Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
gewonnen. Wir dagegen haben nichts. Und Denser hat alles verloren.«
Ringsum kamen jetzt die anderen auf die Beine. Auum half Evunn, der halb ohnmächtig war. Thraun starrte Erienne an, schüttelte den Kopf, bewegte lautlos die Lippen und wollte es nicht glauben, während seine Füße ihn langsam zu ihr trugen, bis er die grausame Wahrheit nicht mehr verleugnen konnte. Ark stand wacklig auf den Beinen, konnte sich aber auf Rebraals Schulter stützen. Langsam näherten sie sich alle Erienne und Denser.
Sie lag völlig reglos auf dem Rücken, die Arme über dem Kopf ausgestreckt, ihre Augen waren geschlossen, ihre Brust hob und senkte sich nicht.
»Es tut mir so leid, Denser«, sagte er.
Denser rührte sich nicht. »Nicht auch du«, flüsterte er. »Nicht auch du.«
Als draußen ein wütender Lärm losbrach, fuhren sie alle herum. Hirads Herzschlag beschleunigte sich wieder. Der Lärm nahm zu, die Stimmen versprachen ihnen bittere Rache und verhießen ihnen das Fegefeuer.
»Nicht schon wieder«, sagte Thraun.
»Was hatten wir schon zu erwarten?«, entgegnete der Unbekannte.
Karron, Albinos, Seelenfresser und Meisterdämonen liefen, flogen oder schwebten ins Gebäude. Drohnen summten um sie herum. Es wurden immer mehr, sie kamen über den weiten, makellosen Boden im Gebäude
herbei. Sie ließen sich Zeit. Schließlich konnte der Rabe nicht entkommen.
»Wir müssen weiterkämpfen«, sagte Hirad. »Vielleicht kann Sha-Kaan uns doch noch retten. Wenn er nach Beshara gelangt, kann er für mich ein Portal öffnen. Wir können es schaffen.«
Die anderen glaubten ihm offensichtlich nicht. Sie konnten sich nicht mehr vorstellen, dass es irgendeine Hoffnung gab, sie wollten nur noch ausruhen. Nicht einmal er selbst hatte es geglaubt, als er die Worte gesprochen hatte. Die Dämonen drängten sich vor ihnen, und Sha-Kaan würde zu spät kommen.
Er sah sich über die Schulter um. »Schlaf gut, Erienne. Vielleicht ist es besser, dass du dies hier nicht mehr sehen musst.«
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Tessaya lenkte den wuchtigen Schlag eines Hammerarms mit der flachen Axtschneide ab. Trotz der nächtlichen Kälte war er schweißüberströmt. So erschöpft er auch war, er holte tief Luft, riss seine Axt herum und wehrte den Stachelarm des Karron ab. Dann fuhr das Wesen seine Tentakel aus und wollte mit der Schere zupacken. Vor ihm zog blitzend eine Klinge vorbei und durchtrennte den geschmeidigen Fangarm. Der nächste, aufwärts geführte Hieb traf einen Seelenfresser, der sich von oben auf ihn stürzen wollte.
Tessaya riss die Axt zurück und traf den Hals des Ul-Karron, danach warf er einen raschen Blick zur Seite und bedankte sich nickend bei Suarav. Der alte Soldat stand und kämpfte immer noch, obwohl das eigentlich nicht hätte möglich sein sollen. Ein Stachel hatte seine linke Schulter durchbohrt, und die Seelenfresser hatten ihm die Rüstung vom Rücken gerissen und seine Seele um Haaresbreite verfehlt. Suarav hatte sich jedoch geweigert, die Kampflinie zu verlassen und sich auszuruhen. Tessaya konnte ihn gut verstehen. Das Ende war nahe, und es war
besser, im Kampf zu fallen, als im Schlaf genommen zu werden.
Unterstützt von Seelenfressern und einem Schwarm Drohnen, griffen die Karron abermals an. Sie benutzten den Durchbruch in der Hauptmauer und drängten sich hinter denen, die jetzt schon die müden Verteidiger unter Druck setzten. Die Ul-Karron hatten schlimme Schäden angerichtet und sogar den traditionell unbezwingbaren Kampfgeist der Wesmen gedämpft. Tessaya öffnete den Mund und begann wieder zu singen.
Wild schlug er mit seiner Axt um sich, als der nächste Angriff begann, und zertrennte Scherententakel und Stachelarme. Die anderen nahmen im ganzen Kolleg sein Lied auf. Es war ein Lied von trotzigem Widerstand, von Standhaftigkeit und dem Tod im ruhmreichen Kampf. Ein Lied, das keinen Raum für die Angst ließ.
Tessaya hob die Klinge und schlug abermals zu. Ein brennender Körper stürzte kreischend ab und landete direkt vor ihm zwischen den Karron. Trotz der Flammen erkannte er Drenoul. Einen Augenblick lang kam der Angriff zum Erliegen. Das Kreischen des Meisterdämons brachte die Angreifer aus dem Tritt und störte die Rufe der Seelenfresser.
Tessaya war es egal, warum Drenoul gestorben war. Er erkannte es nur als günstige Gelegenheit. Mit einem Ruf befahl er einen Vorstoß und stürzte sich auf die verwirrten Feinde. Die benommenen Karron standen im Augenblick völlig still.
Er schwang die
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