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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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richtig. Ich bin dein Onkel.“ Gränk warf Bruder Berwick einen bedeutungsvollen Blick zu und sagte leise: „Das ist eine traurige Geschichte.“
    „Verstehe“, erwiderte Berwick ebenfalls mit gesenkter Stimme. „Viele Küken haben im Krieg ihre Eltern verloren.“
    Hoole bekam von dem kurzen Wortwechsel nichts mit. Er ästelte schon wieder eifrig.
    Theo übernahm die Aufsicht über Hoole, und Gränk und Berwick zogen sich zu einem Gespräch unter vier Augen zurück. Berwick erzählte, er habe den Rauch schon vor ein paar Tagen entdeckt, sei aber erst jetzt dazu gekommen nachzuschauen, was es damit auf sich habe.
    „Der Rauch … ach so … Ich habe aus einem Waldbrand im Süden ein paar Glutstücke mitgenommen. Sozusagen als Andenken“, sagte Gränk ausweichend.
    „Du sammelst Glut?“, fragte Berwick erstaunt.
    „Äh … ja. Ich finde das rote Flackern lustig.“
    „Lustig?“
    „Na ja, ich finde …“ Gränk fühlte sich überfordert. Er war es nicht gewohnt zu lügen. Gut, er log Bruder Berwick nicht direkt an. Aber der Raufußkauz war so ein ehrlicher Bursche, dass Gränk ihn noch nicht mal an flunkern mochte.
    „Vielleicht besuchst du unsere Gemeinschaft ja mal und bringst deine Glutstücke mit“, sagte Berwick. „Wie du sicher weißt, sind wir Glaux-Brüder Gelehrte und leben zurückgezogen. Trotzdem haben wir uns unsere Neugier bewahrt. Ich meine natürlich Neugier im wissenschaftlichen Sinne. Wegen des Schweigegebots ist es bei uns meistens still, aber es ist eine lebhafte Stille. Wir beschäftigen uns in Gedanken mit den Rätseln der Natur. Es würde uns sehr interessieren, was du über Glut und Feuer zu erzählen hast.“
    „Das können wir gern einmal machen. Aber noch habe ich alle Zehen voll mit dem Kleinen zu tun.“
    „Das sehe ich. Es eilt ja nicht.“
    Hoole lernte in ungewöhnlich kurzer Zeit fliegen. Er hatte mit dem Ästeln angefangen, als es Abend geworden war. Als der Mond aufging, trugen ihn seine Flügel bereits durch die Lüfte.
    Gränk und Theo gaben sich große Mühe mit seiner Erster-Flug -Feier. Theo erbeutete ein fettes Kaninchen und Hoole fiel begeistert darüber her. Er fraß zum ersten Mal Kaninchenfleisch und fand es köstlich. Außerdem war Kaninchenfell viel weicher als Mäusefell und kitzelte herrlich im Magen.
    Gränk und Theo sangen das Erster-Flug -Lied. Dann befestigten sie den weißen Puschelschwanz des Kaninchens auf Hooles Kopf. Hoole musste eine Runde um den Baum fliegen und kam sich mit seinem Kopfschmuck ein bisschen albern vor. Ein Mäuse- oder Fuchsschwanz, der beim Fliegen im Wind gepeitscht hätte, wäre ihm lieber gewesen. Aber er beschwerte sich nicht. Ihm war, als hätte sich ihm eine ganz neue Welt eröffnet – die Welt des Himmels, von der er endlich ein Teil war. Ihm taten alle flügellosen Geschöpfe von Herzen leid, die an die Erde gefesselt waren.
    „Schaut mal!“ Hoole flog eine vollendete Schleife über Theos Schmiedeesse. Gränk und Theo hatten das Feuer wieder entfacht. Bruder Berwick wusste ja ohnehin Bescheid.
    Hoole war wie besessen vom Fliegen. Er übte jede Nacht. Gränk schaute ihm zu. Er sieht seiner Mutter ähnlich , dachte er wehmütig. Was wohl aus Siv geworden war? Hooles Mutter war nicht nur die Gattin des verstorbenen Königs H’rath und Gränks Jugendfreundin. Sie war auch Gränks große Liebe. Er war froh, dass Hoole ihm auch nach Berwicks Besuch keine Fragen über seine Eltern gestellt hatte. Hoole stand der Sinn nur nach Fliegen, Fliegen, Fliegen. Wenn Gränk oder Theo ihm zuriefen, es sei bald Tag und er solle in die Höhle kommen, erwiderte der junge Eulerich jedes Mal: „Nur noch fünf Minuten, bitte, bitte!“ Hoole hatte keine Ahnung, wie lange fünf Minuten dauerten. Für ihn hörte es sich einfach an, als könnte man in dieser Zeitspanne noch viele, viele Runden über der Esse drehen. Sich von dem heißen Luftstrom in die Höhe tragen zu lassen, machte solchen Spaß!
    Gränk brachte seinem Schüler aber nicht nur Fliegen und Jagen bei. Ein künftiger König musste noch andere Fertigkeiten beherrschen. Er unterwies Hoole in dem Ehrenkodex, der für alle Eulenkrieger galt.
    „Außerhalb des Schlachtfelds greift man keine andere Eule an. Unbewaffnete greift man überhaupt nicht an, ganz gleich, wo man sie antrifft.“
    Hoole hörte aufmerksam zu und nickte.
    „Wer sich nicht an diese Regeln hält, schadet letztendlich sich selbst. Er setzt das Ga’ aufs Spiel, dessen Samen im Muskelmagen jeder Eule

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