaft entlassen, und doch ist er nun schon seit sechs Tagen verschwunden.«
    »Und warum kommt Ihr erst jetzt zu mir?«
    »Anfangs haben wir selbst nach ihm gesucht, doch unsere Ressourcen sind begrenzt – und die Inquisition vor Ort behauptet, es gebe zu viel zu tun. Dann hat jemand einen Beamten aus Jokull

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