Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
nachgeschlichen. Wie kommst du dazu?“
    Doch Otulissa fuhr ihm über den Schnabel: „Wie kommt ihr dazu, das Parlament zu belauschen?“
    „Das spielt jetzt keine Rolle. Warum bespitzelst du uns?“
    „Weil ich es nicht in Ordnung finde, dass ihr mich ausschließt. Ich habe bei Ezylrybs Befreiung mitgeholfen, schon vergessen? Wer kannte sich da mit Teufelsdreiecken aus, na? Wer wusste über die Eigenschaften von Mu-Metall Bescheid, na? Nicht zu vergessen, dass ich als Einzige wusste, dass Feuer ein Magnetfeld außer Kraft setzen kann. Wer kennt sich hier also mit Magnetkunde aus, na?“
    „Du“, sagte Digger schlicht. Otulissa atmete hörbar auf. Aber Digger hatte noch mehr zu sagen. „Ich finde auch nicht, dass manche Eulen ein Recht darauf haben, mehr zu wissen als andere. Das ist es doch gerade, was uns an dieser Pronk-Geschichte so ärgert: dass man uns das Recht abspricht, uns zu informieren.“ Die anderen waren still geworden. „Sag uns, was du dazu meinst, Otulissa. Warum ist Höhere Magnetkunde Pronk? Was sollen wir jungen Eulen nicht erfahren? Was haben die Älteren von uns zu befürchten?“
    „Ich kann es auch nur vermuten. Ich nehme an, es hat mi t …“, die Fleckenkäuzin stockte, „ … mit dem zu tun, was Eglantine bei den Reinen erlebt ha t – was ihrem Verstand und ihrem Magen dort zugestoßen ist.“
    „War das bei Ezylryb denn nicht genauso?“, warf Soren ein.
    „Nicht ganz. Bei Ezylryb war der Orientierungssinn beeinträchtigt. Er hat sich nicht mehr zurechtgefunden, aber Eglantin e …“ Otulissa blickte das Schleiereulenmädchen auffordernd an.
    „Ich konnte nichts mehr fühlen. Ich war wie ein Stei n … wie die Steingruft, in der wir gefangen gehalten wurden.“
    „Aber warum sollen wir nichts darüber erfahren?“
    „Das weiß ich auch nicht. Vielleicht, weil die Erwachsenen selbst noch vor einem Rätsel stehen.“
    „Aha. Und was machen wir jetzt?“, fragte Soren.
    „Uns beschweren!“, kam es prompt von Morgengrau. „Ich hab’s ja nicht so mit dem Lernen und den Büchern, aber es passt mir nicht, dass mir jemand von vornherein nicht zutraut, etwas zu kapieren. Jetzt will ich es erst recht wissen!“
    „Wenn wir uns beschweren, haben wir doch wieder das alte Problem“, wandte Gylfie ein.
    „Nämlich?“, fragte Otulissa.
    „Als wir schon mal an den Wurzeln gelauscht haben und den Schnabel aufmachen wollte n – das war letzten Somme r –, haben wir es bleiben lassen. Wir hätten ja zugeben müssen, dass wir gelauscht haben, und dann hätten wir mächtig Ärger gekriegt.“
    „Hmmm m …“ Otulissa schloss die Augen und überlegte. „Ich verstehe, was du meinst.“ Als die Fleckenkäuzin die Augen wieder aufschlug, leuchteten sie. „Ich habe da eine Idee. Vorhin war doch von einem Buch die Rede, das aus der Bibliothek entfernt werden soll: Tupfitis und andere Störungen des Muskelmagens , wisst ihr noch?“
    „Ja“, sagte Soren.
    „Ich könnte doch mal versuchen, dieses Buch auszuleihen. Mal sehen, was dann passiert.“
    Die anderen Eulen wechselten anerkennende Blicke. Otulissa war wirklich sehr klug und ihre Idee war großartig.
    Sie kamen überein, dass sie alle zusammen kurz vor der Zwischenstund e – das war die Zeit, wenn das letzte Tageslicht schwand und der Abend anbrac h – die Bibliothek aufsuchen wollten. Otulissa sollte nach dem Buch fragen. Natürlich würden sie nicht alle gleichzeitig hereinmarschieren. Soren und Gylfie würden sich schon vorher in die Bibliothek begeben, danach würde Otulissa in Begleitung von Eglantine und Digger eintreffen. Morgengrau sollte gar nicht in Erscheinung treten, denn er ging nur höchst selten in die Bibliothek. Soren hatte lediglich Bedenken, dass Ezylryb auf seinem üblichen Stammplatz sitzen könnte. Was würde der alte Ryb sagen, wenn sich Otulissa nach dem bewussten Buch erkundigte?
    Soren fand den Gedanken unerträglich, dass irgendwelche Bücher verboten sein sollten. Das erinnerte ihn an die schreckliche Zeit im Internat von Sankt Äggie, wo niemand hatte lesen dürfen. Nur Skench und Spoorn, die grausamen Leiter der Lehranstalt, durften dort in die Bibliothek. Lehranstal t – von wegen! Das Einzige, was man dort lernte, war blinder Gehorsam.
    Soren und Gylfie beugten sich über den Ga’Hoole-Wetteratlas, konnten sich aber nur mit Mühe auf die Wetterkarten konzentrieren. Wie befürchtet, saß Ezylryb auf seinem Stammplatz, griesgrämig und schweigsam wie immer. Ab und zu hörte man es knirschen,

Weitere Kostenlose Bücher