Die letzte Expedition
so kann ich euch als Präsident der Raumfahrtbehörde CORA bestätigen, dass in Kürze, in etwa fünf bis zehn Minuten, zwei weitere große Transportraumschiffe hier in diesem Park landen und den Rest der zu evakuierenden Bevölkerung dieser Stadt aufnehmen werden! – Also: Haltet bitte etwas mehr Ruhe, meine lieben cromatinischen Mitbürger, und macht es den Einlassposten dort vorn nicht noch schwerer, als es ohnehin schon für sie ist! – Jeder von euch wird gerettet! Dies habe ich allen Bewohnern von Ozeanopolis bei meiner Videoansprache vor einer Woche versprochen! – Und was ich verspreche, das pflege ich auch zu halten!“
Allmählich ließ schließlich dann auch der Druck auf die vordersten Reihen der „cromatinischen Mitbürger“ etwas nach und die Abordnung aus dem CORA-Hauptgebäude konnte endlich ihren weiteren Weg ins Innere der vom Boden aus wirklich gewaltig und ziemlich bedrohlich wirkenden „Omikron“ fortsetzen.
„Wohl dem, der hier und heute mit einem Lancet bei uns einfliegen kann!“, bedauerte Satury die schwierige Lage derjenigen, welche sich zu Fuß aufgemacht hatten und auf diese Weise ins Raumschiff zu kommen gezwungen waren. „Aber diese Art des Reisens wäre ja für unseren kurzen Weg hinüber zum Hauptgebäude und wieder zurück nun wirklich Verschwendung von dringend benötigten Transportmitteln gewesen!“
„Weißt du eigentlich, Commander“, warf der wissenschaftliche Leiter der letzten cromatinischen Expedition zwischendurch kurz ein, „dass ich mir durch die enorme Hitze dieser beiden verdammten Riesensonnen dort droben am Firmament einen ganz schön heftigen Sonnenbrand im Nacken und an den Unterarmen zugezogen habe?“
Satury betrachtete daraufhin erst einmal mit einem gewissen „medizinischen“ Blick, welchen ansonsten eigentlich nur der Chefarzt der „Omikron“, Attu Tessic, aufzusetzen imstande war, die stark erröteten Körperteile. „Na klar, mein lieber Vitary, das glaube ich dir gerne!“, konnte er ihm dann leider nur bestätigen. „Aber sage mir doch bitte mal, warum du dich dabei auf einmal so höchst poetisch gibst? Das ist ja ein ganz neuer Zug an dir! – ‚Dort droben am Firmament!‘ – Wo, um alles in der Welt, hast du denn das bloß wieder her?“ Während dessen warf er seinem Chef-Wissenschaftler einen staunend fragenden Blick entgegen, doch dieser hob auch nur ratlos seine Schultern. „Im Gesicht bist du übrigens auch schon ziemlich rot! Müsstest dich bestimmt mal beim Chefarzt melden. Mit solch einem Sonnenbrand ist nicht zu spaßen, mein Lieber!“, wies ihn der Commander noch freundschaftlich, aber doch recht eindringlich auf seine übrigen sichtbaren und nicht sichtbaren Verbrennungen hin, dann ging es endlich mit einem der vier ständig mit Flüchtlingen überfüllten Lifte hinauf bis zur Kommandoebene.
Dort allerdings, und Satury machte nicht nur erschrocken große Augen, es verschlug ihm auch glatt die Sprache, bot sich der kleinen Abordnung, welche das Büro des CORA-Präsidenten leider so fluchtartig verlassen musste, ein heilloses Durcheinander! Es ging zu wie auf einem Jahrmarkt oder, besser noch, wie in einem Ameisenhaufen und ein unglaubliches Stimmengewirr erfüllte den großen Raum!
„Jupic!“, rief Satury ziemlich verstört, trotzdem aber mit lautstarkem Organ nach seinem in dem Gedränge kaum auffindbaren Stellvertreter. „Was ist denn hier los?! Was machen all die vielen fremden Zivilisten in unserer Kommandozentrale?!“
Der Gerufene jedoch blickte ziemlich ratlos und mit aller Schuld von sich weisenden Händen zurück. Erst als der Commander sich durch die unerwartete dichte Cromatiner-Ansammlung hindurch gekämpft hatte und neben ihm vor dem Chefsessel stand, erklärte Jupic seinem Vorgesetzten, wieso zur Zeit ein solch chaotisches Durcheinander hier herrschte.
„Also, Satury, ich glaube, fast jeder, der hier im Augenblick Dienst hat, hat alle seine evakuierten Angehörigen mit herauf gebracht, um ihnen einmal seinen Arbeitsplatz zu zeigen und all die schöne neue Technik zu erklären. Schließlich hat man als einfacher Zivilist nicht alle Tage solch eine großartige und vor allem günstige Gelegenheit, ein nigelnagelneues Raumschiff, noch dazu eines von dieser Größe, von innen und aus nächster Nähe zu besichtigen! – Und da wir nun bestimmt einmal für die nächsten Monate oder gar Jahre mit über dreihunderttausend cromatinischen Zivilisten zusammen und vor allem auch noch allesamt eingezwängt hier
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