Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
glaubst, dann sieh es dir ruhig selber an“, sagte der Höhlenkauz.
    Gylfie schüttelte den Kopf. Digger gehörte zu den besten Spurenlesern im Baum. Als Kundschafter war er darin ausgebildet, alle möglichen Spuren zu deuten und seine Schlüsse daraus zu ziehen: auf eine vermisste Eule, auf einen streunenden Luchs, auf einen angriffslustigen Krähenschwarm, der sein Opfer getötet hatte. Aber der kaum sichtbare Abdruck, den ein Ei auf dem Erdboden hinterlie ß – Digger muss unglaublich scharfe Augen haben! , dachte Gylfie anerkennend.
    Die Elfenkäuzin legte den Kopf in den Nacken. „Wir müssen die anderen verständigen!“, sagte sie, aber sie hatte noch nicht ausgesprochen, da stürzte etwas Rötliches vom Himmel wie ein herabfallender Glutbrocken. Es war aber kein Glutbrocken, sondern die Sumpfohreule Ruby, eine der besten Fliegerinnen im Großen Ga’Hoole-Baum.
    „Feind in Sicht!“, meldete Ruby.
    Digger und Gylfie schraubten sich kreisend in die Höhe und flogen angeführt von Ruby zu der Klippe hinüber, auf der sich der übrige Suchtrupp niedergelassen hatte.
    „Wir haben eine Grube entdeckt, in der sich Eglantine und Primel versteckt hatten“, fasste Digger ihren Fund zusammen.
    „War zu erkennen, in welche Richtung die beiden geflogen sind?“, fragte Ezylryb.
    „Ruby hat uns geholt, bevor wir die Spuren näher untersuchen konnten“, erwiderte Gylfie. „Wir haben kein Blut und keine Hinweise auf einen Kampf entdeckt.“ Gylfie schaute zu Soren hinüber. Der junge Schleiereulerich zitterte so heftig, als könnte er jeden Augenblick von der Klippe stürzen.
    „Wir haben ein Geschwader der Reinen gesehen“, sagte Ezylryb, „aber sie haben uns zum Glück noch nicht entdeckt. Wahrscheinlich sind sie hinter Eglantine und Primel her. Am besten folgen wir ihnen unauffällig.“
    Unauffällig? , dachte Gylfie. Wie soll das gehen?
    Ezylryb konnte anscheinend Gedanken lesen, denn er sagte nur knapp: „Tölpel.“
    Ach so! Mit Seevögeln kennt sich Ezylryb ja aus.
    Der alte Kreischeulerich stammte aus den Nordlanden und war selbst ein halber Seevogel. Er pflegte Bekanntschaften mit Möwen, Tölpeln, Sturmtauchern und Kormoranen. Die Seevögel respektierten den Alten, und vor allem vertrauten sie ihm, auch wenn sie sonst Landvögeln gegenüber misstrauisch waren. Ezylryb hatte die Tölpel als Kundschafter hinter den Reinen hergeschickt.
    Da segelte auch schon ein großer Vogel heran. Seine prächtigen weißen Schwingen waren an den Spitzen schwarz.
    „Da ist einer!“, rief Soren. Ob der Tölpel Eglantine entdeckt hatte? Kein Blut, keine Kampfspure n … Hoffentlich hatten Digger und Gylfie richtig hingesehen. Der riesige Seevogel mit der gewaltigen Flügelspannweite landete elegant auf dem Felsen.
    Tölpel legen großen Wert auf umständliche Rituale. Zur Begrüßung verbeugen sie sich, rucken mit dem Kopf und kreuzen mit ihrem Gegenüber die Schnäbel. Dieses Exemplar war keine Ausnahme. Der Tölpel watschelte würdevoll ein paar Schritte auf Ezylryb zu und streckte den Schnabel vor. Ezylryb machte es ihm nach, aber weil er einen viel kürzeren Schnabel hatte, musste er doppelt so viele Schritte machen als der Ankömmling. Dann machte es Klack-klack-klack , als die beiden Schnäbel mehrmals aneinanderstießen. Erst danach erkundigte sich Ezylryb: „Nun, was hast du uns zu berichten?“
    „Edler Eulerich von der Sturminsel in den Nordlande n – ich habe Betrübliches zu vermelden.“
    „Ich höre.“
    „Es ist nicht nur ein Geschwader von Reinen unterwegs, sondern zwei, und zu ihnen stößt ein ganzer Zug.“
    „Ein ganzer Zug!“, wiederholten die Eulen fassungslos. Ein Zug bestand aus mindestens vier Geschwadern.
    „Ihr Ziel ist der Waldbrand im Osten der Schnabelberge“, fuhr der Tölpel fort.
    „Merkwürdi g – eigentlich scheuen die Reinen das Feuer. Was wollen sie dort?“
    „Sie verfolgen zwei Jungvöge l – eine Schleiereule und eine Sperlingskäuzin.“
    „Das sind bestimmt Eglantine und Primel!“, rief Soren aufgeregt.
    Er fing sich einen tadelnden Blick des Tölpels ein, weil er ihn unterbrochen hatte. Dann fuhr der Seevogel fort: „Die beiden Jungeulen wollen offenbar in das Feuer hineinfliegen.“
    Barran mischte sich ein: „Glaubst du, dass die Reinen dich gesehen haben?“
    „Nun j a – Schwingen wie meine fallen natürlich auf. Ihr Schnee-Eulen könnt das sicherlich nachvollziehen. Aber es kommt öfter vor, dass wir Tölpel ins Landesinnere fliegen, wenn an einem See

Weitere Kostenlose Bücher