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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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des Großen Baums war von einem Labyrinth aus gewundenen Gängen durchzogen. Vor ein paar Monaten hatte Gylfie wieder einmal nicht schlafen können und einen kleinen Spaziergang gemacht. Dabei hatte sie etwas unterhalb des Parlamentssaals entdeckt, dass das verzweigte Wurzelwerk des Baums den Schall leitete. Soren und seine Freunde hatten dann eine Stelle gefunden, wo man ganz wunderbar horchen konnte.
    „Au ja!“ Eglantine machte einen Freudensprung. „Ihr habt schon so oft von den Wurzeln geredet, aber ich war noch nie dort. Ich bin schon ganz gespannt!“
    Die anderen vier wechselten betretene Blicke. Eglantine rief flehend: „Ihr wollt mich doch nicht hierlassen? Das ist ungerecht!“
    „Na j a …“, sagte Soren skeptisch, „du müsstest uns erst mal versprechen, dass du Primel nichts davon erzählst.“ Die Sperlingskäuzin Primel war Eglantines beste Freundin, der sie alles anvertraute.
    „Kein Wort erzähle ich ihr! Und überhaupt: Wenn ich nicht wäre, würde sich niemand im Baum mit dieser Höheren Magnetkunde beschäftigen!“
    Das stimmte. Wäre Eglantine nicht von den Reinen entführt und in eine Burgruine gesperrt worden, wo sie den magnetischen Tupfen ausgesetzt war, wäre Magnetkunde jetzt kein Thema gewesen.
    „Na schön“, willigte Soren ein. „Aber du hältst den Schnabel, versprochen?“
    „Versprochen“, sagte das Schleiereulenmädchen und neigte feierlich den Kopf mit dem hübschen herzförmigen Gesichtsschleier.

Pronk ist Prink!

    „Ich glaube wirklich nicht, dass es sich auszahlt, wenn wir die unreifen Jungeulen mit einbeziehen. Höhere Magnetkunde ist ein kniffliges Gebiet, das selbst wir Älteren erst ansatzweise verstehen.“ Die Sprecherin war Wamme, die Ga’Hoolologie-Ryb im Baum.
    Die fünf jungen Eulen hatten sich in die Spalten zwischen den Wurzeln gezwängt und verfolgten die Parlamentssitzung. Soren stand kurz vor einem Wutanfall. Klar war Magnetkunde ein kniffliges Gebie t – im Gegensatz zum Ga’Hoolologie-Unterricht, der so sterbenslangweilig war, dass man beinahe einschlief. Allerdings lernte man dort viel über die Eigenarten und die Pflege des Großen Baums und seiner Umgebung. Insofern war das Fach nicht unwichtig.
    Wamme und Elvan, ein anderer Ryb, setzten sich für Pronk ein, Ezylryb und der Schmied Bubo sprachen sich dagegen aus. Strix Struma war noch unentschlossen. Doch da erschraken die Lauscher jäh. Ein Schatten fiel über sie, hier unten, wo es im Baum am finstersten war. Fünf Köpfe fuhren herum. Otulissa!
    Wie kam die denn hierher? Soren war außer sich. So eine Waschbärkacke! Auch Morgengrau bewegte nur stumm fluchend den Schnabel. „Waschbärkacke“ war der schlimmste Fluch, den die Eulen kannten. Nur ein Ausdruck war noch schlimmer, nämlich „Prink“. Aber den nahm niemand in den Schnabel, noch nicht mal Morgengrau. Ein solcher Ausdruck genügte und man flog in hohem Bogen aus dem Speisesaal. Doch Otulissa blieb ganz gelassen. Sie legte nur die Zehe an den Schnabel und bedeutete Morgengrau, leise zu sein. Soren beruhigte sich einigermaßen. Die Situation war sowieso nicht zu ändern, da konnten sie auch weiter der Parlamentsdebatte zuhören.
    „Höhere Magnetkunde ist keine gewöhnliche Wissenschaft“, fuhr Wamme fort. „Es ist eine Schattenwissenschaft, die an dunkle Kunst, an Hexerei grenzt. So steht es auch in dem Werk Tupfitis und andere Störungen des Muskelmagens . Dieses Buch muss schleunigst aus der Bibliothek entfernt werden.“
    „Mitnichten!“, rief jemand so schallend, dass die Wurzeln erbebten und Gylfie beinahe aus ihrem Spalt purzelte. Die Bassstimme gehörte Ezylryb. „Bei allem Respekt, Wamme, ich muss mich doch sehr wundern, dass du ‚dunkle Kunst‘ anscheinend als etwas Schlechtes betrachtest. Wir Eulen sind Nachtvöge l – wie kann etwas Dunkles da schlecht sein? Sind es nicht gerade die Stunden der Dunkelheit, in denen wir ausfliegen, Beute jagen, das Böse verfolgen und den Schwachen zu Hilfe kommen? Wie sich die Blumen bei Sonnenschein entfalten, so entfaltet sich unsere edelmütige Gesinnung erst bei Anbruch der Dunkelheit. Ich will nicht mehr hören, dass du dich abfällig über dunkle Künste äußerst. Höhere Magnetkunde hat nichts mit Hexerei zu tun. Es ist eine anerkannte Wissenschaft, auch wenn wir sie noch nicht richtig beherrschen.“
    „Wir verlangen sofort eine Erklärung, Otulissa!“, wandte sich Soren an die Fleckenkäuzin, als sie in die Schlafhöhle zurückgekehrt waren. „Du bist uns

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