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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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alles beendet war. Wir taten, was wir konnten, aber es war kein leichtes Ende. Und weil wir dabei waren, wurden wir mit dem Tode Ihrer Rasse in Verbindung gebracht. Ja, auch wenn es zehntausend Jahre später geschah! Es war, als ob ein verzerrtes Echo den geschlossenen Kreis der Zeit zurückgelaufen wäre, von der Zukunft in die Vergangenheit. Nennen Sie es nicht eine Erinnerung, sondern eine Vorahnung.«
    Dieser Gedanke war kaum zu fassen, und einen Augenblick schlug sich Jan schweigend mit ihm herum. Und doch hätte er vorbereitet sein müssen, denn er hatte bereits Beweise genug bekommen, daß Ursache und Wirkung ihre normale Folge umkehren konnten.
    Es mußte so etwas wie ein Rassengedächtnis geben, und dieses Gedächtnis war irgendwie unabhängig von der Zeit. Für dieses Gedächtnis waren Zukunft und Vergangenheit ein Ganzes. Daher hatten vor Tausenden von Jahren die Menschen schon ein verzerrtes Bild der Overlords in einem Nebel von Angst und Schrecken gesehen.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte der letzte Mensch.
    Der letzte Mensch! Jan fand es sehr schwer, sich als den letzten Menschen zu sehen. Als er in den Weltraum aufgebrochen war, hatte er die Möglichkeit einer ewigen Verbannung von der menschlichen Rasse in Kauf genommen, und die Einsamkeit hatte ihn noch nicht überwältigt. Im Lauf der Jahre würde ihn vielleicht die Sehnsucht, ein anderes menschliches Wesen zu sehen, überkommen, aber im Augenblick hinderte ihn die Gesellschaft der Overlords, sich völlig einsam zu fühlen.
    Noch vor zehn Jahren hatte es Menschen auf der Erde gegeben, aber sie waren entartete Überlebende gewesen, und Jan hatte nichts verloren, daß er ihnen nicht begegnete. Aus Gründen, die die Overlords nicht erklären konnten, die aber Jan auf psychologischem Gebiet vermutete, waren keine Kinder geboren worden, die die fortgegangenen ersetzt hätten. Der Homo sapiens war ausgestorben.
    Vielleicht lag in einer der noch erhaltenen Städte das Manuskript irgendeines späten Langarmaffen, eines Gibbon, der über die letzten Tage der menschlichen Rasse berichtete. Wenn es sich so verhielt, wußte Jan nicht einmal, ob er sich die Mühe machen würde, es zu lesen. Raschaverak hatte ihm bereits alles erzählt, was er zu wissen wünschte.
    Die Menschen, die sich nicht selbst vernichteten, hatten Vergessen in immer fieberhafterer Tätigkeit, in wildem und selbstmörderischem Sport gesucht, der oft von kleineren Kriegen nicht zu unterscheiden war. Da die Bevölkerung rasch abnahm, hatten sich die alternden Überlebenden zusammengefunden, eine geschlagene Armee, die ihre Reihen fester schloß, als sie ihren letzten Rückzug antrat.
    Dieser Schlußakt, ehe der Vorhang sich für immer senkte, mußte von aufflammendem Heldentum und Aufopferung erhellt und von Grausamkeit und Selbstsucht verdunkelt worden sein. Ob er in Verzweiflung oder Ergebung geendet hatte, würde Jan nie erfahren.
    Es gab viele Dinge, die seinen Sinn beschäftigten. Der Stützpunkt der Overlords befand sich etwa einen Kilometer von einer verlassenen Villa, und Jan brachte Monate damit zu, diese mit Gegenständen auszustatten, die er aus der etwa dreißig Kilometer entfernten nächsten Stadt holte. Er war mit Raschaverak, dessen Freundschaft er nicht für ganz selbstlos hielt, dorthin geflogen. Dieser Psychologe studierte noch immer das letzte Exemplar des Homo sapiens.
    Die Stadt mußte vor dem Ende geräumt worden sein, denn die Häuser und viele von den öffentlichen Einrichtungen waren noch in gutem Zustand. Es hätte wenig Mühe gemacht, die Generatoren wieder in Betrieb zu setzen, so daß die breiten Straßen noch einmal in der Illusion des Lebens geglüht hätten. Jan spielte mit diesem Gedanken, dann ließ er ihn als zu krankhaft fallen. Das einzige, was er nicht tun wollte, war, über die Vergangenheit zu brüten. Hier war alles, was er brauchte, um sich für den Rest seines Lebens zu erhalten, aber das größte Verlangen hatte er nach einem elektronischen Klavier und gewissen Bach-Übertragungen. Er hatte für Musik nie so viel Zeit gehabt, wie er gewünscht hätte, und jetzt wollte er sich dafür entschädigen. Wenn er nicht selbst spielte, ließ er Tonbänder von den großen Symphonien und Konzerten ablaufen, so daß die Villa nie still war. Musik war sein Talisman gegen die Einsamkeit geworden, die ihn eines Tages sicher überwältigen mußte.
    Oft pflegte er lange Wanderungen über die Hügel zu machen, wo er an alles dachte, was in den wenigen Monaten, seit er

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