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Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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von steilen Gletscherwänden eingefasste Wasserstraße. Sie verband das Nordmeer mit dem Südmeer. In den Wänden gab es verschiedene große Eishöhlen. In einer davon beobachtete eine alte Hägsdämonin gespannt ein Ei.
    Das Küken darin war kurz vor dem Schlüpfen. Die Dämonin hielt sich nicht allein in der Höhle auf. Eine weitere Hägsdämonin namens Ygryk und deren Gefährte, der Uhu Pliek, schauten der Alten über die Schulter. Ygryk und Pliek wünschten sich schon lange ein Kind. Weil sie aber so ein ungleiches Paar waren, konnten sie keine eigenen Küken bekommen. Für ein Kind hätte Ygryk alles getan. Sie war sogar übers Meer geflogen, weil sie sich von Krieth Hilfe erhofft hatte. Salzwasser kann für Hägsdämonen tödlich sein. Sie können ihr schwarzes Gefieder nicht einfetten und wasserabweisend machen. Das Salzwasser dringt ihnen bis auf die Haut. Dann vereist ihr Gefieder und sie stürzen ab.
    Die alte Krieth hatte sich jedoch freiwillig dafür entschieden, am Meer zu leben. „Das Salzwasser ist mein Feind“, pflegte sie zu sagen. „Man soll seine Feinde im Auge behalten, dann weiß man immer, was sie vorhaben.“
    Krieth war eine berühmte Zauberin. Sie forschte nach einem Mittel, das die Dämonen unempfindlich gegenüber Salzwasser machen sollte. Bis jetzt hatte sie damit noch keinen Erfolg gehabt. Sie lebte wie eine Einsiedlerin. Fürst Arrin hatte versucht, sie auf seine Seite zu ziehen, aber sie hatte abgelehnt. Denn Krieth hatte ihren Stolz. Sie wollte sich nicht in kindische Machtkämpfe verwickeln lassen. Sie war aber nicht etwa gegen den Krieg, weil sie das Töten verabscheute. Sie hatte nur etwas gegen rohe Gewalt. Als Zauberin bevorzugte sie schlauere Methoden.
    Während sie auf das Schlüpfen des Kükens warteten, schilderte Pliek noch einmal die Schlacht an der Bucht. Der junge König Hoole hatte Arrin, dessen Verbündeter Pliek gewesen war, vernichtend geschlagen. Ygryk und Pliek hatten eigentlich vorgehabt, Hoole zu entführen und als ihr Adoptivkind großzuziehen. Zu diesem Zweck hatte Krieth sie einen besonderen Zauber gelehrt. Doch im letzten Augenblick waren Hooles Freunde ihm zu Hilfe gekommen. Ygryk und Pliek hatten schwer verwundet fliehen müssen.
    Ygryk seufzte kummervoll.
    „Reiß dich zusammen“, mahnte Krieth. „Was geschehen ist, ist geschehen. Wenn du immer nur unzufrieden bist, fühlen deine überlebenden Halb-Hägs sich unwohl und vermehren sich nicht.“
    Halb-Hägs waren kleine, bösartige Parasiten, die im Gefieder der Hägsdämonen nisteten. In der Schlacht schwärmten sie aus und lähmten die Gegner mit ihren giftigen Bissen. Aber vor allem waren sie unübertroffene Spurenleser.
    Krieths Ton wurde milder. „Außerdem habe ich hier etwas für dich. Damit kannst du dir hoffentlich deinen Kinderwunsch erfüllen. Allerdings verstehe ich dich überhaupt nicht. Muttergefühle sind mir fremd. Sein eigenes Ebenbild aufzuziehen, das ist doch sterbenslangweilig! Da erschaffe ich doch lieber etwas nie Dagewesenes.“
    Pliek ließ den Blick durch die Höhle der Zauberin wandern. An den Wänden hingen abgeschlagene Eulenköpfe. Hägsdämonen hatten die Angewohnheit, ihre Gegner zu enthaupten und die Köpfe auf ihre Eisschwerter zu spießen. Krieth zahlte gut für solche Trophäen. Viele Dämonenkrieger brachten ihr ihre Beute. Sie sammelte auch die Asche von den Bestattungsfeiern der Eulen. Die benötigte sie für ihre Zaubertränke. Solche Feiern wurden aber nur im Süden abgehalten, wo die Eulen das Feuer gezähmt hatten. Im Norden war Eulenasche schwer zu bekommen.
    Krieth war auf die Herstellung von Mischwesen aus Vögeln und Dämonen spezialisiert. Einige dieser abscheulichen Geschöpfe zierten als verschrumpelte Kadaver die Höhle. Als zusätzlichen Schmuck hatte Krieth Girlanden aus getrockneten Muskelmägen und Augäpfeln aufgehängt. Aber nicht alle ihre Schöpfungen waren tot. Papageiendämonen watschelten umher – Kreuzungen zwischen Hägsdämon und Papageitaucher. Dann gab es noch eine Papageieneule, die Pliek besonders abstoßend fand. Bei ihrem Anblick drehte sich ihm der Magen um, beziehungsweise das, was davon noch übrig war. Wenn eine Eule eng mit einem Dämon zusammenlebte, so wie Pliek mit Ygryk, verkümmerte ihr Muskelmagen.
    Für die Papageieneule hatte Krieth eine Schnee-Eule mit einem Papageitaucher gekreuzt. Aus ihrem fleckenlos weißen Gesicht ragte ein plumper bunter Schnabel.
    Anfangs hatte Krieth nicht mit Eiern, sondern mit frisch

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