Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)
Leben und könnte sich mit mir darüber freuen, dass unsere Tochter wohlbehalten zurückgekehrt ist! Emerilla sieht ihrem Vater immer ähnlicher , fand sie. Der Kummer über seinen Tod überwältigte sie und sie schloss kurz die Augen.
Lotta hatte sich Krieths Anweisungen gut eingeprägt. „Sei nicht traurig, dass Papa nicht mehr unter uns weilt. Freu dich lieber, dass wir beide wieder vereint sind.“
„Es ist das reinste Wunder. Nach der Schlacht an der Reißzahnbucht hieß es, du seist verschollen. Was ist da passiert?“
Lotta spulte ihre auswendig gelernte Geschichte ab. „Ich habe in der Schlacht einen Schlag auf den Kopf bekommen. Ich bin bewusstlos geworden und abgestürzt. Aber ich hatte ein Riesenglück. Ich bin auf dem weichen Bauch eines Eisbären gelandet. Svin hat mir das Leben gerettet. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein. Er hat mich bei sich aufgenommen und mich in seiner Eishöhle gesund gepflegt. Er hat mich mit Fisch gefüttert und einmal sogar einen Lemming für mich erbeutet.“
Nanu? , dachte Gränk. Ich habe noch nie gehört, dass ein Eisbär einen Lemming gefangen hat. Gibt es an der Reißzahnbucht überhaupt Lemminge?
„Aber jetzt kann ich keinen Fisch mehr sehen!“, setzte Lotta hinzu.
„Das macht nichts, Liebes. Komm mit mir in den Speisesaal. Dort kannst du dich an Mäusen sattfressen.“
Nach dem Fressen nahm Strix Strumajen ihre Tochter mit in ihre Schlafhöhle. Sie war ein bisschen enttäuscht, dass Emerilla nicht noch mehr erzählte. Strix Strumajen hatte viele Monate lang um ihre Tochter gebangt. Hatte Emerilla wirklich so lange gebraucht, um sich von ihrer Verwundung zu erholen? Aber Emerilla schien nicht weiter über dieses Thema sprechen zu wollen. Stattdessen zeigte sie lebhaftes Interesse an dem jungen König und der magischen Glut.
„Du hast von der Glut gehört?“, fragte Strix Emerilla erstaunt.
„Klar doch. In ganz N’yrthgar spricht man von nichts anderem.“
„Aber du warst doch die ganze Zeit in der Höhle des Eisbären, oder nicht?“
„Das schon. Aber Svin kommt viel herum und hört eine Menge. Wie ist der König denn so?“
„Er ist klug und sieht sehr gut aus. Er …“ Strix Strumajen unterbrach sich. Sie hatte Emerilla bis jetzt nur erzählt, dass Hoole auf der Suche nach ihr war. Dass er vor allem unterwegs war, um ein Lauschgleiternetz aufzubauen, hatte sie nicht erwähnt. Aus irgendeinem Grund zögerte sie, Emerilla davon zu berichten. Bis jetzt hatten nur die Parlamentsmitglieder Kenntnis von Hooles Plänen. Aber durfte eine Mutter Geheimnisse vor ihrer Tochter haben?
Plötzlich spürte sie einen schmerzhaften Stich im Magen. Huch! Habe ich etwas Falsches gefressen?
Sie wandte sich wieder ihrer Tochter zu. Emerilla ist ihrem Vater wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten!
Strix Strumajen schlief nicht gut. Zweimal wachte sie auf und flog zu ihrer Tochter hinüber. Emerilla schlummerte tief und fest. Strix Strumajen fuhr ihr behutsam mit dem Schnabel durchs Gefieder, ohne sie zu wecken. Danach habe ich mich so lange gesehnt! Warum bin ich dann jetzt nicht glücklich? Ich liebe meine Tochter doch! Wieso bekomme ich bei ihrem Anblick Magendrücken?
Sie kehrte auf ihren Hochsitz zurück und schlief wieder ein.
„Wach auf, Mama!“ Emerilla schüttelte sie.
„Was ist denn los? Wie spät ist es?“
„Die Zwischenstunde bricht gleich an. Hörst du den Jubel?“
„Was hat das zu bedeuten?“
„Die Wachen haben den König gesichtet. Hoole ist im Anflug!“
„Glaux sei Dank! Er kehrt zurück!“
„Er wird bestimmt große Augen machen, glaubst du nicht auch?“
„Warum denn?“
„Na, weil ich schon hier bin! Er hat mich doch überall gesucht.“
Auf einmal klingt sie gar nicht mehr so bescheiden , wunderte sich Strix Strumajen. Das passt gar nicht zu ihr.
„Und er bringt die Glut mit, oder?“, fuhr Emerilla fort.
„Die Glut war die ganze Zeit hier im Baum.“
„Ach so?“
„Sie mitzunehmen, wäre viel zu gefährlich gewesen.“
„Und hier im Baum ist die Glut nicht in Gefahr?“
„Wie kommst du denn darauf? Aber du bist neu hier im Baum und kennst dich noch nicht so aus. Weißt du, wir Wächter von Ga’Hoole haben einen Schwur abgelegt. Jeder kann sich unter allen Umständen auf die anderen verlassen. Das ist dir ja nicht fremd. Schließlich gilt in unserer Familie das Gleiche.“
Strix Strumajen strich ihrer Tochter liebevoll mit dem Schnabel über die Stirn. Die Flecken auf ihrem Gesichtsgefieder sind
Weitere Kostenlose Bücher