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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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ein unheimliches Licht auf das schnurrbärtige Gesicht, die Augen leuchteten rot. „Hab mir sagen lassen, dass du dich geschickt angestellt hast“, nuschelte er und setzte nach kurzer Pause hinzu: „Sehr geschickt sogar.“ Er ließ das Glutstück in den nächsten Behälter fallen und flog davon, um mit Poot eine Lagebesprechung abzuhalten.
    Eine Stunde vor dem ersten Hell traten sie den Rückflug an. „Vor Krähen braucht ihr euch nicht zu fürchten“, sagte Elvan. „Wenn wir mit den glühenden Brocken unterwegs sind, trauen sie sich nicht an uns ran.“
    Es war ein schöner Heimflug. Eine kühle Brise erfrischte die Eulen, das Hoolemeer schlug schaumgekrönte sanfte Wellen. In den Behältern, die sie trugen, konnten die kleineren und größeren Glutbrocken zwar keinen Schaden mehr anrichten, aber Soren empfand immer noch ein Hochgefühl darüber, dass sie sich das Feuer untertan gemacht hatten. Vielleicht war es ja das, was das Leben im Großen Ga’Hoole-Baum so besonders machte. Die Bewohner des Baumes waren nicht irgendein Eulenvolk, sie waren eine verschworene Gemeinschaft. Vielleicht war es ihre Macht über das Feuer, die sie anspornte, Nacht für Nacht auszufliegen und Gutes zu tun. Sie beherrschten das wilde Feuer, mit dem Bubo in seiner Schmiedewerkstatt Kampfkrallen anfertigte, und sie beherrschten das sanfte Feuer, mit dem man Kerzen entzünden, in dessen Schein man lesen und lernen konnte. Und nun flogen die kaum erwachsenen Eulen mit ihrer kostbaren Fracht über das Hoolemeer. Kein Wunder, dass sie von ihren eigenen Fähigkeiten überwältigt waren.
    Am Horizont erschien die blutrote Sonne und Bubo stimmte mit heiserer Bassstimme das Brigadelied an. Es hallte weit über das Wasser:
    Ob die Flamme loht
Wie Rubine so rot,
Wir scheuen nicht Rauch noch Feuer,
Wir lieben das Abenteuer
Und stürzen uns voller Mut
In die heißeste Glut.
Als tollkühn uns ein jeder kenn t –
Die Glutsammler man uns nennt!
    Kurz nach Tagesanbruch trafen sie mit rußigen Gesichtern und schwarzen Schnäbeln im Baum ein. Sie wurden wie Helden empfangen. Die Glutbehälter wurden sogleich in Bubos Schmiede gebracht, dann versammelten sich alle zu einem großen Festmahl.
    „Wo sind denn Morgengrau und Primel?“, fragte Soren, als er sich neben Gylfie an Mr s Plithivers Tisch niederließ. Soren konnte es nicht erwarten, dem Bartkauz von seinen Erlebnissen zu erzählen. Morgengrau war nicht leicht zu beeindrucken, aber ein Waldbrand war schließlich nichts Alltägliches.
    „Die sind unterwegs und Digger auch. Die Rettungsbrigade brauchte Verstärkung“, lautete Gylfies Antwort.
    „Wieso? Was ist denn los?“
    „Das verrät Boron uns nicht, aber anscheinend sind plötzlich ganz viele Eulenküken in Not.“ Jetzt entdeckte Soren auch Ezylryb. Der Alte hockte mit Boron und Strix Struma in einem Winkel des Speisesaals. Die drei steckten mit todernsten Mienen die Köpfe zusammen. Ab und zu nickte Ezylryb knapp. Poot näherte sich ihnen und wollte sich in die Unterhaltung einmischen, wurde aber weggescheucht.
    Weil Ezylryb nicht neben Elvan auf seinem üblichen Platz an Oktavias Kopfende saß, war der Tisch der Wetterflieger und Glutsammler leer geblieben. Martin, Ruby und Otulissa hatten sich zu Soren gesellt. „Bin ich froh, dass wir unser Maulwurfsfleisch wieder gebraten fressen dürfen“, sagte Otulissa. „Das rohe Zeugs war mir so was von zuwider.“
    „Man sollte denken, dass ihr nach dem Waldbranderlebnis genug Gebratenes hattet“, warf Mr s P. ein und die jungen Eulen lachten. „Ich habe euch übrigens etwas mitzuteilen“, fuhr die alte Nesthälterin bescheiden fort.
    „Was denn?“, fragte Soren.
    „Man hat mich aufgefordert, der Harfengilde beizutreten.“
    „Das ist ja toll, Mr s P.!“, riefen alle.
    Vielleicht hatte Sorens Besuch in Madame Plonks prächtig geschmückten „Gemächern“ ja doch etwas bewirkt. Nach dem Gespräch mit der Sängerin hatte er sich keine großen Hoffnungen gemacht, doch jetzt war er überglücklich. Das Leben ist doch wundervoll, dachte er, alles ist, wie es schöner nicht sein kann. Nu r … Wieder einmal überkam ihn die unerklärliche Traurigkeit, legte sich über ihn wie feuchtkalter Nebel. Doch diesmal begriff er den Grund. Eglantine. Was war aus seinem geliebten Schwesterchen geworden? Wenn sie noch am Leben und nicht entführt worden war, musste sie inzwischen flügge sein. Aber wer würde sich über ihre ersten Flugversuche freuen? Mama und Papa bestimmt nicht. Ob die

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