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Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung

Titel: Die Legende der Wächter 5: Die Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Nest für das Heiligtum auszupolstern. Wie wär’s, wenn du auch etwas dazu beiträgst, dass dein kleiner Neffe oder deine kleine Nichte es bald schön weich hat?“ Sie deutete mit dem Schnabel auf Eglantines Brustgefieder. Eglantine erschrak und Nyra lachte.
    Halt! , dachte Eglantine da. Das ist die Gelegenheit!
    „Rupfen!“, befahl Nyra.
    Eglantine näherte sich dem Ei.
    „Erst verneigen!“
    „Verzeihung“, sagte Eglantine zerknirscht, knickte in den Knien ein und senkte den Kopf, bis ihr Schnabel beinahe den Boden streifte. Nyra machte ein zufriedenes Gesicht. Tiefe r – und dann rasch zupacken!
    Primel schaute mit dem starren Blick einer Zersprungenen zu, aber ihr Magen kribbelte vor Aufregung. Eglantine hat etwas vo r – gleich ist es so weit!
    Auf einmal war es, als würden Primels und Eglantines Mägen eins, und beide Eulenmädchen spürten neuen Mut. Eglantine stand mit dem Rücken zu Nyra und den anderen Reinen, und niemand sah, wie ihr Fuß vorschnellte. Sie schloss die Zehen fest, aber behutsam um das Ei, wobei es ihr zugutekam, dass wie bei allen Eulen zwei ihrer Zehen nach vorn und zwei nach hinten wiesen. Dann jedoch richtete sie sich nicht nur aus ihrer Verbeugung auf, nein, sie schoss senkrecht empor und zum Himmelsloch der Höhle hinaus, dicht gefolgt von Primel.
    „Sie sind weg!“ Nyra war fassungslos.
    „Nicht nur das, Herri n – das Heiligtum ist auch weg!“
    „Neeeeeeiiiiiin!“
    Nyra verdrehte die Augen und fiel in Ohnmacht.
    Die beiden Eulenmädchen flogen um ihr Leben. „Ich bin neben dir, Eglantine!“, rief Primel.
    „Bist du denn nicht zersprungen?“
    „Kein bisschen.“
    „Dann ist dein Magen stärker als meiner.“
    „Darüber können wir uns später noch unterhalten. Bestimmt sind sie schon hinter uns her.“
    Eglantine drehte nach Schleiereulenart lauschend den Kopf.
    „Sie kommen von Westen. Sie fliegen zwei Grad backbords von meinen Schwanzfedern und höher als wir, aber sie sind noch eine Viertelstunde entfernt.“
    Der Rauch wurde immer dichter. Primel fragte: „Kannst du auch niedrig fliegen, Eglantine?“
    „Geht so. Nicht so gut wie Sperlingskäuze und Elfenkäuze.“
    „Macht nichts. Weißt du noch, wie wir im Frühjahr beim Freiflug zusammen durch hohes Gras geflogen sind? Da hast du dich für eine Schleiereule recht geschickt angestellt.“
    „Für eine Schleiereule vielleicht schon, abe r …“
    „Nichts aber! Unsere Verfolger sind schließlich auch Schleiereulen, aber im Gegensatz zu dir haben sie keine Erfahrung im Niedrigflug.“
    Das kann gut sein. Bestimmt hat sich noch keiner von diesen überheblichen Reinen dazu herabgelassen, mit einer unreinen Sperlingskäuzin durch eine Wiese zu tollen , dachte Eglantine.
    „Außerdem steigt Rauch immer nach oben“, fuhr Primel fort. „Unten am Boden ist nicht nur die Luft besser, sondern die Reinen können uns durch die Qualmschicht auch schlecht erkennen.“
    Genial! Eglantine bewunderte die Freundin für ihren Einfallsreichtum.
    „Halt das Ei gut fes t – und ab nach unten!“ Primel ging in den Sturzflug und Eglantine tat es ihr nach.
    Über sich hörten sie vielstimmiges Gekreisch. Anscheinend hatte nicht nur Nyras Leibwache die Verfolgung aufgenommen, sondern gleich ein ganzes Geschwader von Reine n – „Nyras Rächer“ nannte sich diese gefürchtete Truppe.
    Barmherziger Glau x – bitte mach, dass der Rauch sich nicht verzieht! , flehte Eglantine stumm.

Die Geisel

    Otulissa hatte Soren als Erste darauf aufmerksam gemacht, dass er das Sterngesicht besaß. In der Schlacht um den Ga’Hoole-Baum hatten Soren und sein Freund Martin gegen ein großes Eulenweibchen mit mondweißem Gesicht gekämpft und nur mit knapper Not überlebt. Erst nach dem Abzug der Reinen war Soren eingefallen, dass er schon vor der Schlacht von einer mondgesichtigen Eule namens Nyra geträumt hatte. Der Traum war allerdings so wirr und bruchstückhaft gewesen, dass Soren ihn nicht gleich hatte deuten können. Irgendwann hatte er Otulissa von der seltsamen Übereinstimmung zwischen Traum und Wirklichkeit erzählt. Die Fleckenkäuzin hatte staunend gesagt: „Du besitzt das Sterngesicht. Das bedeutet, dass manche deiner Träume wahr werden. Du kannst sozusagen durch die Sterne hinter deinen Traum blicken, als wären es lauter kleine Öffnungen.“ Das Sterngesicht sei eine seltene und kostbare Gabe, hatte Otulissa gemeint, aber Soren machte seine neu entdeckte Fähigkeit auch große Angst.
    Als ihm nun sein Traum vom

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