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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Schnabelwinkel zu.
    Soren musste lachen. Otulissa war sehr klug, keine Frage. Sie hatte schließlich herausgefunden, wie das Teufelsdreieck funktionierte und wie man es durch Feuer zerstören konnte. Auch mit dem Mu-Metall, das Eulen vor den magnetischen Tupfen schützte, hatte sie sich ausgekannt. Aber sie musste immer mit ihrem Wissen angeben und das ging den anderen auf die Nerven. Jetzt betete sie wieder einmal die lange Liste ihrer Vorfahren herunter. Sie waren allesamt bedeutende Gelehrte gewesen waren, vor allem ihre verstorbene, hochbegabte Ururgroßtante Strix Emerilla, Verfasserin zahlloser wissenschaftlicher Werke. Strix Emerilla hier, Strix Emerilla da, so ging es die ganze Zeit. Irgendwann hörten ihre Tischgenossen nicht mehr hin und unterhielten sich über etwas anderes.
    Gylfie raunte Soren ins Ohr: „Ist dir schon aufgefallen, dass weder Ezylryb noch irgendwelche anderen Parlamentsmitglieder hier sind?“
    Soren nickte.
    „Da ist doch was im Gange!“ Gylfie kniff zur Bekräftigung ein Auge zu. Soren wurde ganz aufgeregt. Er konnte eine kleine Ablenkung wahrhaftig gebrauchen. Dass sein eigener Bruder Ezylryb in das Teufelsdreieck gelockt hatte, schlug ihm gewaltig auf den Magen. Und dann hatte Kludd auch noch gedroht, ihn, Soren, zu töten! Immer wieder sah er seinen Bruder vor sich, wie er mit der schmelzenden Maske vor dem Gesicht kreischte: „Tod den Unreinen! Stirb, Soren!“ Mein eigener Bruder!, dachte Soren. Eisenschnabel ist mein eigener Bruder und er will mich umbringen.
    Nach dem Tagmahl verließen die Eulen den Speisesaal und zogen sich in ihre Schlafhöhlen zurück. Draußen tobte der Schneesturm. Der Himmel war ganz weiß. Während eines solchen Sturms waren Soren, Gylfie, Morgengrau und Digger eines Nachts im Baum von Ga’Hoole eingetroffen. Als die vier Freunde nun zusammen mit Sorens Schwester Eglantine in der gemeinsamen Schlafhöhle saßen, verkündete Gylfie mit gesenkter Stimme: „Ich hab’s vorhin schon zu Soren gesagt: Es ist irgendwas im Gange.“
    „Wie kommst du darauf?“, wollte Digger wissen.
    „Kein einziges Parlamentsmitglied war im Speisesaal. Offenbar findet gerade eine wichtige Versammlung statt.“
    „Wetten, es gibt Krieg?“, sagte Morgengrau aufgeregt. „Bestimmt darf jeder von uns eine Kampftruppe anführen.“
    „Ich muss dich leider enttäuschen. Es geht nicht um Krieg“, entgegnete Gylfie.
    Morgengrau war tief betrübt. Er kämpfte für sein Leben gern und hatte sich in der Schlacht als unübertroffen wendig und furchtlos erwiesen.
    „Es geht hier um Höhere Magnetkunde“, fuhr Gylfie fort.
    „Wie öööde“, murrte Morgengrau. „Damit quasselt uns doch Otulissa schon andauernd die Ohren voll, mit HM, wie sie es nennt.“
    „Trotzdem ist es wichtig, dass wir uns damit auskennen“, hielt Digger dagegen.
    Gylfie senkte abermals die Stimme. „Das ist ja das Problem. Höhere Magnetkunde ist Pronk.“
    „Pronk?“, wiederholten die anderen völlig verständnislos.
    „Was ist das?“, fragte Soren.
    „Pronk ist ein anderes Wort für Geheimwissen.“ Es wurde still in der Höhle.
    Soren fand als Erster die Sprache wieder. „Das kann nicht sein, Gylfie. Hier im Großen Ga’Hoole-Baum gibt es kein Geheimwissen. Die Wächter wollen, dass alles Wissen jedem Interessierten zur Verfügung steht. Wir sollen so viel lernen wie möglich.“
    „Vielleicht nicht ein für alle Mal, aber vorläufig ist Höhere Magnetkunde Pronk.“
    „Ich finde das nicht gut“, sagte Soren entschieden. „Ich bin dagegen, dass man irgendetwas zu Pronk erklärt.“
    „Ich auch“, pflichtete ihm Morgengrau bei.
    Digger blinzelte und sagte dann in dem gedehnten Tonfall, den er annahm, wenn er beim Sprechen nachdachte: „Ich finde es auch gemein, wenn man jungen, wissbegierigen Eulen etwas vorenthält. Stellt euch nur mal vor, Otulissa hätte damals das Buch über Teufelsdreiecke nicht lesen dürfen. Dann hätten wir Ezylryb niemals befreit!“
    „Ich finde, wir sollten dem Parlament mitteilen, dass wir gegen Pronk sind“, meldete sich jetzt auch Eglantine zu Wort.
    „Wir dürfen nichts übereilen“, hielt Soren dagegen. „Erst müssen wir uns vergewissern, dass an der Sache etwas dran ist.“
    „Also auf zu den Wurzeln, meinst du das?“, fragte Gylfie.
    Soren entgegnete: „Dort hast du doch auch davon gehört, stimmt’s?“
    Die Elfenkäuzin nickte. Sie war ein bisschen verlegen, denn damit gab sie zu, dass sie die Parlamentssitzung belauscht hatte.
    Der Stamm

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