Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
schutzlos ausgeliefert. Sie mögen eure Kalträume fürchten, aber wir fürchten sie nicht mehr. Frage dein Volk. Jeder dürfte das Leben unter der Herrschaft der Dämonen, selbst wenn es kurz ist, dem schmachvollen Tod in den Trümmern eurer Burg vorziehen.«
Blackthorne lachte. »Oh Fummler, du wirst die Menschen nie verstehen. Nein, so empfinden sie nicht. Begreifst du nicht, dass unsere Freunde in Xetesk mit jedem Moment, den wir aushalten, dem Sieg über euch näher kommen, und dass der Rabe Anstalten macht, euch das Herz aus dem Leib zu reißen? Vor eurer Ankunft war diesen Land zerstritten. Ihr habt es geschafft, uns zu einen, ihr habt uns den Willen geschenkt, wie ein Mann gegen euch zu kämpfen. Dafür werden wir euch immer dankbar sein. Eines Tages werden wir euch besiegen. Du glaubst es nicht, aber genau dort liegt eure Schwäche. Komm nur, greife uns an, wenn du willst. Kostet zu hunderten den Tod und die Enttäuschung, wenn wir euch Tag um Tag Widerstand leisten.«
Blackthorne wandte sich um und schritt in seine Burg zurück. Wenn er verhindern wollte, dass sein Volk noch vor der Abenddämmerung unterging, dann musste er die Rede seines Lebens halten.
Hirad schlug hüfthoch zu, sein Streitkolben zerfetzte den Hammerarm des Karron, traf dessen Bauch und riss ihm das Fleisch auf. Das Messer, das er jetzt mit der linken Hand führte, stach er ihm gleich danach ins Gesicht. Auf der ganzen Front wurden die Karron erheblich langsamer. Sie hatten einen Durchbruch erzielen wollen und waren gescheitert. Der Rabe hatte standgehalten, die Al-Arynaar hatten mit ihrem typischen Mut auf das veränderte Angriffstempo der Dämonen reagiert. Allerdings kam der Angriff nicht gänzlich zum Erliegen, und Hirad war frustriert.
»Jemand muss sich um Rebraal kümmern, sofort!« Er drosch einem Karron seine Waffe auf den Schädel. »Irgendjemand muss zu ihm, verdammt.« Alle seine Muskeln brannten, sein Körper war schweißüberströmt. »Erienne, sieh nach ihm.«
Als der Anführer der Al-Arynaar den Schlag des Karron abgelenkt hatte, um Erienne zu retten, hatte Hirad sich kurz umgedreht. Danach war Rebraal zusammengebrochen, und der Unbekannte hatte den Raben zum Gegenangriff geführt und den Kampf organisiert, bis die Attacke der Karron abzuebben begann. Danach hatte ein wahres Gemetzel eingesetzt. Al-Arynaar waren auf die Karron eingedrungen und hatten sie durch die Löcher in den Mauern des Schauspielhauses wieder nach draußen getrieben. So sehr die Seelenfresser auch kreischten und die Drohnen schwirrten, die Kraftkegel hielten sie fern. Immer wieder prasselten Feuerkugeln auf die Dämonenhorde herab, die ohnehin schon durch das abgelenkt war, was sich hinter ihnen zusammenbraute.
»Vorstoß«, befahl der Unbekannte. »Lass dich bloß nicht ablenken, Coldheart. Erledige diese Biester.«
Hirad ließ, um Klarheit zu gewinnen, seine Wut in den
Hintergrund treten, wie Auum es ihn gelehrt hatte. Er trat einem Karron die Beine weg und brach ihm mit dem Streitkolben das Genick, als er vor ihm stürzte. Sofort richtete er sich wieder auf, stach mit dem Messer zu und traf sein Opfer. Der Karron wich zurück. Hirad verpasste ihm einen Kopfstoß und schlug ihm den Streitkolben unters Kinn. Von rechts wurde schwerfällig ein Stachelarm geschwungen. Thraun hatte inzwischen sein Langschwert gezogen und trennte die Stacheln am Handgelenk ab.
Draußen waren inzwischen Getrampel und lauter Gesang zu hören. Die Dämonen im Schauspielhaus stießen panische Rufe aus, einige Seelenfresser schossen in die Luft hinauf. In den hinteren Reihen hielten die Karron inne und blieben stehen.
»Durchbrechen«, knurrte er. »Der Rabe, zu mir.«
Mit der festen Absicht, erst anzuhalten, wenn sie geschlagen waren oder wenn er tot war, setzte er sich in Bewegung. Immer wieder krachte sein Streitkolben auf die Dämonenkörper herab, die vor Erschöpfung und durch Eriennes Spruch geschwächt waren. Blitzschnell zuckte sein Messer, fügte den Gegnern Schmerzen zu und tötete sie. Neben ihm schwang der Unbekannte Schwert und Streitkolben, Ark tat ganz in der Nähe das Gleiche. Die Karron wehrten sich kaum noch. Ihr Plan war gescheitert, ihre Feinde hatten sich als zu geschickt erwiesen. Da ihnen nun eine neue Gefahr drohte, wurden sie zurückgerufen. Sie lösten sich aus dem Kampf und liefen fort.
»Position halten«, rief der Unbekannte. »Auf keinen Fall verfolgen.«
Die ersten Entsatztruppen strömten draußen auf den Platz. Banner
Weitere Kostenlose Bücher