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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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wenn er beim Lesen eine getrocknete Raupe verspeiste. Der alte Ryb war ziemlich unzugänglich und die jungen Eulen wurden einfach nicht schlau aus ihm. Soren verehrte ihn trotzdem. Ezylryb hatte sich als Erster für den verwaisten, völlig verstörten Schleiereulenjungen interessiert, der aus dem Sankt Äggie in den Großen Baum geflohen war. Der Kreischeulerich hatte erkannt, dass der junge Soren sich nicht allein auf Bücher verließ, sondern auf das Gespür seines feinfühligen Muskelmagens. Der sogenannte „Magensensus“ war ein zusätzlicher Sinn, mit dessen Hilfe eine Eule ihre Umgebung besser einschätzen konnte.
    Gylfie stupste ihren Freund an und Soren hob den Kopf. Otulissa und Eglantine waren hereingekommen. Aber hinter dem Ausleihtresen stand nicht nur die Bibliothekarin, sondern auch Wamme. Soren bekam Magenzwicken. Otulissa legte unwillkürlich die Federn an, wie es Eulen machen, wenn sie sich fürchten. Doch dann funkelten ihre bernsteinfarbenen Augen entschlossen, sie plusterte sich wieder auf und flog schwungvoll vor den Tresen. „Ich suche ein Buch, aber ich kann es im Regal nicht finden.“
    „Ich helfe dir gern, Schätzchen“, erwiderte die Bibliothekarin betont freundlich. „Wie lautet denn der Titel des Bandes?“
    „Tupfitis und andere Störungen des Muskelmagens.“
    Es wurde so still, dass man einen Grashalm hätte fallen hören können. Die Stille verdichtete sich wie Nebeldunst in einer feuchten Sommernacht. Soren linste unauffällig zu Ezylryb hinüber, der seinerseits Wamme anschaute. Sein Blick durchbohrte die Höhlenkäuzin wie goldene Blitzstrahlen. Die Bibliothekarin stotterte: „Ic h … ä h … mal sehen, ob ich es finden kann.“
    „Du brauchst gar nicht erst zu suchen“, mischte sich nun Wamme ein. „Dieses Werk gehört zu den Büchern, die vorübergehend aus der Bibliothek entfernt wurden. Das Parlament muss noch entscheiden, wie mit ihnen verfahren werden soll.“
    „Wie jetz t – Bücher wurden entfernt? Seit wann entscheidet das Parlament darüber, was ich lesen darf und was nicht?“ Otulissa sträubte zornig das Gefieder.
    „Wir haben ja noch viele andere gute Bücher, die du lesen kannst“, sagte Wamme beschwichtigend.
    „Ich will aber dieses Buch lesen!“ Otulissa überlegte kurz und sprach weiter: „Meine Urahnin Strix Emerilla, die berühmte Wetterwissenschaftlerin, die etliche Standardbände über Luftdruck und Turbulenzen verfasst hat, bezieht sich in einem ihrer Werke darauf.“
    Wamme entgegnete kurz angebunden: „Das Buch, nach dem du gefragt hast, hat mit Wetterkunde nichts zu tun.“
    „Das kann durchaus sein, aber Strix Emerilla war eine sehr vielseitig interessierte Wissenschaftlerin. Soweit ich mich erinnere, erwähnt sie das Buch, weil sie einen Zusammenhang zwischen Luftveränderungen und Störungen des Muskelmagens vermutet.“
    „Ach ja?“
    „Ach ja! Ich bin ebenfalls vielseitig interessiert. Kann ich jetzt bitte das Buch haben?“
    Glaux segne Strix Emerilla!, dachte Soren. Hätte ihm vorher jemand gesagt, er würde Otulissas Vorfahrin, mit der sie bei jeder Gelegenheit angab, noch einmal dankbar sein, hätte er den Betreffenden für gaga erklärt.
    „Tut mir furchtbar leid, Schätzchen, aber das Buch gilt vorübergehend als Pronk“, sagte Wamme kühl und schrieb weiter an ihrer Liste.
    „Als Pronk!“, rief Otulissa. Sie klang so aufgebracht, dass sich sämtliche Eulen in der Bibliothek nach ihr umdrehten.
    „Jawohl, als Pronk.“ Wamme klang ein bisschen gereizt.
    „Das geschriebene Wort zu Pronk zu erklären, ist ja wohl das Allerdümmste, Allergemeinste, Allerordinärste, was man tun kann!“, schimpfte Otulissa weiter. „So etwas ist jeder Eule unwürdig.“
    „Das Buch ist trotzdem Pronk.“ Wamme war jetzt richtig sauer.
    Otulissa plusterte sich zu doppelter Größe auf. „Soll ich dir mal was sagen? Pronk ist Prink!“

Ein lebensgefährlicher Auftrag

    „In Ohnmacht gefallen? Wamme ist echt in Ohnmacht gefallen?“ Morgengrau konnte es nicht fassen.
    „Sie musste in die Krankenstube gebracht werden“, bestätigte Soren.
    Soren, Gylfie, Morgengrau, Digger und Eglantine wandten sich wieder Otulissa zu. Die Fleckenkäuzin saß reglos da, nur ihr Schnabel zitterte. „Ich bereue nichts. Nicht einmal den Ihr-wisst-schon-Ausdruck. Ich werde mich auch nicht dafür entschuldigen. Pronk ist unsäglich ordinär und verstößt gegen alles, wofür die Wächter von Ga’Hoole eintreten. Mir doch egal, wenn ich einen

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