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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hatten. Dann richtete er den Blick auf den Himmel, wo die Dämonen vor der Grenze des unsichtbaren Kaltraums lauerten. Einige warteten auf den richtigen Moment, um mit hoher Geschwindigkeit anzugreifen, andere suchten
den Ursprung der Sprüche und wollten die Magier angreifen, die sie wirkten.
    Von seiner geschützten Position in der Nähe der Mannschaftsquartiere aus vermochte er zu erkennen, dass die Gegner vier Vorstöße planten. Es waren ausschließlich Seelenfresser, die versuchen wollten, die Elfenmagier zu schnappen. Seine Krieger bewachten die Magier und rissen die Feinde aus der Luft, spalteten ihre Schädel und zerfetzten die Flügel. So hielten es die Wesmen eben.
    Am Boden standen stumm die Karron. Tessaya konnte sie durch die Breschen beobachten, die sie in die Mauern geschlagen hatten, und durch die Tore, die sie zerstört hatten, bevor die Kalträume sie vom Gelände des Kollegs vertrieben hatten. Sie waren stark im Angriff, besaßen aber schwache Körper. Der Einfluss der Kalträume schwächte sie sehr schnell. »Niedere Dämonen«, so hatte sie der Elf namens Rebraal genannt. Tessaya konnte ihm nur beipflichten.
    »Du machst dir zu viele Sorgen«, sagte Tessaya. »Die Geister sind weit entfernt, und ihr Verstand ist eher verwirrt als klar. Schau dir die Dämonen an. Sind sie nicht zum Scheitern verdammt? Warum setzen sie nicht alle ihre Kräfte für den Angriff ein? Was meinst du? Sie sind uns mindestens zehn zu eins überlegen. Sie tun das nicht, weil sie wissen, dass wir sie hier drinnen besiegen können. Sie kämpfen nicht gut. Sie bauen auf Furcht, aber wir fürchten uns nicht.«
    Arnoan schüttelte den Kopf. »Vielleicht, Mylord, vielleicht.«
    »Bist du anderer Meinung?«
    »Es kommt mir eher vor, als hätten sie uns eingesperrt. Unterdessen werden sie stärker. Wie lange werden die Karron noch so schwach bleiben, dass sie nicht in den
Schutzraum der Magier eindringen können? Sie haben alle Zeit der Welt, und wir werden schwächer.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Ich meine die dort.« Arnoan deutete auf die Türme. »Wenn die Magier fort sind, haben wir keine Waffe mehr. Was glaubst du, warum die Dämonen uns bis heute nicht angegriffen haben? Sie wollten uns nur verschonen, bis es keine schlagkräftige Verteidigung mehr gibt.«
    »Wir werden sie dennoch besiegen«, sagte Tessaya.
    Arnoan zog die Augenbrauen hoch. »Ich will beten.«
    »Versuche du nur, die Geister zu beschwichtigen, mein Schamane.«
    Tessaya sah Arnoan nach, als dieser sich zu dem Schrein begab, den er in der Offiziersmesse errichtet hatte. Im Moment hatten die Dämonen die Angriffe eingestellt, und die Wesmen jagten die letzten Versprengten aus dem Kaltraum. Drenoul trieb sich dort oben herum, starrte herab und haderte mit sich, nachdem er den Fehler begangen hatte, die Wesmen nicht beizeiten anzugreifen. Eine Bewegung im höchsten Turm erregte seine Aufmerksamkeit. Ungerufen kamen ihm Arnoans Worte wieder in den Sinn. Er runzelte die Stirn.
    Das vorherrschende Gefühl im Turmkomplex war Erleichterung, nicht etwa Triumph wie draußen. Tessayas Zuversicht geriet ins Wanken. Er fragte sich, mit welchen Neuigkeiten der Rabe nach Xetesk gekommen war, und welche Rolle er selbst dabei spielen würde. Er hatte sich ausbedungen, an ihren Debatten nicht teilnehmen zu müssen, und bereute bereits die Entscheidung, die ihm in jenem Augenblick noch richtig vorgekommen war. Seine Gegenwart wäre sowohl für die Stammesfürsten als auch für die Bewohner der Türme, die er so sehr verachtete, eine Herausforderung gewesen. Im Augenblick aber mussten
sie zusammenhalten und den gemeinsamen Feind bekämpfen.
    Schließlich starrte er durch die Tore zu den Karron hinaus. Es waren tausende, die dort warteten. Er musste sich wohl damit abfinden, dass Arnoan womöglich recht hatte, und so rief er seine Kommandanten zu sich, statt noch eine Stunde ins Bett zu gehen, wie es ursprünglich seine Absicht gewesen war. Sie mussten sich um die Verteidigung kümmern.
     
    Hirad war nicht sicher, ob Dystran oder Vuldaroq viel von dem mitbekommen hatten, was der Unbekannte zu sagen hatte. Die Männer konnten kaum den Blick von Erienne wenden. Sie lehnte sich an ihren Mann; der Kummer war ihr deutlich anzusehen, und ihre Hände zitterten noch, nachdem sie vor kurzem die Sprüche der Magie des Einen gewirkt hatte.
    Vielleicht hatten sie sogar begriffen, was von ihnen verlangt wurde, aber sicherlich nicht viel mehr als das. Hirad war müde und

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