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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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weniger als tausend Münzen brachen Unwissende auf, um Morde und Diebstähle zu begehen und mit etwas Wertvollerem zurückzukehren
    Wo die Waffe schließlich gelandet war, wusste Endô aus eigener schmerzhafter Erfahrung.
    Seine Lunge schien wieder zur Erbse geschrumpft, schwarze Kreise drehten sich vor seinen Augen, und er musste stehen bleiben. »Warte«, bat er Sha’taï.
    »Schon wieder?« Sie keuchte zwar heftig, aber ihre Jugend schien sie weniger anfällig gegen die Höhe und die dünne Luft zu machen.
    Was wäre geschehen, wenn er selbst Cushròk das beste Angebot bezahlt hätte?
    Säße er dann auf einem gemütlichen Thron in Dâkiòn oder herrschte über die Erhabene? Oder hätte der Söldner diese Waffe am Ende doch für sich behalten und sie gegen sämtliche Völker aufgeboten?
    Endô setzte sich keuchend in Bewegung, die Augen nur einen dünnen Schlitz weit geöffnet, um nach dem Pfad zu schauen und nicht abzuweichen und in die Tiefe zu stürzen. »Ich sagte dir, du sollst die Lider schließen!«, herrschte er seine Nichte an.
    »Aber … es glitzert so wunderschön«, verteidigte sie sich ertappt.
    »Du wirst erblinden«, sagte er mit sorgenvollem Nachdruck und spürte, wie seine Lippen aufsprangen. Die trockene Luft, die Kälte griffen die Haut an, und die Sonne bescherte ihnen trotzdem heftige Sonnenbrände.
    Endô fand das Gebirge schlimmer als das düsterste Moor, die einsamste Grasebene, die verlassenste Wüste oder jegliche andere Gegend, die er bereits besucht hatte.
    Sha’taï murmelte eine unverständliche Erwiderung.
    Stumm ging es im eintönigen Takt ihrer Wanderung weiter: zehn Schritte, stehen bleiben, zehn Schritte, stehen bleiben, zehn Schritte – bis die Nacht sich ankündigte.
    Eng aneinandergedrückt kauerten sie sich in eine schmale Nische und beteten, dass der Winter sie verschonte.
    Endô verfiel in einen Schlaf, der wenig Erholung brachte, was an den Entbehrungen und der Höhe lag. Er schreckte mehrmals auf, die Hand an sein Schwert gelegt.
    Doch es gab niemanden in der vereisten Felswüste. Außer ihnen.
    Es schneite gegen Morgen.
    Dicke Flocken senkten sich auf Onkel und Nichte hinab und schützten sie mit der dicken, weißen Schicht wie ein kühles Tuch gegen den klirrenden, tödlichen Frost.
    Sha’taï weckte ihn, als die Sonne sich erhob und durch das lose, weiche Weiß schimmerte, das eine Handbreit hoch auf ihnen lag.
    Endô verteilte den Proviant, den sie lutschen mussten, um ihn zu tauen, gönnte sich noch etwas Ruhe, obwohl das Mädchen drängelte und merkwürdig unruhig erschien. »Was ist mit dir? Hattest du einen Albtraum?«
    Sha’taï sah ihn aufgeregt an, als müsste sie ein Geheimnis bewahren und vermochte es nicht länger. »Wir sind in der Nähe eines Tals«, sprudelte sie hervor.
    »Wir sind umringt davon. Und von Schluchten und Abgründen und …« Endô sah ihr leuchtendes Gesicht. »Du hast dich in der Nacht weggestohlen!« Die nachträgliche Sorge machte ihn wütend auf seine Nichte. »Was dachtest du dir dabei? Du hättest …«
    »Der Mondschein war freundlich, und das Glitzern kann einen dann auch nicht blenden«, fiel sie ihm listig ins Wort. »Du hast geschlafen, und ich dachte, ich träume von saftigen Äpfeln, bis ich erwachte und der Geruch anhielt.« Sha’taï zeigte nach Nordosten. »Der Pfad führt auf einen Gipfel, der wie eine Krone aussieht. Darunter ist ein Tal, in dem kein Schnee liegt! Und Bäume stehen da! Ich habe sie gesehen!«, juchzte sie.
    Endô befürchtete, dass die dünne Luft Schaden am Verstand seiner Nichte angerichtet hatte. »Es ist tiefer Winter, und wir verdanken es der Gnade von Göttern, dass wir lebend bis …« Er schwieg abrupt, als sie seine Hand nahm, sie öffnete und einen Apfel hineinlegte.
    »Den nahm ich mit«, gestand sie glücklich. »Ich wollte dich eigentlich überraschen und dich das Tal entdecken lassen, aber da du mir nicht glaubst: Sieh selbst.«
    Endô starrte auf den Apfel, als wäre er der größte Schatz der Welt. Obwohl seine Lippen noch weiter aufsprangen, öffnete er den Mund und biss vorsichtig hinein.
    Weder war das Obst gefroren noch schmeckte es furchtbar. Der süßsäuerliche Saft breitete sich in seinem Mund aus, Endô kaute vorsichtig und spürte den Geschmack der Frucht als Offenbarung auf Zunge und Gaumen.
    Hastig biss er wieder ab, auch wenn die offenen Stellen brannten. »Ist das ein Zauber oder das Werk von Bergdämonen?«, fragte er mit vollem Mund. »Sollen wir in eine Falle

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