Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)
Dunkeln versteckter Okun gefunden und niedergemetzelt wurde. Solche Ereignisse machten die Rückkehr der Bevölkerung in die unzerstörten Wohnungen trotz aller Erleichterung über den Sieg zu einer beängstigenden Angelegenheit.
Sie ging zielstrebig weiter und warf nur manchmal einen kurzen Blick auf den Stadtplan, den sie in der Tasche trug und der sich als recht unnütz erwies. Sie passierte die Torbögen aus Walfischbein und die riesigen Onyxflügel und hielt auf das kleine Bistro zu, den mit Jeryd verabredeten Treffpunkt nach dem Krieg.
Vieles, was sie vergessen wollte, war im Untergrund geschehen – nicht ihr, sondern anderen, doch das machte die Erfahrungen nicht angenehmer. Wie hatten Leute unter verzweifelten Umständen so grausam zueinander sein können? Während die meisten sich als solidarisch erwiesen, hatte es einige räuberische Gestalten gegeben, die das Leben anderer zerstörten, um eigensüchtige Bedürfnisse zu befriedigen. Mitunter starrten Menschen sie an und beschimpften sie laut, weil sie ein Rumel war, doch der rothäutigen Fremden wegen, die zu den Angreifern gehört hatten, konnte Marysa ihnen das nicht verdenken.
Die Leute fürchten nur, was sie nicht verstehen.
Es war inzwischen später Vormittag, und sie blieb stehen, um einigen Kultisten beim Einsatz eines kegelförmigen Geräts zuzusehen, das Trümmer in Schotter verwandelte. Sogar die Ordensmitglieder schienen erstaunt, wie wirksam der Apparat war. Langsam legten sie Wege an, und in der noch immer verschneiten Stadt bildeten sich Schneisen, die den Leuten ein Durchkommen erlaubten. Mit Pferden und anderen Tieren wurde weiterverwendbares Mauerwerk weggebracht. Schon boten pfiffige Händler Nützliches an. Es gab provisorische Basare, auf denen Soldaten und Bürger in langen Schlangen anstanden. Alle Gesichter wirkten sehr müde , als wäre etwas aus dem Dasein der Leute verschwunden und als kämpften sie darum, dennoch am Leben festzuhalten.
Vor allem hoffte sie, dass es Jeryd gut ging.
Die Schatten der Onyxflügel wirkten unerwartet lastend. Bis hierher war der Krieg nicht vorgedrungen, und kein Gebäude war beschädigt, und doch waren die meisten Häuser verlassen. Da und dort waren die Bretterverschläge schon von Fenstern und Türen entfernt. Und da war das Bistro, in dem sie sich treffen wollten, anscheinend unversehrt. Sie ging darauf zu, und ihre Habe wog plötzlich schwer auf ihren Schultern.
Sie wartete auf ihn. Das Sonnenlicht strahlte vom Pflaster, und sie hielt schützend die Hand an die Brauen, während sie die Straße auf und ab sah.
Marysa wartete auf ihn. Und wartete.
Die Rote Sonne kroch über den Himmel, und immer mehr Leute schlenderten an Marysa vorbei. Aufmerksam musterte sie die Gesichter, um zu sehen, ob eines ihrem Mann gehörte. Schließlich ließ sie ihre Blicke sinken, weil dieses Tun sie zu sehr bedrückte.
Bitte, Bohr – lass Jeryd gesund sein!
Ein gewaltiger Kloß bildete sich in ihrem Hals, und sie zog das Medaillon hervor, das er ihr geschenkt hatte. Sie blickte auf und sah, dass der Abend bald dämmerte.
Seufzend begab sie sich zurück in die Passantenströme der Stadt, um einen Platz zum Übernachten zu finden. Sie kam an Bürgern vorbei, die in Decken an Feuertonnen saßen.
Wie verabredet, würde sie am nächsten Tag wieder beim Bistro auf Jeryd warten.
Es gab immer ein Morgen.
DANKSAGUNG
V iele haben zum Erfolg des ersten Bandes dieser Reihe beigetragen. Angesichts der immer zahlreicheren Blogs erlebt die Fantasy gerade sehr spannende Zeiten. Deshalb möchte ich besonders einigen Bloggern und Kritikern danken, die mich durch ihre freundlichen Überlegungen, ihre Berichterstattung und ihr positives Urteil sehr gefördert haben, denn das alles hat mir beim Schreiben dieses zweiten Buchs geholfen:
Allen voran James @ Speculative Horizons , Aidan @ A Dribble of Ink sowie Pat @ Pat’s Fantasy Hotlist . Aber auch Liviu @ Fantasy Book Critic , Larry @ OF Blog of the Fallen , Adam @ The Wertzone , Graeme @ Graeme’s Fantasy Book Review , Gav @ Next Read , Mark @ SFF World , Dave Brendon, Adele … und den vielen, die ich sehr wahrscheinlich vergessen habe – ich danke euch allen.
Das Team des Tor-Verlags ist klasse, vor allem Julie Crisp und Chloe Healy, die wirklich zu viel arbeiten, was meinen Texten bisher aber stets gutgetan hat. Besonders Julie hat geholfen, aus meinem Manuskript ein wesentlich besseres Buch zu machen – genau wie Peter Lavery. Und wie stets war mein Agent John
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