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Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Titel: Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Hallowfield
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säumenden Menschenmassen auszumachen und erkannte, wie die Wangenmuskeln Kaidwars, der neben ihm ritt, mahlten. Haemvil wusste, dass sein Freund mit den Menschen litt, die ihre Väter, Brüder, Onkel und Cousins verloren hatten.
    Dennoch setzte der Zug seinen Marsch unbeirrt fort und die Familien vermochten ihren unfassbaren Schmerz zu kontrollieren. Die Maremoraner waren ein starkes Volk. Am großräumigen Heldenplatz, den jedes Dorf und jede Stadt in Maremora aufwies, sammelte sich die langgezogene Kolonne aus Soldaten und Bevölkerung rund um den kreisrunden Versammlungsplatz, der am äußeren Ring von hohen, hölzernen Säulen gesäumt war - Ruhmessäulen, auf denen die herausragenden Taten der Vorfahren der Stadt und dieser Region verzeichnet waren.
    Im Zentrum des Platzes befand sich ein nicht minder beeindruckendes, ebenfalls hölzernes und etwa zwei Meter hohes Podest in Form eines Harabros-Kopfes. Der Harabros war eine in Maremora ansässige Wildkatze mit schneeweißem Fell, das mit hellgrauen Punkten versetzt war. Neben ihren Pinselohren fielen die überlangen Eckzähne auf und nicht wenige unvorsichtige Maremoraner fielen der Wildkatze zum Opfer. Doch ihre Eleganz und Stärke war beeindruckend und ihre Schönheit so überwältigend, dass sie bewundert wurde und letztlich sogar die schweren Reitertruppen Maremoras nach ihr benannt wurden - die Harabroia. Denn auch sie vermochten den Feind mit ihren langen Kriegslanzen, den gepanzerten Pferden und Reitern mit der Wucht niederzureißen, für die diese Wildkatze berüchtigt war.
    Passend zum Erscheinungsbild der Katze war auch das übergroße, hölzerne Abbild ihres Kopfes in weißem, gewachstem Holz gehalten und offensichtlich von einem Meisterbildhauer erschaffen worden. Die blitzenden Augen kündeten von Stolz, die Pinselohren waren aufmerksam gespitzt und das leicht geöffnete Maul und die langen Eckzähne der Katze, die weit bis über das Kinn hinunterreichten, schienen eine Drohung vermitteln zu wollen.
    Der Truppenkommandeur Runas Onin im Rang eines Hattazira stand diesem Bildnis in nichts nach, als er von seinem mit bunten Decken und stählerner Panzerung versehenen Kriegsrappen stieg. In voller Rüstung der Harabroia, deren elitären Rängen beinahe jeder Hattazira als Anführer der Armee entstammte, bestieg er das Wildkatzenbildnis. Dieses besaß hinter dem Antlitz des Harabros eine kleine Treppe und ein Pult, sodass Runas Onin zu seiner Armee und zu seinem Volk sprechen konnte.
    Er legte das Fackelzepter ab, das jeder Hattazira als Zeichen seines Ranges und seiner Verantwortung trug. In voller Rüstung aus schwarzen, schweren Lederplatten, die mit vergoldetem Stahl an vielerlei Stellen verstärkt waren, stützte er sich majestätisch mit gepanzerten Kriegshandschuhen an den Seiten des Podestes ab. Der Helm in gleichem Stil besaß zwei eindrucksvolle, lange Hörner, die in einer leichten Biegung steil nach oben wiesen. Die Augen und das Gesicht waren vollständig hinter dem Kopfschutz verborgen, doch die langsame Bewegung von einer Seite hinüber zur anderen zeigte jedem, das Runas Onin sein Volk überblickte. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten, denn das Rufen, Jubeln und die Schreie erstarben und machten einige wenige Schluchzer und Weinen hörbar.
    Erst als sich die Menge vollständig beruhigt hatte, legte Runas Onin seine Hände an den Helm, nahm diesen ab und stellte ihn auf das Pult. Haemvil erkannte das vertraute Gesicht seines Kommandanten. Das Gesicht war aus Stein gemeißelt, seine Züge waren die eines Raubvogels und wurden von einem mit grauen Stellen durchsetzten, schwarzen Kinn-und Backenbart und kurzem Haupthaar umrahmt.
    »Krieger Maremoras, Volk von Camlan«, tönte er laut mit dunkler, herrischer Stimme, die das Befehlen gewohnt war, und fuhr flüsternd fort: »Das Schicksal grüßt euch«. Eine Pause ließ die bedeutungsschwangeren Worte ihre Wirkung auf ihre Zuhörer entfalten. Runas Onin war ein brillanter Redner, der allein durch seine Worte Leidenschaften entzünden und Schlachten gewinnen konnte.
    »Durch unsere von Hyoryn und Pachom geleiteten Schwerter und Lanzen haben wir das Fremdvolk zurückgeschlagen und unsere Heimat erfolgreich beschützt.« Jubel erklang, doch der Hattazira unterdrückte diesen, indem er seinen zeremoniellen Fackelhalter wieder ergriff und auf die Dorfstraße wies, wo außerhalb des kreisrunden Versammlungsplatzes die Toten aufgebahrt waren und die maremoranische Totenwache und

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