Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)
oder hat es sie zufällig hierherverschlagen? Ist es uns mit diesem Sieg gelungen, das Heer des Feindes zu schwächen? Die entscheidende Schlacht steht uns noch bevor, dachte er.
Die Wölfe trugen Fengos Leichnam von den toten Dämonen fort. Oben auf einer Sanddüne hoben sie eine Grube aus und verscharrten ihren gefallenen Anführer. Auf diese Weise konnten die Aasgeier nicht über ihn herfallen.
Kurz vor Mitternacht trafen das Wolfsrudel und der Fleckenkauz in Ambala ein. Sie rasteten unter einer großen, alten Eiche. Es war kalt geworden. Die Wölfe schmiegten sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. „Eine Schlafmeute bilden“, hieß das bei ihnen.
Hoole konnte noch nicht schlafen. Welche Eule schlief schon mitten in der Nacht? Er flog auf den obersten Ast der Eiche und betrachtete den Himmel. Gränk hatte ihn die Namen der Sternbilder gelehrt. Das Sternbild der Goldenen Krallen hieß bei den Wölfen „der Große Lupus“ oder „der Sternenwolf“. Ein Stern funkelte auf und vervollständigte die Vorderpfote des Großen Lupus. In Hooles Trauer mischte sich Freude. Fengos Seele ist angekommen! , dachte er und stieß sich von seinem Ast ab.
Fliege oder laufe ich? , ging es ihm durch den Kopf, als er mit der Flügelspitze die Schnauze des Großen Lupus nachzog. Eine verschwommene Gestalt glitt heran. Sie hatte den Umriss eines Wolfes. Die Gestalt schwebte an Hoole vorbei und hielt an. Sie legte den Kopf in den Nacken und stieß ein tonloses Geheul aus, ein Geheul aus Wolken, Nebeldunst und Sternenschein.
„Mach’s gut, alter Freund“, sagte Hoole leise.
Auf einer Insel im Südmeer saß ein Eulerich am Feuer und schaute in die Flammen. Gränk sah, wie sein alter Kamerad den Sternenpfad entlangtrabte.
Wir treffen uns wieder , dachte Gränk. Ganz gleich, wie man es nennt, ob Glaumora oder himmlische Höhle der Seelen – es ist ein und derselbe Ort. Auf bald!
Ein eisiger Sturm rüttelte an der Krone des Großen Baumes. „Warum in Glaux’ Namen hocken Gränk und Strix Strumajen draußen im Ausguck? Heute Nacht sind doch keine Eulen unterwegs. Wer bei Verstand ist, bleibt in seiner Höhle“, sagte Justin, ein junger Sumpfohreulerich.
„Da wäre ich nicht so sicher“, erwiderte sein Mitbewohner. „Ich komme gerade vom Wachdienst. Ich glaube, Strix Strumajens Tochter ist im Anflug.“
„Die Nahkämpferin? Bei den Sternen in Glaumora – da wird sich die alte Strix ja freuen.“
Die Neugier hatte die beiden Eulenmännchen gepackt. Sie streckten die Köpfe aus dem Einflugloch ihrer behaglichen Schlafhöhle. Über ihnen landete eine attraktive junge Fleckenkäuzin im Ausguck.
„Mama?“
„Emerilla!“, rief Strix Strumajen aus.
„Ist das deine Tochter?“, fragte Gränk.
Statt einer Antwort schloss Strix Strumajen die Angekommene in die Flügel. Der jungen Fleckenkäuzin wurde schlecht. Sie musste sich am Ast festklammern. Jetzt bloß nicht würgen! Warum ist mir auf einmal so übel? Kommt das von diesem komischen Organ, das sich Muskelmagen nennt? Krieth hat mich ja davor gewarnt, dass Gefühle gefährlich sein können. Wie Recht sie hatte!
„Geht’s dir nicht gut, Liebes? Du bist ein bisschen blass um den Schnabel.“
„Keine Sorge, Mama. Mit mir ist alles in Ordnung.“
„Das ist sicher nur der Magen. Meiner rumort auch vor Wiedersehensfreude.“ Strix Strumajen hatte Tränen in den Augen.
So was Albernes , dachte Lotta. Die Übelkeit ließ zum Glück wieder nach.
„Wir haben dich überall gesucht“, sagte Gränk. „Wo warst du denn? Und wie hast du hergefunden?“
„Entschuldige bitte, Liebes“, sagte Strix Strumajen. „Ich habe dir Gränk noch gar nicht vorgestellt. Er ist König Hooles oberster Berater.“
„Sehr erfreut“, sagte Lotta.
„Er vertritt den König während seiner Abwesenheit“, setzte Strix Strumajen hinzu.
„Ach, Hoole ist gar nicht hier?“ Lotta verbarg ihre Überraschung nur mit Mühe. Bestimmt hat er die Glut mitgenommen! „Wo ist er denn hingeflogen?“
„Er ist auf der Suche nach dir. Und dann hat er noch ein paar andere Dinge zu erledigen.“
Was könnte das sein? Aber Lotta ließ sich ihre Neugier nicht anmerken. „Ich fühle mich geehrt, dass der König persönlich nach mir sucht“, sagte sie nur.
Das kam gut an, denn Strix Strumajen erwiderte tschurrend: „Nicht so bescheiden, Liebes! Dein Ruf als furchtlose Nahkämpferin ist bis hierher gedrungen.“ Strix Strumajen seufzte verstohlen. Ach, wäre Hurthwell doch noch am
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