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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Übereinanderschichtung von Dutzenden von Aufnahmen entstanden waren, um ein Durchschnittsgesicht zu zeigen. Das Ergebnis war ebenso leer, so ohne jeden Charakter gewesen, wie diese Aufnahmen.
    Sie schienen zu schlafen oder in Trance versenkt zu sein. Ihre Augen waren fest geschlossen, und sie schienen sich ihrer Umgebung ebensowenig bewußt wie die Bäume, unter denen sie standen. Welche Gedanken, fragte sich Jan, gingen durch das verwickelte Netz, in dem ihre Geister jetzt nicht mehr und doch nicht weniger waren als die einzelnen Fäden eines großen Gobelins? Eines Gobelins, der, wie er jetzt erkannte, viele Welten und viele Rassen umfaßte und immer noch größer wurde.
    Es geschah mit einer Schnelligkeit, die das Auge blendete und das Hirn verwunderte. Eben jetzt schaute Jan noch auf eine schöne, fruchtbare Landschaft, die nichts Sonderbares an sich hatte außer den zahllosen kleinen Figuren, die, aber nicht aufs Geratewohl, weit und breit darüber verstreut waren. Und dann im nächsten Augenblick waren alle Bäume und Gräser, alle lebenden Geschöpfe, die dieses Land bewohnt hatten, weg und verschwunden. Übrig geblieben waren nur die stillen Seen, die gewundenen Flüsse, die wogenden braunen Hügel, die jetzt ihres grünen Teppichs entkleidet waren, und die schweigenden, gleichgültigen Gestalten, die all diese Zerstörung herbeigeführt hatten.
    »Warum haben sie es getan?« ächzte Jan.
    »Vielleicht weil die Anwesenheit anderer Geister sie störte, selbst die kümmerlichen Geister von Pflanzen und Tieren. Eines Tages, nehmen wir an, werden sie die materielle Welt ebenfalls störend finden. Und wer weiß, was dann geschehen wird. Jetzt begreifen Sie, warum wir uns zurückzogen, als wir unsere Pflicht getan hatten. Wir versuchen noch immer, sie zu studieren, aber wir betreten ihr Land nie und schicken auch unsere Geräte nicht dorthin. Wir wagen nichts weiter zu tun, als sie vom Weltraum aus zu beobachten.«
    »Das ist vor vielen Jahren geschehen«, sagte Jan. »Was hat sich seitdem ereignet?«
    »Sehr wenig. Sie haben sich in der ganzen Zeit nie bewegt und kümmern sich nicht um Tag oder Nacht, um Sommer oder Winter. Sie erproben noch immer ihre Kräfte: Einige Flüsse haben ihren Lauf verändert, und einer fließt bergauf. Aber sie haben nichts getan, was irgendeinen Zweck zu haben scheint.«
    »Und sie haben Sie völlig unbeachtet gelassen?«
    »Ja, obwohl das nicht überraschend ist. Die – Einheit –, von der sie ein Teil sind, weiß alles über uns. Sie scheint sich nicht darum zu kümmern, wenn wir sie zu studieren versuchen. Wenn sie wünscht, daß wir von hier fortgehen, oder wenn sie irgendwo eine neue Aufgabe für uns hat, wird sie uns ihre Wünsche sehr deutlich kundtun. Bis dahin werden wir hier bleiben, damit unsere Wissenschaftler so viele Kenntnisse sammeln können wie nur möglich.«
    Das also, dachte Jan mit einer Ergebung, die jenseits aller Trauer lag, war das Ende des Menschen. Es war ein Ende, das kein Prophet je vorausgesehen hatte, ein Ende, das Optimismus und Pessimismus in gleicher Weise verwarf.
    Dennoch war es würdig. Es hatte die erhabene Unvermeidlichkeit eines großen Kunstwerks. Jan hatte das Universum in all seiner furchtbaren Größe geschaut und wußte jetzt, daß es kein Ort für Menschen war. Er begriff endlich, wie vergeblich letzten Endes der Traum gewesen war, der ihn zu den Sternen gelockt hatte.
    Denn der Weg zu den Sternen war eine Straße, die sich nach zwei Richtungen gabelte, und keine führte zu einem Ziel, das irgendeine Rücksicht auf menschliche Hoffnungen oder Befürchtungen nahm.
    Am Ende des einen Weges standen die Overlords. Sie hatten sich ihre Eigenpersönlichkeit, ihr unabhängiges Ich erhalten; sie besaßen Selbsterkenntnis, und das Fürwort »Ich« hatte eine Bedeutung in ihrer Sprache. Sie hatten Gefühle, von denen wenigstens einige von der Menschheit geteilt wurden. Aber sie waren, wie Jan jetzt erkannte, in einer Sackgasse gefangen, der sie nie entrinnen konnten. Ihre Gedanken waren zehn- oder vielleicht hundertmal so mächtig wie die der Menschen. Das machte jedoch in der Schlußrechnung keinen Unterschied. Sie waren ebenso hilflos, ebenso überwältigt angesichts des unvorstellbaren Gewirrs einer Milchstraße von hunderttausend Millionen Sonnen und eines Kosmos von hunderttausend Millionen Milchstraßen.
    Und am Ende des anderen Weges? Dort waltete der Übergeist, was er auch sein mochte, der im gleichen Verhältnis zum Menschen stand wie

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