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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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von dem schrecklich schönen Anblick der Flammen so fasziniert war, dass ihr die Flügel den Dienst versagten. Man bekam Flügelstarre, vergaß, wie man fliegen musste, und stürzte in den Tod. Befand man sich schon auf dem Boden und wurde von den Flammen bedrängt, wusste man mit einem Mal nicht mehr, wie man abheben sollte. Doch der Lärm, den so ein Waldbrand veranstaltete, war im Unterricht nicht vorgekommen.
    „Daran gewöhnt man sich.“ Elvan flog dicht über Soren und Martin. „Am Anfang bekommt jeder einen Schreck. Man kann das auch gar nicht beschreiben.“ Um sich verständlich zu machen, musste er schreien.
    Unter ihnen hatte sich eine Flammenschicht über die Hügelflanke gelegt. Die Aufwinde übten einen Sog aus, dem man nicht entrinnen konnte. Martin und Soren wurden mindestens zwanzig Spannen in die Höhe getragen, doch dann, als sie gerade über dem Hügel waren, wurde die Luft auf einmal eiskalt und sie stürzten dreißig Spannen in die Tiefe. Dabei war die Luft natürlich nicht richtig kalt, sie war an dieser Stelle nur nicht so sengend heiß wie überall sonst.
    Bubo war mit großem Abstand vorausgeflogen, jetzt beschrieb er eine Schleife in der Luft und kehrte zu ihnen zurück. „Geradeaus hab ich schöne Glutnester entdeckt, da könnt ihr prima üben.“
    Jetzt geht es los, dachte Soren. Unser erster echter Einsatz als Glutsammler.
    Auf einmal sauste etwas Rötliches an ihm vorbei wie eine Sternschnuppe.
    „Guter Fang, Ruby!“, rief Poot anerkennend.
    „Die kleine Sumpfohreule ist ein Naturtalent!“ Das war Elvan.
    Ruby machte kehrt und flog zu den kleinen Behältern, die Bubo in seiner Schmiede angefertigt und am Rand der Klippe aufgestellt hatte. Auf dem Boden jedes Behälters lag schon ein brennendes Häufchen Reisig, damit die gesammelte Glut unterwegs nicht erkaltete.
    „Martin, du bist dran!“, kommandierte Elvan. Der kleine Sägekauz ging in den Sinkflug. „Du gibst ihm Geleitschutz, Soren!“
    Soren sollte Martin begleiten, bis der Sägekauz einen Schnabel voll glühender Schlacke von der Erde aufgesammelt hatte. Dafür hielt Elvan einen kleineren Behälter in den Fängen bereit, einen Schlackentopf. Außerdem sollte Martin melden, ob es für Soren und Otulissa größere Glutbrocken einzusammeln gab.
    Soren behielt den Sägekauz von oben im Auge. Inzwischen hatte er sich tatsächlich einigermaßen an den Krach gewöhnt. Er konnte in dem Getöse sogar leisere Geräusche ausmachen, zum Beispiel Martins angstvollen Herzschlag, der immer schneller wurde, je näher der Sägekauz dem Boden kam. Soren hoffte von ganzem Herzen und ganzem Magen, dass seinem neuen Freund nichts zustoßen würde. D a – Martin war unten auf dem Waldboden angekommen.
    „Bleib gefälligst auf deiner Position, Otulissa!“, befahl Elvan unwirsch. Eben hatte Ruby das nächste Glutbröckchen gefangen.
    „Aber die ganzen guten Glutstücke werden nach oben gewirbelt. Wir hier in der Mitte kriegen keine ab!“
    „Halt endlich den Schnabel oder willst du lieber von der Klippe aus zuschauen? Du kommst schon noch dran.“
    Soren achtete nicht auf die beiden. Er musste sich auf Martin konzentrieren, den er nur noch als dunklen Fleck erspähte, weil sich eine Rauchwolke zwischen sie geschoben hatte. Soren flog etwas tiefer.
    Da kam er! Soren atmete auf. Martin flog steil nach oben.
    „Der Kleine hat was gefunden!“ Bubo flog zu Elvan hinüber.
    Funken stoben aus Martins kleinem Schnabel. Sein Gesicht war rußverschmiert, seine Augen aber leuchteten so hell wie die Flammen. „Ich hab’s geschafft! Ich hab’s tatsächlich geschafft!“
    „Gut gemacht, Kleiner.“ Bubo flog zu ihm nach oben und zauste ihm mit der Kralle anerkennend das Kopfgefieder.
    „Ich will noch mal!“, rief Martin überschwänglich.
    „Immer mit der Ruhe“, entgegnete Elvan. „Erst wollen wir deinen Bericht hören.“
    „Ein Stück hügelauf habe ich gewöllegroße Glutbrocken gesehen.“
    „Sehr gut.“ Elvan flog davon, um sich mit Bubo und Ezylryb zu beraten.
    „Das ist ja so toll, Soren, das kannst du dir nicht vorstellen! Als ich erst mal unten war, hatte ich überhaupt keine Angst mehr. Und wenn man dann die Schlacke mit dem Schnabel aufsammelt, das is t …“
    „ … berauschend“, beendete Otulissa den Satz. „So stand es auch in Strix Emerillas Buch. Sie schreibt: Als Glutsammler muss man aufpassen, dass man nicht vor lauter Begeisterung leichtsinnig wird.“
    Ihr Einwand konnte Martins Eifer nicht dämpfen. „Es ist

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