Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
die Menschen attackiert und ausgelaugt. Im großen Saal und in den Gängen vor seinem Ratssaal hatte er ebenso Männer verloren wie im Festsaal. Er hatte bis hinunter zur Waffenkammer und an der Ecke, wo sich das Lager des Quartiermeisters befand, mit den Dämonen gekämpft. Er hatte sie an den Zimmern der Diener aufgehalten und sie kurz zurückgedrängt, aber es hatte nie ein Zweifel daran bestanden, wie dieser Kampf ausgehen würde.
    Jetzt saß er mit den dreizehn, die ihm geblieben waren, in der Falle und konnte sich nicht weiter zurückziehen. Blackthorne war unbeschreiblich müde. Sein linker Arm war gebrochen und an der Seite festgebunden, damit er noch einen Schild halten konnte, und auf seinem linken Bein hatte er tiefe Kratzer von einem Karron-Stachel.
    Aber er stand immer noch mitten in der Kampflinie
und erwartete die Feinde. Der Kaltraum war noch aktiv, und er konnte wenigstens einige Feinde mit in den Tod nehmen. Er hörte, wie Balken brachen und die Karron die Treppe heruntergetrampelt kamen. Ferouc würde ihnen folgen, aber natürlich weit genug entfernt, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.
    Der erste Hammerschlag gegen die Küchentür sprengte ein Scharnier, der zweite hinterließ keine erkennbare Spur. Der dritte war kaum mehr als ein sanftes Klopfen, einen vierten Schlag gab es nicht. Überall in der Burg ertönten auf einmal erschrockenes Quieken und schrille Schreie. Dann hörte er überhaupt nichts mehr.
    Blackthorne machte einen Schritt zur Tür und hielt inne. Wie lange würde er brauchen, bis er zu glauben wagte, dass sie tatsächlich gesiegt hatten?
     
    Irgendwann sah Hirad wieder Licht. Es kam von den Bränden vor dem Zugang des Gebäudes und den Dämonen, die von den nun toten Kaan in Flammen gesetzt worden waren.
    Ein starker Wind wehte. Er öffnete die Augen. Die Dämonen, die das Mana geleitet hatten, kreischten vor Entsetzen. Ihre Körper wurden in den Bogen, der sie verband, hineingezogen und gedehnt. Stück um Stück lösten sie sich auf. Zuerst dehnten sich die Köpfe, dann die Beine, schließlich verdrehten und verlängerten sich die Rümpfe. Hirad begriff nicht, wie sie überhaupt noch leben konnten, aber ihre Laute trafen ihn bis ins Mark, und er hoffte, es möge bald aufhören.
    Aus dem Abgrund drang ein saugendes Geräusch. Droben brach die verblassende Lichtkuppel ein und sank zum Riss herab. Schließlich berührte sie ihn und zerbarst, und einen Augenblick lang flammte noch einmal grelles
Licht auf. Die Dämonen, die den Lichtbogen gehalten hatten, kreischten ein letztes Mal und wurden endgültig in den Bogen hineingezogen. Der Bogen ging nun in der Lichtkuppel auf, die ihrerseits vom Riss verschlungen wurde. Das Heulen des Windes nahm zu, dann schloss sich der Riss mit einem dumpfen Knall, der Hirads Kopf erschütterte.
    Er blieb noch einen Augenblick liegen, wo er war, lauschte seinem Herzschlag und spürte seinen völlig erschöpften Körper. Er hatte sich völlig verausgabt, aber von ihm wurde jetzt nichts mehr erwartet. Sie hatten es geschafft. Dennoch empfand er keine Freude, keinen Triumph. Irgendwie fühlte er sich betrogen. Sie hatten den Zugang nach Balaia verschlossen und den Dämonen ihre Kraftquelle genommen. Das Mana würde sich in der balaianischen Dimension auflösen, und die Dämonen konnten sich dort nicht mehr lange halten. Der Rabe hatte die Welt gerettet und sollte selbst nichts mehr davon haben. Sha-Kaan blieb stumm.
    Das war nicht in Ordnung.
    Hirad richtete sich auf, bis er saß, und wartete, damit seine Augen sich an die Dämmerung gewöhnen konnten. In seiner Nähe bewegte sich etwas, irgendjemand schluchzte. Schließlich erhob er sich vollends, wobei ihn der Unbekannte stützte. Schwankend stand er auf den Füßen, das Blut strömte über sein Gesicht und die Hände, die linke Schulter und sein rechtes Bein. Der große Mann war in ähnlich schlechter Verfassung. Er humpelte schwer, die Krallen der Seelenfresser hatten sein rechtes Ohr zerfetzt, das stark blutete.
    Das alles war aber nichts gegen Erienne. Nach ihrem Triumph lag sie reglos am Boden. Denser saß neben ihrem blutigen Kopf und streichelte ihr Gesicht, und das
Beben seiner Schultern sagte alles. Hirad wollte den Xeteskianer trösten, aber dann brachte er es nicht über sich, Denser in seinem Kummer zu stören. Vielleicht war es besser so.
    »Also haben wir gesiegt«, sagte er zum Unbekannten.
    Der große Mann schüttelte den Kopf. »Nein, Hirad. Wir haben nicht gesiegt. Balaia hat

Weitere Kostenlose Bücher