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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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oberhalb des blockierten Ausfalltores erreichte. Togi war schon dort; er kauerte mit dem Rücken an die Mauer gelehnt. Er nickte, als Gilad sich neben ihm niederließ; dann spuckte er auf den Wetzstein in seiner schwieligen Hand und fuhr fort, seinen langen Kavalleriesäbel zu schärfen. »Sieht nach Regen aus«, sagte Gilad.
    »Ja. Dann müssen sie langsamer klettern.«
    Togi und Gilad verband eine seltsame Freundschaft: Togi, wortkarg, seit fünfzehn Jahren Schwarzer Reiter, und Gilad, ein freiwilliger Bauer von der sentrischen Ebene. Gilad konnte sich nicht.mehr recht erinnern, wie sie zusammengkommen waren, denn Togis Gesicht war eher unscheinbar. Er war sich einfach des Mannes bewußt geworden. Die Männer der Legion waren nun überall auf der Mauer verteilt und hatten sich anderen Gruppen angeschlossen. Niemand hatte gesagt warum, aber für Gilad war es offensichtlich: Sie waren die Kriegerelite, und wo immer sie standen, stählten sie die Verteidigung. Togi war ein brutaler Krieger, der schweigend kämpfte. Ohne Schreie oder Kampfgebrüll, nur schonungslose, knappe Bewegungen und außergewöhnliche Fähigkeiten, die die Nadir-Krieger tot oder verstümmelt zurückließen.
    Togi wußte nicht, wie alt er war, nur daß er sich in seiner Jugend den Schwarzen Reitern angeschlossen hatte und später in den Sathuli-Kriegen seinen schwarzen Mantel erworben hatte. Er hatte einst eine Frau gehabt, aber sie hatte ihn verlassen und den gemeinsamen Sohn mitgenommen. Er hatte keine Ahnung, wohin sie gegangen war, und es interessierte ihn auch nicht besonders. Er sprach nie von Freunden und scherte sich wenig um Autorität. Gilad hatte ihn einmal gefragt, was er von den Offizieren der Legion hielt.
    »Sie kämpfen genausogut wie wir«, sagte er. »Aber das ist auch das einzige, was wir je zusammen tun werden.«
    »Was meinst du damit?« fragte Gilad.
    »Adel. Du kannst für sie kämpfen oder sterben, aber du wirst nie einer der Ihren. Für sie existieren wir als Menschen gar nicht.«
    »Druss wird aber akzeptiert«, meinte Gilad.
    »Ja. Von mir auch«, erwiderte Togi mit einem feurigen Glitzern in den dunklen Augen. »Das ist mal ein Mann. Aber das ändert nichts. Guck dir doch die silbernen Männer an, die unter dem Albino kämpfen - keiner stammt aus einem kleinen Dorf. Ihr Anführer ist der Sohn eines Grafen, es sind alles Adelige.«
    »Warum kämpfst du für sie, wenn du sie so haßt?«
    »Sie hassen? Ich hasse sie nicht. Ich hasse niemanden, und niemand haßt mich. Wir verstehen einander, das ist alles. Für mich unterscheiden sich die Offiziere nicht von den Nadir - beides sind in meinen Augen fremde Völker. Und ich kämpfe, weil das meine Aufgabe ist - ich bin Soldat.«
    »Wolltest du denn immer Soldat werden?«
    »Was hätte ich sonst werden sollen?«
    Gilad breitete die Hände aus. »Alles, was du wolltest.«
    »Ich wäre gern König geworden.«
    »Was für einer?«
    »Ein blutiger Tyrann!« antwortete Togi mit einem leichten Zwinkern in den Augen, wenn auch ohne Lächeln. Er lächelte überhaupt sehr selten, und wenn, dann war es nie mehr als ein leichtes Zwinkern in den Augenwinkeln.
    Am Tag zuvor, als der Bronzegraf seinen dramatischen Auftritt auf den Mauern hatte, hatte Gilad Togi angestoßen und auf ihn gedeutet.
    »Neue Rüstung - paßt ihm«, sagte der Reiter.
    »Neu? Sie sieht alt aus«, meinte Gilad.
    Togi zuckte die Achseln. »Solange sie ihren Zweck erfüllt...«
    An jenem Tag war Togis Säbel fünfzehn Zentimeter über dem Griff abgebrochen. Er hatte sich auf den nächsten Nadir geworfen und ihm die abgebrochene Klinge in den Hals gerammt; dann hatte er dem Mann das Kurzschwert entrissen und wild um sich geschlagen. Die Geschwindigkeit, mit der er dachte, und seine quecksilberschnellen Aktionen versetzten Gilad in Erstaunen. Später, während einer Pause zwischen den Angriffen, hatte Togi sich einen zweiten Säbel von einem toten Soldaten geholt.
    »Du kämpfst gut«, sagte Gilad.
    »Ich bin am Leben«, antwortete Togi.
    »Ist das dasselbe?«
    »Auf diesen Mauern, ja, obwohl auch gute Männer gefallen sind. Aber das ist auch eine Frage von Glück. Die schlechten oder schwerfälligen Krieger brauchen nicht auch noch Pech, um zu fallen. Und selbst Glück würde sie nicht lange retten.«
    Jetzt verstaute Togi den Wetzstahl in seiner Tasche und wischte die gekrümmte Klinge mit einem geölten Lappen blank. Der Stahl schimmerte blauweiß im zunehmenden Tageslicht.
    Ein Stück weiter schwatzte Druss mit den

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