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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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und traf Vintar ins rechte Auge. Er stürzte in die Speere der Nadir.
    Die übrigen Verteidiger kämpften in einem immer enger werdenden Kreis, als aus der Dämmerung Nacht wurde. Die Schreie der Nadir waren verstummt, der Kampf angespannt und lautlos bis auf das Klirren von Stahl.
    Menahem wurde von einem Speer von den Füßen gerissen, der seine Lunge zerriß. Sein Schwert sauste auf den Hals des knienden Lanzenträgers nieder - und hielt inne.
    Er berührte mit der Klinge leicht die Schulter des Mannes. Der Krieger, der sein Glück kaum fassen konnte, zerrte seinen Speer frei und stieß ihn noch einmal in die Brust des Priesters.
    Jetzt war Serbitar allein.
    Für einen Moment zogen sich die Nadir zurück und starrten den blutbeschmierten Albino an. Ein großer Teil des Blutes war sein eigenes. Sein Mantel hing in Fetzen, seine Rüstung war verbeult, der Helm war längst vom Kopf gerissen.
    Er tat drei tiefe Atemzüge, schaute in sich hinein und sah, daß er starb. Er sandte seinen Geist aus und suchte Vintar und die anderen.
    Schweigen.
    Ein entsetzliches Schweigen.
    Dann war alles umsonst, dachte er, als die Nadir vorrückten, um ihn zu töten. Er kicherte.
    Es gab keine QUELLE.
    Keinen Mittelpunkt des Universums.
    In den letzten Sekunden, die ihm blieben, fragte er sich, ob sein Leben vergeudet war.
    Doch er wußte, das war nicht der Fall. Denn selbst wenn es keine QUELLE gab, es hätte eine geben sollen. Denn die QUELLE war schön.
    Ein Nadirkrieger sprang vorwärts. Serbitar fegte seinen Hieb beiseite und stieß dem Mann seinen Dolch in die Brust, doch die anderen drängten nach, und zahllose scharfe Klingen drangen in seinen schmalen Körper. Blut schoß aus seinem Mund, und er fiel.
    Von sehr weit her kam eine Stimme:
    »Nimm meine Hand, mein Bruder. Wir reisen.«
    Es war Vintar!
    Die Nadir strömten in die verlassenen Gebäude der Stadt und durch die Straßen, die zu Geddon und der dahinter-liegenden inneren Festung führten. In vorderster Linie reckte Ogasi sein Schwert empor und brüllte den Siegesgesang der Nadir. Er begann zu laufen, kam dann aber schliddernd zum Stehen.
    Vor ihm, auf dem offenen Gelände vor den Gebäuden, stand ein großer Mann mit dreifach gegabeltem Bart, in die weißen Gewänder der Sathuli gekleidet. Er trug zwei Krummsäbel, scharf und tödlich. Ogasi ging langsam und verwirrt weiter.
    Ein Sathuli in der Festung der Drenai?
    »Was tust du hier?« brüllte Ogasi.
    »Ich helfe nur einem Freund«, antwortete der Mann. »Zurück! Ich lasse dich nicht vorbei.«
    Ogasi grinste. Der Mann war ein Irrer, kein Zweifel. Er hob sein Schwert und befahl seinen Männern,' voran zu stürmen. Die weißgekleidete Gestalt kam ihnen entgegen.
    »Sathuli!« rief er.
    Aus den Gebäuden ertönte lautes Antwortgeschrei, als dreitausend Sathuli-Krieger, deren weiße Gewänder sich geisterhaft in der zunehmenden Dunkelheit abzeichneten, zum Angriff stürmten.
    Die Nadir waren wie betäubt, und Ogasi traute seinen Augen nicht. Die Sathuli und die Drenai waren von jeher Feinde. Er wußte, daß es geschah, aber der Verstand wollte es nicht fassen. Wie eine weiße Flut gegen einen dunklen Strand brandete die Sathulifront in die Reihen der Nadir.
    Joacim suchte Ogasi, doch der untersetzte Stammeskrieger war im Chaos verschwunden.
    Die wütende Wende, von sicherem Sieg zu sicherem Tod, versetzte die Stammeskrieger in Panik, und aus einem langsamen Rückzug wurde wilde Flucht. Ihre Kameraden niedertrampelnd, machten die Nadir kehrt und rannten davon, die weiße Armee im Rücken, die sie mit Schreien davontrieb, die ebenso wild waren wie alle, die sie in den Steppen hören konnten.
    Rek, oben auf der Mauer, blutete aus Wunden in den Armen, und Hogun hatte ein Schwertstreich am Kopf erwischt. Blut rann aus der klaffenden Wunde, während er weiter auf die Angreifer eindrosch.
    Jetzt erschienen die Sathuli-Krieger auch auf den Wehrgängen, und wieder flohen die Nadir vor den entsetzlichen Krummsäbeln, zurück zu den Mauern, und suchten ihr Heil in der Flucht an den Seilen hinab.
    Binnen weniger Minuten war alles vorüber. An verschiedenen Stellen auf dem offenen Gelände wurden kleine Gruppen der Nadir umzingelt und getötet.
    Joacim Sathuli, dessen weißes Gewand blutbespritzt war, erklomm langsam die Stufen zur Brüstung der Brustwehr, gefolgt von sieben seiner Hauptleute. Er drehte sich um und reichte seine blutigen Krummsäbel einem Krieger mit dunklem Bart. Ein anderer reichte ihm ein parfümiertes Handtuch.

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